Wer seine Heizkosten durch eine Heizungserneuerung dauerhaft senken möchte, ist gut beraten, genau über die Art der Modernisierung nachzudenken. Denn die Auswahl auf dem Heizmarkt ist groß und teils schwer zu durchblicken. Und ein bloßer Ersatz des alten Kessels ist nicht immer die sinnvollste Lösung.
Auch wenn allein das schon viel Einsparpotenzial birgt: Wer die klassischen und beliebtesten Heizungen, die mit Öl und Gas befeuert werden, durch moderne Brennwertmodelle austauscht, kann schnell effizienter und umweltschonender heizen. „Schon ein Gerät, das nun 15 Jahre auf dem Buckel hat, kann schon eine richtige Energieschleuder sein“, sagt co2online-Sprecher Jens Hakenes. „Zudem muss sich jeder bewusst machen: Je älter die Heizung wird, desto höher wird die Gefahr, dass sie plötzlich kaputt geht.“ Deshalb sei es wichtig, sich beizeiten Gedanken um eine Erneuerung und mögliche Alternativen im Fall einer Modernisierung zu machen.
Heizungsanbieter versprechen häufig, dass bei einem Austausch der veralteten Kessel, rund 30 Prozent des Energiebedarfs reduziert werden können. „Es ist in sehr vielen Fällen so, dass die alten Heizkessel hohe Wärmeverluste haben, sodass Sie schon alleine durch den Austausch des Kessels sehr viel Energie einsparen können“, sagt Brandis. Der Energieexperte der Verbraucherzentrale ist bei derartigen Schätzungen vorsichtiger: „Die Einsparungen fallen tatsächlich sehr unterschiedlich aus.“ Zwar seien Einsparungen von 30 bis 40 Prozent möglich, aber nicht in jedem Haushalt gleich realistisch.
Welche Heizung im Altbau?
Ist eine Gasleitung vorhanden oder erreichbar, empfehlen viele Experten die Gasheizung als sehr sinnvolle Lösung. Sie ist günstig in der Anschaffung und die Heizkosten sind derzeit noch verhältnismäßig günstig – allerdings steigen sie.
Sollte kein Gasanschluss möglich sein, gilt auch die Ölheizung weiterhin als Option, da sie in der Anschaffung relativ preiswert ist. Ähnlich wie bei der Gasheizung sind die Heizkosten derzeit noch verhältnismäßig günstig – steigen aber.
Aufgrund der geringen Wärmedämmung von Altbauten und ungeeigneten Baustruktur raten Energieexperten in der Regel von der Wärmepumpe ab, da sie aufgrund der hohen Anschaffungskosten und hohen Wärmebedarfs im Altbau meist nicht wirtschaftlich ist.
Bei einem hohen Wärmebedarf kann eine Biomasse-Heizung im Altbau lohnenswert sein. Allerdings müssen die hohen Anschaffungskosten bedacht werden.
Als Ergänzung zu anderen Heizungssystemen ist die Solarthermie eine ideale Ergänzung. Insbesondere bei Gas- und Ölheizungen kann sie zur Warmwasseraufbereitung geeignet sein und die Heizkosten im Altbau senken.
Dabei komme es sehr stark auf die Nutzung der Heizung an. „Ich bin in vielen Häusern gewesen, in denen die Heizung für ein bis zwei Personen nur ein bis zwei Räume regelmäßig beheizt – in diesen Fällen ist die Einsparung natürlich deutlich geringer, als wenn in dem gleichen Gebäude eine vierköpfige Familie wohnt“, erklärt Brandis.
Anhand einer Verbrauchs- und Kostenanalyse lasse sich das Einsparpotenzial aber sehr gut vorab berechnen. „Sinnvoll ist es immer jemanden zu fragen, der sich mit dem Thema auskennt“, sagt Brandis.
Neben dem Blick auf den Kessel selbst lohnt sich zudem eine Prüfung anderer Komponenten wie etwa der Heizungspumpe, der Thermostatventile und eventuell auch des Speichers, rät Hakenes: „Das sind Klassiker, die auch immer mal geprüft werden sollten, ob sie vielleicht ihren Zenit überschritten haben und sich ein Austausch lohnt.“ Dafür können sich Eigentümer etwa an den Schornsteinfeger oder einen Handwerker wenden, der vielleicht die Anlage regelmäßig wartet. Für eine solche sogenannte Heizungsoptimierung, bei der etwa Heizungspumpen erneuert oder ein hydraulischer Abgleich gemacht wird, gibt es auch Förderung vom Bund: So bezuschusst das BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) entsprechende Investitionen in das Heizungssystem.
Hydraulischer Abgleich
Der hydraulische Abgleich ist ein Verfahren, bei dem eine Heizungsanlage überprüft und eingestellt wird. Jeder Heizkörper, Heizkreis und jede Flächenheizung und Heizungsanlage benötigt einen individuell zu bestimmenden Durchfluss mit warmen Wasser. Dieser wird mit dem hydraulischen Abgleich festgelegt. Dies soll dafür sorgen, dass bei einer bestimmten Vorlauftemperatur der Heizung jeder Raum mit ausreichend viel Wärme versorgt wird, sodass die gewünschte Raumtemperatur mit möglichst geringem Energieaufwand erreicht werden kann und auch der Rücklauf jedes Heizkörpers die gleiche Temperatur aufweist.
Wurde kein hydraulischer Abgleich an einer Heizungsanlage vorgenommen, so führt das zumeist dazu, dass die Heizkörper, die sich nahe der Heizung befinden, besser versorgt werden. Heizkörper, die weit weg stehen, beispielsweise in einem oberen Stockwerk, können so unter Umständen gar nicht richtig warm werden. Der einzige Weg die Wärme zu diesen Heizkörpern zu bringen ist, das Abdrehen der gut versorgten Heizkörper.
Sonnenkraft und andere Alternativen für die Heizung
Lediglich den alten Kessel auszutauschen ist so für viele Verbraucher die einfachste und bequemste Methode schnell ein wenig Energieeffizienz beim Heizen zu gewinnen. „Das ist in manchen Fällen auch die passende Empfehlung, aber damit nehmen sie nicht die Chance wahr nach sinnvollen Alternativen zu fahnden“, sagt Brandis. Das könnten beispielsweise der Umstieg auf eine andere Wärmequelle sein – etwa eine Wärmepumpe – oder die Ergänzung durch erneuerbare Energien etwa Solarthermie.
Besonders bei Gas- und Ölbrennwertheizungen setzen viele Verbraucher auf den Expertentipp und kombinieren ihre Heizungsanlage mit erneuerbaren Energien. Die Einbindung von Solarkraft in Form einer Solarthermieanlage etwa kann die Heizkosten deutlich drosseln. „Mit der Solarthermie können die laufenden Kosten direkt reduziert werden“, erklärt Hakenes. „Bei einem Durchschnittshaushalt mit einer modernen Gasbrennwertheizung haben wir in einem Beispiel Energiekosten pro Jahr von 2700 Euro. Wird diese mit einer Solarthermieanlage kombiniert, können pro Jahr rund 500 Euro Energiekosten eingespart werden.“
Wenn die äußeren Bedingungen gut sind – etwa eine optimal nach Süden ausgerichtete, nicht verschattete Dachfläche (in Teilen sind auch Ost- und Westflächen noch gut bewertet) – gelten Solaranlagen deshalb gemeinhin als sinnvolle Ergänzung. Aber auch hier gilt: Die Wirtschaftlichkeit ist nur dann gegeben, wenn sie gut ausgelastet sind. Für alleinlebende Personen lohnt sich eine Solarthermie zur Warmwasseraufbereitung gemeinhin nicht – bei einer Familie mit Kindern, die einen hohen Warmwasserverbrauch hat, sieht die Rechnung schon wieder ganz anders aus. Dann kann eine Solarthermieanlage zusätzlich zur konservativen Heizung richtig Kosten sparen - allerdings gilt auch hier: Die höheren Investitionskosten und die verlängerte Amortisationszeit für die Hybridheizung etwa aus Gas und Solarthermie müssen in die Kosten-Nutzen-Rechnung miteingehen.