Hypo-Konjunkturindex Glänzende Aussichten für die Immobilienbranche

Deutschlands Immobilienprofis sind bester Laune, zeigt der aktuelle Hypo-Index. Besonders gut ist die Stimmung ausgerechnet in der Teilbranche, die sich stets über die Gängelung durch die Politik beschwert.

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Kräne sind in einem Neubaukomplex für Mehrfamilienhäuser in Berlin zu sehen. Die Stimmung in der Wohnungsbranche ist prächtig, trotz der Mietbremse. Quelle: dpa

Düsseldorf Der deutschen Immobilienbranche geht es zurzeit sehr gut und es das wird auch in naher Zukunft so bleiben. Das ist die Aussage des jüngsten Hypo-Indexes. „Kein Sommerloch in Sicht“, überschreiben die Deutsche Hypothekenbank (Deutsche Hypo) und das Marktforschungsinstitut Bulwiengesa das Ergebnis ihrer gemeinsamen Umfrage unter rund 1.000 Immobilienprofis im Juni. Das Stimmungsbarometer der Immobilienwirtschaft wird monatlich veröffentlicht.

Der Immobilienkonjunkturindex, der aussagt, wie es der Branche aktuell geht, zeigt einen Rekord nach dem anderen: Im Juni erreichte der Wert 306,7 Punkte, ein Plus von 1,9 Prozent. Im April stand der Index noch unter 300 Punkten.

Der Klimaindex, der die Erwartungen misst, legte um 1,1 Prozent auf 134,7 Punkte zu und ist somit nicht mehr weit vom Jahreshöchstwert im Januar von 137,4 Punkten entfernt. Wäre die Einschätzung aller Befragten positiv, betrüge der Indexwert 200 Punkte. „Bleibt das Immobilienklima in den nächsten Monaten seiner Linie treu, stehen die Chancen für einen neuen Höchstwert im dritten Quartal 2017 recht gut“, meinen die Index-Herausgeber.

Deutsche-Hypo-Chef Andreas Pohl sieht die Index-Entwicklung im Einklang mit den jüngsten positiven Konjunktureinschätzungen für Deutschland und verweist auf eine auf zwei Prozent angehobene Prognose für das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands durch die OECD sowie den im vergangenen Monat gestiegenen ifo-Geschäftsklimaindex.

„Wirtschaftliche Stabilität sowie verlässliche politische Rahmenbedingungen sind die Merkmale, mit denen Deutschland im europäischen und internationalen Vergleich punkten kann und von denen unsere Branche enorm profitiert“, kommentiert Pohl die Indexentwicklung. Der Klimaindex setzt sich aus fünf, die unterschiedlichen Nutzungsarten repräsentierenden Teilindizes zusammen.

Einer spiegelt die Situation im Wohnungsbau. Und dieser Index legte um drei Prozent auf 159,2 Punkte zu und blieb weiterhin mit großem Abstand höchster Teilindex. Das ist auffällig. Denn gerade dieser Sektor beklagt sich vor der Bundestagswahl im September eher über unzuverlässige politische Rahmenbedingungen.


Wohnungspolitik ist großes Wahlkampfthema

So steht nach wie vor die Einführung einer verschärften Mietpreisbremse im Raum, nachdem die gültige Regelung drastische Mietanstiege in deutschen Großstädten nicht verhindert hat. Ein Vorhaben, für das sich Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) stark macht. Gegen dieses Ansinnen protestiert die Wohnungswirtschaft vehement.

Aktuell gilt, dass Vermieter bei Mieterwechseln die Miete um maximal zehn Prozent über die ortübliche Vergleichsmiete anheben dürfen. Die Erstvermietung wie auch die Neuvermietung grundlegend modernisierter Wohnungen ist von dem Gesetz ausgenommen. Das Bundesland Berlin führte die Bremse zum erstmöglichen Termin 1. Juni 2015 ein. Sie gilt inzwischen in mehr als 300 deutschen Städten.

Die jüngsten Zahlen zu den Genehmigungen für Wohnungsbauten passen auf den ersten Blick ebenfalls nicht zu der positiven Entwicklung des Klimaindexes. Den von Januar bis März nahm die Zahl der Baugenehmigungen um 5.600 oder 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 79.000 ab. Es war laut Statistischem Bundesamt der erste Rückgang in einem Quartal seit fünf Jahren.

Die Debatte über die künftige Wohnungspolitik wird in den nächsten Wochen noch schärfer werden. Am 22. Juni will SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz auf dem Wohnungsbautag in Berlin seine zentralen Wahlaussagen rund ums Wohnen in einer Grundsatzrede vorstellen.

Noch stärker als in der Wohnungswirtschaft ist der Optimismus bei den Logistikern der Branche gestiegen. Der Teilindex legte um 4,6 Prozent auf 148,6 Punkte zu. Zwar haben die Besitzwechsel großer Lagerhäuser nach Zahlen des internationalen Maklerhauses JLL im ersten Quartal 2017 gegenüber dem Vorjahr etwas abgenommen, dafür wurde noch nie so viel Lagerfläche in einem ersten Quartal vermietet wie von Januar bis März, meldet der Immobiliendienstleister BNP Paribas Real Estate.

Auch die Indizes für Büro- und Einzelhandelsimmobilien entwickelten sich positiv, doch im Handelssektor ist die Stimmung eher mau, ist an einem Indexwert unter 100 Punkten ablesbar. Käufer und Vermieter von Ladenlokalen und Einkaufszentren sind von den wachsenden Umsätzen im Online-Einzelhandel verunsichert. Verschlechtert hat sich die Stimmung im Nischensektor Hotels, ist aber immer noch deutlich positiv.

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