Immobilien-Börsengang Nischenspieler Noratis kommt

Der boomende Immobilienmarkt bietet Chancen für Börsengänge. Die will der Wohnimmobilieninvestor Noratis nutzen. Der ist ein Nischenanbieter, setzt dafür auf ein renditestarkes – und riskantes – Geschäftsmodell.

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Das Umfeld für die Neuemission von Immobilienaktien ist derzeit günstig. Quelle: dapd

Düsseldorf Die Liste der börsennotierten Immobiliengesellschaften wird um einen Namen länger: Noratis. Von Mittwoch bis Montag können Interessierte die Aktie des Eschborner Wohnimmobilieninvestors zeichnen. Die Preispanne je Aktie ist auf 18,75 bis 22,75 Euro festgesetzt.

Anleger bekommen dafür die Beteiligung an einer Gesellschaft, die Wohnungen abseits der Metropolen in sogenannten B- und C-Städten kauft, etwa in Mayen in der Eifel oder im nordhessischen Bad Hersfeld. Auch die Qualität darf gerne B- und C-Standard haben, denn die Eschborner wollen vor allem mit der Aufwertung von Beständen Geld verdienen. Seit 2014 seien 14 Projekte mit mehr als 1.300 Wohneinheiten erfolgreich abgeschlossen worden, berichtet Noratis. Den Umsatz des vergangenen Jahres beziffert die Gesellschaft auf knapp 45 Millionen Euro.

Gekauft würden Wohnungen im Schnitt zu weniger als 1.000 Euro pro Quadratmeter, berichtete das Noratis-Management kürzlich im Handelsblatt. Als Ankaufsrenditen werden zwischen sieben und elf Prozent verlangt. Das heißt: Wohnungen werden etwa zum neun- bis 14-fachen der Jahreskaltmiete gekauft. Zum Vergleich: Die etablierten großen Gesellschaften zahlen in Großstädten für vollvermietete Wohnblocks mit guter Bausubstanz häufig mehr als das 20-fache der Miete. Wie üblich gilt der Grundsatz: Höhere Rendite wie im Fall von Noratis bedeutet aber auch höheres Risiko.

Die Kapitalerhöhung samt Börsengang soll Noratis schnelleres Wachstum ermöglichen; die Firma kalkuliert einen Bruttoemissionserlös – also einen Erlös vor Emissionskosten – von 45,5 Millionen Euro ein. Sollte die Nachfrage nach den Aktien das Angebot übersteigen, wollen Altaktionäre 200.000 eigene Aktien, zehn Prozent des Basisangebots, abgeben. Sollten diese Aktien zusätzlich platziert werden, würde ein Streubesitz von 55 Prozent erreicht.

Mit diesen Eckdaten ist Noratis weder beim Ankauf von Wohnungen noch beim Einwerben von Kapital eine Konkurrenz für die im Aktienindex Dax und MDax notierten großen deutschen Wohnungsgesellschaften. Die Eschborner sind vielmehr ein Nischenanbieter.

Der Markt für Immobilienaktien fiel in den vergangenen Jahren mehr durch Zusammenschlüsse auf als durch Neuemissionen. Schwergewichte der Branche wie der als Börsenkandidat gehandelte Projektentwickler Aurelis halten sich über ihre Zukunft bedeckt. Im vergangenen Herbst betrieben Investoren den Verkauf und einen möglichen Börsengang des Vermarkters Officefirst gleichzeitig – entschieden sich letztlich dann aber dafür, den Bürovermieter für 1,3 Milliarden Euro an den US-Finanzinvestor Blackstone zu verkaufen, statt ihn an die Börse zu bringen.

Grundsätzlich wäre die Zeit für Börsengänge günstig, meint Bernd Janssen, Analyst bei Victoria Partners, einem professionellen Beobachter des Immobilienaktienmarktes. Das hat zwei Gründe: Der Immobilienmarkt boomt, was den börsengelisteten Gesellschaften hohe Bewertungen bringt. Und auf der anderen Seite weiß jeder in der Branche, dass steigende Zinsen nachteilig auf die Kurse wirken. Daher sollte das aktuell vorhandene Niedrigzinsumfeld genutzt werden.

Zwar gehen Beobachter im Moment nicht von abrupt steigenden Zinsen aus. Aber Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, deutete in der vergangenen Woche an, dass eine Zinswende bevorstehen könnte. Die Kapitalmarktzinsen sind in geringem Umfang bereits gestiegen. All das könnte weitere langjährige Immo-Börsenkandidaten zu einem baldigen Gang aufs Parkett verleiten.

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