Immobilien Brexit könnte Immobilienpreise in Deutschland höher treiben

Schon jetzt sorgen sich Immobilienexperten in stark nachgefragten Metropolen, ob der deutsche Immobilienmarkt sich nicht auf eine Immobilienblase zubewegt. Der Brexit könnte dies weiter befeuern.

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In diesen Großstädten ist Wohnen besonders teuer
Wohnen in Großstädten ist teurer geworden Quelle: dpa
Mietkostenanstieg Quelle: dpa
Berlin mit enormer Mietkostensteigerung Quelle: REUTERS
Preissteigerungen im mittleren Wohnwert Quelle: dpa
Duisburg und Bochum mit günstigen Mieten Quelle: dpa
Durchschnittliche Kaltmieten im Städtevergleich Quelle: dpa
Durchschnittskosten für Großstadt-Quadratmeter Quelle: dapd

Der Brexit könnte den Immobilienboom in Deutschland nach Ansicht von Experten weiter befeuern - vor allem in ohnehin stark nachgefragten Metropolen wie Frankfurt, München und Berlin. Gründe seien die Unsicherheit um den geplanten EU-Austritt der Briten und die Furcht vor Handelsbarrieren. Nach der Ankündigung von Großbritanniens Premierministerin Theresa May, eine klare Trennung von der EU anzustreben, hatten etwa Großbanken angekündigt, Arbeitsplätze aus London auf den Kontinent zu verlagern.

„Nun, da der Brexit an Klarheit gewinnt, wird bei Firmen zunehmend nachgerechnet und geprüft, wo in Deutschland genug passende Büroflächen frei sind“, sagt Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). „Nachgelagert dürfte ab dem zweiten Halbjahr auch die Nachfrage nach Wohnraum kommen.“ Im Fokus stünde vor allem Frankfurt. Der Finanzplatz gilt als Profiteur des Brexits. Der Lobbyverein Frankfurt Main Finance rechnet mit 10 000 neuen Arbeitsplätzen am Main binnen fünf Jahren.

„Die Nachfrage nach hochwertigen Immobilien in Frankfurt dürfte weiter anziehen und die Preise treiben“, sagt Voigtländer. „Da dort die Lage ohnehin angespannt ist, könnte das auf den Gesamtmarkt abstrahlen und Fantasien nach neuen Steigerungen wecken.“ Auswirkungen könnten zudem in München spürbar sein, meint Voigtländer. „Die Stadt ist als Versicherungsstandort attraktiv.“

Wo es bis 2030 in Deutschland noch teurer wird
Platz 15: BremenIn mehr als 80 Prozent der deutschen Großstädte haben sich die Preise für Wohnungen und Häuser in den vergangenen zehn Jahren nach oben entwickelt. Dazu hat vor allem die Urbanisierung beigetragen. Nach einer Auswertung der Postbank wird es in Bremen in Zukunft auch so weiter gehen. In den folgenden Städten wird es sogar noch teurer.Bevölkerungsentwicklung inkl. Flüchtlingsprognose bis 2030*: + 0,48 ProzentBevölkerungsbedingte Preisentwicklung bei Eigentumswohnungen bis 2030**: + 0,21 Prozent * Annahme: Von 2015 bis 2030 migrieren 1 Million Flüchtlinge in die Bundesrepublik (Bleiberecht inkl. Familienzuzug); die Verteilung der Flüchtlinge auf die Bundesländer erfolgt nach dem Königsteiner Schlüssel, innerhalb der Bundesländer nach Bevölkerungsanteilen. * Prognostizierte Preisentwicklung auf Basis der angenommenen Bevölkerungsentwicklung inkl. Flüchtlingszuzug; Veränderungen des Verkaufspreises in Euro pro Quadratmeter.Quelle: Postbank Quelle: dpa
Platz 14: KölnAuch in Köln werden die Preise steigen. Insgesamt werden sich in den kommenden 15 Jahren sich Städte und Regionen sehr unterschiedlich entwickeln: Weniger als die Hälfte der Städte werden noch wachsen, trotz Flüchtlingszuzug. Und: Die Bevölkerungsentwicklung einer Stadt und die Preise am Immobilienmarkt hängen eng zusammen, wie die Studie der Postbank zeigt.Bevölkerungsentwicklung inkl. Flüchtlingsprognose: + 1,22 ProzentBevölkerungsbedingte Preisentwicklung bei Eigentumswohnungen: + 3,38 Prozent Quelle: dpa
Platz 13: LeipzigIn vielen Städten mildern neue Mitbürger, denen nach dem Asylverfahren ein Bleiberecht und damit eine Perspektive gewährt werden, den Bevölkerungsrückgang zumindest ab. Vor allem der Osten kann vom Zuzug durch Flüchtlinge profitieren, während er in prosperierenden Städten Engpässe auf dem Immobilienmarkt noch verstärken wird. Bevölkerungsentwicklung inkl. Flüchtlingsprognose: + 1,38 ProzentBevölkerungsbedingte Preisentwicklung bei Eigentumswohnungen: + 3,40 Prozent Quelle: dpa
Platz 12: DresdenDer Studie liegt die Annahme zugrunde, dass bis 2030 insgesamt etwa eine Million Menschen zuwandern – und der Zuzug damit etwa der Zahl der Flüchtlinge entspricht, die im Jahr 2015 ins Land kam. Die gegenwärtige Verteilung auf die Bundesländer nach dem Königsteiner Schlüssel wird fortgeschrieben, innerhalb der Länder wird eine Aufteilung auf Städte nach Bevölkerungsanteilen angenommen.Bevölkerungsentwicklung inkl. Flüchtlingsprognose: + 1,57 ProzentBevölkerungsbedingte Preisentwicklung bei Eigentumswohnungen: + 4,06 Prozent Quelle: dpa
Platz 11: MünchenGrund für die erhöhte Wohnflächennachfrage in Städten wie München sind die steigende Anzahl von Haushalten, insbesondere Single-Haushalten, sowie der Wunsch nach mehr Wohnraum. „Der steigende Wohnflächenbedarf wird vor allem die Nachfrage nach Eigentumswohnungen ankurbeln“, erklärt Postbank-Experte Dieter Pfeiffenberger.Bevölkerungsentwicklung inkl. Flüchtlingsprognose: + 1,58 ProzentBevölkerungsbedingte Preisentwicklung bei Eigentumswohnungen: + 4,39 Prozent Quelle: dpa
Platz 10: AaachenDie Preisstürze in den schrumpfenden Städten hingegen werden der Studie zufolge wahrscheinlich durch einen weiteren Trend abgemildert – nämlich durch die steigende Wohnflächennachfrage.Bevölkerungs-entwicklung inkl. Flüchtlingsprognose: + 2,06 ProzentBevölkerungsbedingte Preisentwicklung bei Eigentumswohnungen: + 6,33 Prozent Quelle: dpa
Platz 9: DüsseldorfIn allen 36 untersuchten Städten sind die Immobiliengrößen pro Haushalt in den vergangenen zehn Jahren gestiegen. Wurde im Jahr 2005 noch auf 71,8 Quadratmetern gewohnt, sind es jetzt im Schnitt 73,3 Quadratmeter. Bis 2030 wird die Wohnflächennachfrage in drei Viertel der untersuchten Städte weiter steigen, prognostiziert die Studie.Bevölkerungsentwicklung inkl. Flüchtlingsprognose: + 2,18 ProzentBevölkerungsbedingte Preisentwicklung bei Eigentumswohnungen: + 6,74 Prozent Quelle: dpa

Mit einer wachsenden Nachfrage nach Büros rechnet der Immobilienspezialist BNP Paribas Real Estate. In einer global unsicheren Situation gewinne die Stabilität Deutschlands weiter an Gewicht, gerade für internationale Investoren. Davon werde Frankfurt besonders profitieren. „Wir gehen davon aus, dass die Folgen dort nach dem Austrittsantrag der Briten bis März spürbar werden“, sagt José Martinez, Niederlassungsleiter in der Stadt.

Höhere Spitzenmieten für Gewerbeflächen in Frankfurt erwartet auch der Immobiliendienstleister CBRE. Mit Beginn der Austrittsverhandlungen Großbritanniens könnte die Nachfrage nach erstklassigen Objekten bei begrenztem Angebot weiter steigen, sagt CBRE-Experte Jan Linsin.

Ein weiterer potenzieller Gewinner sei Berlin, meint Linsin. Die Hauptstadt sei gerade für Start-ups und Firmen aus der Digitalwirtschaft attraktiv. Bisher gebe es aber allgemein noch keine Vorzieheffekte wegen des Brexits, sagt Linsin. „Die Investoren prüfen zunächst.“

Zurückhaltender ist der Immobilienverband IVD, der etwa Makler und Sachverständige vertritt. Der IVD erwarte derzeit nicht, „dass sich der Brexit auf die deutschen Immobilienmärkte maßgeblich auswirken wird“, sagt Präsident Jürgen Michael Schick.

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