Immobilien in Frankreich Niedrigzinsen helfen denen, die schon viel haben

Nicht alle französischen Haushalte profitieren gleichermaßen von niedrigen Zinsen, so die Banque de France, sondern nur die besser gestellten. Sie entscheiden sich häufiger für Hypotheken mit kurzen Zinsfristen.

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Die Bank räumt mit dem Vorurteil auf, dass vor allem ärmere Haushalte dank günstiger Hypotheken von niedrigen Zinsen profitieren. Quelle: dpa

Paris Die Banque de France stellt in ihrem jüngsten Monatsbericht fest, dass beim Erwerb von Immobilien nicht alle Privathaushalte in gleichem Maße von den niedrigen Zinsen profitieren. „Für die Haushalte mit dem geringsten Einkommen sind die Zinsen weniger gesunken“, stellt die Notenbank fest. Sie führt das darauf zurück, dass diese Einkommensgruppe überdurchschnittlich oft Hypotheken mit einer Zinsbindung von 25 Jahren aufnimmt, während begüterte Schichten den Festzins nur für kürzere Fristen wählen und dafür günstigere Zinsen bekommen. Der Abstand zwischen langen und kurzen Zinsen habe sich aber seit 2008 fast verdoppelt.

Die Experten der Bank räumen mit dem Vorurteil auf, dass die niedrigen Zinsen gerade auch ärmere Schichten zum Erwerb einer Immobilie anregen. Tatsächlich sei die Entwicklung am Markt umgekehrt: Das mittlere Einkommen (Median) derer, die einen Immobilienkredit aufnehmen, sei seit 2008 deutlich angestiegen. Es liegt heute bei 44.000 Euro. Die Immo-Preise sind bis 2011 stark gestiegen, seitdem um sechs Prozent gefallen. Unter dem Einfluss der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank sei der mittlere Zins für Immobilienkredite in Frankreich von 5,1 auf 2,1 Prozent gesunken, mit einem entsprechend niedrigeren Schuldendienst. Da sich die Senkung aber nicht gleichmäßig auf alle Kreditformen und -laufzeiten verteile, bekommen sie auch nicht alle Haushalte gleichermaßen zu spüren.
Seit Beginn der Krise sei festzustellen, dass stärker als früher die Bezieher höherer Einkommen Immobilien kaufen. Der Anteil der Haushalte mit einem Einkommen von weniger als 30 000 Euro an allen nicht-subventionierten Immobilienkrediten sei von einem Drittel auf ein Viertel gesunken. Das könne an der Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt oder unsicherer Preisentwicklung bei Immobilien liegen.

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