Immobilieninvestments Studentenwohnheime versprechen satte Renditen

Ikea plant den Bau von Studentenwohnheimen und in Düsseldorf sollen künftig luxuriöse Appartements entstehen. Die Investition in die Studentenbude lohnt - allerdings nicht in allen Städten.

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Aufsteiger und Absteiger im Immobilien-Ranking
Bochum Quelle: Presse
Wiesbaden Quelle: dpa
Freiburg Quelle: dpa
Halle (Saale) Quelle: GNU
Leipzig Quelle: dpa
Nürnberg Quelle: dpa
Krefeld Quelle: GNU

Kurz nachdem große Immobilienfonds wie der SEB Immoinvest in die Knie gegangen sind, empfehlen Fondsanbieter und Immobilienfirmen Anlegern, in Studentenwohnheime zu investieren. Was anfangs als neue durchs Dorf zu treibende Immobiliensau erschien, scheint durchaus lohnenswert: Appartements in Studentenwohnheimen erzielen derzeit zwischen fünf und sechs Prozent Rendite, wie einer Studie zum Thema Studentenwohnheime als Anlageprodukt vom Marktforschungsunternehmen BulwienGesa zu entnehmen ist. 2007, also noch vor Ausbruch der Finanzkrise, betrug die durchschnittlich zu erzielende Rendite nur unwesentlich mehr, nämlich sechs bis 7,5 Prozent. Der aktuelle Wert von bis zu sechs Prozent schlägt die Erträge, die Investoren mit regulären Wohnimmobilien erzielen können, um rund das Doppelte.

Der große Vorteil bei dieser Anlageklasse ist, dass Studentenwohnheime konjunkturunabhängig sind: Studiert wird immer - Wirtschaftskrise hin oder her. Zwar herrscht in solchen Appartements eine höhere Fluktuation als in normalen Wohn- oder Gewerbeimmobilien, dafür sind die Wohnungen heiß begehrt und können leicht wieder besetzt werden. Finanzielle Sicherheit erlangen Privatinvestoren durch eine Elternbürgschaft: Kann der eigentliche Mieter einmal nicht zahlen, müssen die Eltern die Schulden begleichen.

Steigende Studentenzahlen bis 2015

Gerade jetzt, wo doppelte Abiturjahrgänge an die Universitäten drängen, sind Unterkünfte für Studenten in der Nähe der Hochschule heiß begehrt. Bis 2015 soll der Run laut Studie auch noch anhalten. Im letzten Wintersemester 2011/2012 studierten deutschlandweit knapp 2,4 Millionen junge Menschen, bis zum Jahr 2015 sollen es 2,8 Millionen werden. Zwar gibt es immer weniger Kinder - die, die es gibt, studieren jedoch immer häufiger. Laut Statistischem Bundesamt stieg die Zahl der Studienanfänger vergangenes Jahr um 16,2 Prozent. Und gerade die Großstädte mit den beliebten Universitäten verzeichnen einen Mangel an Unterkünften für die Neuakademiker.

Die Optionen und ihre Folgen

Diese Nische besetzen immer mehr private Wohnungsbauunternehmen. So investiert beispielsweise das Frankfurter Unternehmen Youniq 26 Millionen Euro in den Bau eines Wohnheims in Düsseldorf. Bis zum Sommer 2014 sollen rund 300 luxuriöse Appartements fertig sein - für Studenten mit zahlungskräftigen Eltern. 500 Euro pro Monat sollen die eingerichteten 22-Quadratmeter-Zimmer kosten - in anderen Städten wie Frankfurt und München funktioniert das Modell bereits. Auch eine Tochter des schwedischen Möbelhauses Ikea setzt auf Studentenheime und plant, unter dem Namen Ulito in Deutschland Studentenbuden im Ikea-Stil zu errichten. Grundsätzlich seien alle Universitätsstädte interessant, Städte mit größeren Hochschulen seien natürlich besonders attraktiv, hieß es seitens des Unternehmens.

Welche Städte sich lohnen

Wo die Immobilienblase wächst
RegensburgIn vielen bayerischen Städten beispielsweise übersteigen die Immobilienpreise die erwarteten Mieteinnahmen um ein vielfaches. Innerhalb der letzten fünf Jahre stiegen die Immobilienpreise dreimal so schnell wie die Mieten. Quelle: dpa
WürzburgÄhnlich gefährlich sieht es in Würzburg aus. Dort halten sich Angebot und Nachfrage im Moment noch die Waage, doch Experten meinen, auch hier braue sich etwas zusammen. Von „massiven Preisübertreibungen“ ist die Rede. Quelle: dpa
JenaAuch anderswo in Deutschland schießen die Immobilienpreise durch die Decke. Attraktive Studentenstädte wie Erlangen und Freiburg aber auch Jena haben in den letzten Jahren enorme Preissteigerungen erlebt. In Jena stieg der Quadratmeter-Kaufpreis für Eigentumswohnungen in den letzten fünf Jahren um 19 Prozent. Quelle: ZB
OldenburgNoch gravierender sind die Preissteigerungen in den westdeutschen Mittelstädten. In Oldenburg lag der Kaufpreis für einen Wohnungsquadratmeter im Jahr 2006 bei 1706 Euro. Inzwischen sind die Preise um ein Viertel gestiegen. Quelle: dapd
TrierIn Trier sind die Preise im gleichen Zeitraum sogar um 26 Prozent angestiegen. Experten sehen hier allerdings eine Sondersituation: Die Nachbarschaft zum europäischen Finanzzentrum Luxemburg soll für die starken Preissteigerungen verantwortlich sein. Quelle: dpa/dpaweb
HamburgAuch in den deutschen Metropolen steigen die Preise rasant, wobei die Blasengefahr unterschiedlich eingeschätzt wird. Während in Frankfurt, Stuttgart oder Köln Kaufpreis und Miete im Gleichschritt steigen, entsteht in Hamburg im Moment ein Missverhältnis. In der Hansestadt stiegen die Kaufpreise für Eigentumswohnungen in den letzten zwei Jahren um 22 Prozent. Quelle: dpa
MünchenEinsame Spitze bei den deutschen Immobilienpreisen bleibt allerdings München. Für eine 100 Quadratmeter-Eigentumswohnung in einem Vorort der bayerischen Hauptstadt zahlen Investoren eine halbe Million Euro. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis für eine Eigentumswohnung liegt bei 3.800 Euro. Verglichen mit anderen europäischen Städten sind das allerdings „Peanuts“,... Quelle: dpa

Derzeit gibt es rund 250.000 Studentenunterkünfte, die von der öffentlichen Hand gefördert werden, 80 Prozent davon betreiben die Studentenwerke. Andere Unterkünfte sind in privater Hand. Dennoch, so heißt es seitens des Deutschen Studentenwerks (DSW), fehlen bundesweit noch mindestens 25.000 zusätzliche Wohnheimplätze. Investoren sollten allerdings nicht kopflos auf die Studentenbude als gute Anlageform setzen. Gerade in kleinen und mittleren Städten ist der Bedarf weitestgehend gedeckt.

Die IC International Campus AG hat zusammen mit den Marktforschern von BulwienGesa deutsche Universitätsstädte auf das Chancen-Risiko-Verhältnis für Anleger untersucht. In die Bewertung eingeflossen sind Kriterien wie Historie, Prognose und Status Quo. Am stärksten gewichtet wurde der Status Quo mit 70 Prozent. Grundsätzlich bieten Städte mit einem Scoring von mehr als 55 Punkten Anlegern ein gutes Chancen-Risiko-Verhältnis, so die Studienautoren. Ein Investment lohnt sich deshalb besonders in der bayerischen Landeshauptstadt München (81,8). Danach folgen Hamburg mit 69,5, Frankfurt mit 69,2, Berlin mit 68,7, Köln mit 67,0 und Hannover mit 65,5 Punkten. Die nachfolgenden Städte Erlangen (65,1) und Heidelberg (65,9) sind zwar jeweils deutlich kleiner, jedoch stark studentisch geprägt - auch das ist ein Kriterium, das Investoren beachten müssen. Weitere Städte mit einem Scoring von über 55 Prozent sind unter anderem Freiburg (60,7), Bremen (58,3), Mainz (57,7) und Jena (55,3). Zu den Verlierern des Scorings zählen unter anderem Duisburg (31,6), Cottbus (22) und Chemnitz (20,6). Hier ist ein Investment in studentisches Wohnen sehr riskant, befinden die Autoren des Makro-Scorings.

Wenige Fonds am Markt

Die wichtigsten Fondstypen im Überblick

Die Zahl der Fondsanbieter, die sich auf Studentenimmobilien konzentrieren, ist derzeit noch recht gering. Darüber hinaus lässt sich auch noch nicht viel über die Performance der Immobilienfonds sagen. In Deutschland bietet beispielsweise das Unternehmen Kapitalpartner Konzept GmbH die Fondsreihe "Studentisches Wohnen" an.

Derzeit ist jedoch nur ein Fonds auch platziert, ein weiterer befindet sich gerade in der Platzierung. Auch die Firmen MPC Deutschland und Ott Investment unterhalten einige Immobilienfonds, die sich auf studentisches Wohnen konzentrieren. Dennoch ist der Markt noch recht überschaubar. "Fonds, die in Studentenwohnungen investieren, entwickeln sich gerade zu einer eigenständigen Assetklasse", heißt es bei MPC.

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