Immobilienkonzern Demire AG Unklare Verhältnisse

Die börsennotierte Demire AG kaufte in den vergangenen Monaten einige Immobilien ein. Zwei Deals werfen allerdings Fragen auf.

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Blick auf das Berliner Stadtzentrum Quelle: dpa

Die Zinsen für Kredite sind so niedrig wie nie zuvor. Damit ist es auch für Immobilienkonzerne so attraktiv wie nie zuvor, auf Pump zu wachsen. Weil der deutsche Häusermarkt gleichzeitig als besonders solide gilt, stehen auch noch jede Menge Investoren mit Kapital bereit.

Kein Wunder also, dass es bei den börsennotierten Immobiliengesellschaften derzeit rund läuft. Das Portfolio der Adler Real Estate AG hat sich - gemessen an der Mietfläche - im ersten Halbjahr dieses Jahres fast verdoppelt. Die ebenfalls börsennotierte Deutsche Mittelstand Real Estate AG, kurz: Demire, ist zwar deutlich kleiner als Adler. Aber auch sie hat gemessen an der Bestandsfläche im ersten Halbjahr 2015 um mehr als 100 Prozent zugelegt. Der Aktienkurs steht bei vier Euro und hat sich damit seit Jahresanfang mehr als verdoppelt.

Die Immobiliendeals der Demire werfen allerdings teilweise Fragen auf. So kauften die Frankfurter etwa das frühere Logistikzentrum des pleitegegangenen Versandhauses Quelle.

In diesen Städten ist der Luxus zu Hause
Schöne Prachtbauten im Grünen: Stuttgart Quelle: Dahler & Company Immobilien
Villa mit Pool Quelle: Dahler & Company Immobilien
Maisonette-Wohnung in Köln Quelle: Dahler & Company Immobilien
Luxus-Apartment in Frankfurt Quelle: Dahler & Company Immobilien
Premium-Wohnen in Hamburg Quelle: Dahler & Company Immobilien
Hamburger Immobilienmarkt Quelle: Dahler & Company Immobilien
Wohnen mit Blick auf die Außenalster Quelle: Dahler & Company Immobilien

Im Jahr 2009 hatte Quelle Insolvenz angemeldet. Daraufhin stand die Immobilie fast komplett leer. Zwei Jahre später kauften zwei Leipziger Immobilienentwickler das Objekt, holten für einen Teil der Fläche neue Mieter rein und verkauften das Gebäude 2012 an die M1 Beteiligungs GmbH. Der Preis dürfte um die 18 Millionen Euro gelegen haben. Das ergibt sich aus dem Geschäftsbericht eines Verkäufers.

Nur drei Jahre später reicht die M1 das Objekt dann für 33 Millionen Euro an die Demire weiter – also mit stolzen 83 Prozent Gewinn.

Wer von dem Geldsegen profitiert hat, ist allerdings unklar. Laut Demire steht mittelbar hinter der M1 GmbH mit Günther Walcher, ein Geschäftsmann mit Wohnsitz in der Türkei, der bei Demire im Aufsichtsrat sitzt.

Im Handelsregister ist Walcher allerdings nicht als Eigentümer der M1 verzeichnet. Dort wird als mittelbarer Eigner ein Wiener Anwalt genannt. Sowohl Walcher als auch der Wiener Anwalt ließen Fragen zu den wahren Eigentumsverhältnissen der Gesellschaft unbeantwortet.

Laut zwei Immobilienprofis, die bereits mit M1 zu tun hatten, soll die Firma weder Walcher noch dem Wiener Anwalt gehören, sondern dem Österreicher Cevdet Caner zuzurechnen sein. Der wollte sich hierzu nicht äußern.

Caner gehört in der Immobilienbranche zur Prominenz. Mit seiner Gesellschaft Level One hatte der Österreicher marode Immobilien besonders in Ostdeutschland für 1,5 Milliarden Euro vor allem auf Kredit gekauft. 2008 zogen die Banken den Stecker. Level One ging insolvent. Der 42-jährige Caner gilt damit, nach Jürgen Schneider, der die Deutsche Bank foppte, als zweitgrößter Immobilienpleitier Deutschlands. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts, Anleger getäuscht zu haben. Caner äußerte sich hierzu nicht.

Für die Aktionäre wäre es auch mit Blick auf die Zukunft wichtig zu erfahren, wer hinter der Gesellschaft steckt. Schließlich hat M1 für den Verkauf des Logistikcenters teilweise Demire-Aktien erhalten und gehört nun zu den großen Aktionären.

Ein weiterer wichtiger Immobiliendeal der Demire in den letzten Monaten weist denn auch einige Eigenarten auf:

Am 22. Dezember 2014 hatte der im SDax gelistete Adler Konzern für 16,5 Millionen Euro zwei Gesellschaften mit Büro- und Einzelhandelsimmobilien verkauft. „Ein Bieterverfahren fand nicht statt, da das Interesse im Markt nicht sehr ausgeprägt war“, erklärt Adler. Es habe sich um Objekte mit „zum Teil sehr hohen Leerständen von bis zu knapp 50 Prozent“ der Flächen gehandelt. Umso erstaunlicher ist es, dass die Käufer diese scheinbar eher schwer vermittelbaren Buden noch am selben Tag bei der Demire abladen konnten.

Demire hat für die beiden Gesellschaften nach eigenen Angaben 9,8 Millionen Euro in Form von Demire-Aktien gezahlt und „in Verbindung mit dem Erwerb dieses Portfolios“ Verbindlichkeiten von 17 Millionen Euro übernommen - so steht es in einem Wertpapierprospekt der Demire.

Warum die Immobiliengesellschaft nicht gleich bei Adler gekauft hat, will Demire-Chef Andreas Steyer offiziell nicht erläutern. Immerhin waren die beiden Gesellschaften bestens vernetzt: Der damalige Demire-Aufsichtsrat Dirk Hoffmann war zugleich Aufsichtsratschef bei Adler.

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