Immobilienkrisen nebenan Dänen tilgen nicht - und Niederländer auch nicht

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Die übertriebene Angst deutscher Hauseigentümer

Dass die Dänen inzwischen wieder tilgungsfrei, nur sehr kurzfristig und oft bis zu 100 Prozent des Immobilienwerts finanzieren, ist für Baumann auch eine Frage der Mentalität. „Dänen sind sehr optimistisch und im Vergleich zu den Deutschen deutlich weniger ängstlich.“

Dabei sei im Vergleich das Risiko einer Immobilienblase in Deutschland sehr gering. „Die hohen Eigenkapitalanforderungen und die langen Zinsbindungsfristen von zehn Jahren und mehr reduzieren das Risiko einer Blase auf dem deutschen Immobilienmarkt auf ein Minimum.“

Die zehn häufigsten Fehler bei der Baufinanzierung

Dass hierzulande schon wieder von der Niedrigzinsfalle die Rede ist, die dazu führt, dass die Kreditraten bei einem Zinsanstieg zum Ende der Vertragslaufzeit deutlich steigen, erscheint angesichts der Zustände in Holland und Dänemark deutlich übertrieben.

Schließlich ist auch eine Tilgung von ein bis zwei Prozent deutlich besser als gar keine. Und da der durchschnittliche Eigenkapitalanteil üblicherweise zwischen 20 und 30 Prozent liegt, ist die Immobilie in der Regel auch nach Ablauf der Zinsbindungsfrist eine gute Sicherheit – selbst wenn die Preise wieder runtergehen. Selbst in den heiß gelaufenen begehrten Stadtteilen beliebter Großstädte wie München, Frankfurt, Hamburg oder Berlin ist die private Immobilienfinanzierung mehrheitlich grundsolide. Laut aktuellen Zahlen des Baukredit-Vermittlers Interhyp setzen die Großstädter trotz stark gestiegener Immobilienpreise sogar noch mehr Eigenkapital für den Hauskauf ein als noch 2008 - im Schnitt 32,4 Prozent.

Zudem verfügen auch die Sparer hierzulande über beträchtliche Vermögen, die einen Kollaps des Immobilienmarktes letzten Endes verhindern würden. Ohne Immobilien liegt das Privatvermögen bei mehr als fünf Billionen Euro. Die im Vergleich zu unseren Nachbarn konservative Immobilienfinanzierung und Ersparnisse dürften dafür sorgen, dass auch ein Anstieg der Zinsen von den Schuldnern verkraftet wird.

Vor allem vor Preisschwankungen sollten Hausfinanzierer in Deutschland keine Angst haben. Denn angesichts der Immobilienpreisentwicklung in Deutschland seit 1995 ist das Preisniveau im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern nur in einem geradezu lächerlichem Umfang gestiegen.

Jahrelang fielen die Hauspreise sogar leicht, weil die Nachfrage abebbte. Eine staatliche Förderung von privaten Wohneigentum findet nur noch über sogenannte Wohn-Riester-Verträge statt. Im Vergleich zu den Steuervorteilen der Niederländer ist das fast ein schlechter Scherz.

Was die Deutschen Häuslebauer von dänischen und holländischen Immobilienkäufern lernen können? Mehr Gelassenheit und etwas Mut zum Risiko. Statt Tilgungsraten zu wählen, die den Zinssatz deutlich übersteigen, sollten sie lieber Sondertilgungen intensiv nutzen.

Vor allem in den ersten Jahren der hier üblichen Annuitätendarlehen mit mindestens zehn Jahren Zinsfestschreibung verkürzen Sondertilgungen die Rückzahlungsdauer enorm. So lässt sich das Haus schneller abbezahlen, wenn gerade genügend Geld da ist – das im Zweifel auf dem Bankkonto ohnehin keine Zinsen abwirft.

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