Immobilienmarkt Bauboom bremst Immobilienpreise

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Leichte Entspannung auf dem deutschen Immobilienmarkt

Ebenfalls beliebt: Umbauten. In 15.818 Fällen ließen sich Bauherren Investitionen in die eigenen vier Wände genehmigen – ein Plus von 31,6 Prozent. Wohnraum zu schaffen oder zu modernisieren ist in Zeiten unsicherer oder unrentabler Geldanlagen für viele Hausbesitzer zunehmend attraktiv.

Insgesamt zeichnet sich auf dem deutschen Immobilienmarkt eine leichte Entspannung ab. Die Preise für Eigentumswohnungen stiegen im ersten Vierteljahr deutlich weniger stark als in den vergangenen vier Jahren, hat der Verband Deutscher Pfandbriefbanken (vdp) ermittelt. Demnach verteuerten sich selbst genutzte Wohnungen zwar um 2,2 Prozent binnen Jahresfrist. Aber erstmals seit langem kletterten die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser mit 2,6 Prozent stärker. "Die Investoren sind offensichtlich nicht mehr bereit sind, jeden Preis zu zahlen", sagte vdp-Expertin Helga Bender. Anleger und Spekulanten konzentrieren sich am Markt für Wohnimmobilien vorrangig auf Wohnungen in zentralen Lagen, während Einfamilienhäuser vorrangig als selbstgenutzte Immobilien gefragt sind.

Wo sich Blasen aufbauen
DeutschlandHauspreis zu Miete: - 14 % (Unterbewertung)Hauspreis zu Durchschnittseinkommen: -16 % (Unterbewertung) (Hauspreise gemessen an ihrem historischen Durchschnittsverhältnis zu Mieten und Durchschnittseinkommen) Die Zahlen zeigen, dass deutsche Immobilienkäufer nach wie vor solide finanzieren. Auch wenn es in einzelnen Metropolen zu Überhitzungen gekommen ist, so geht für die gesamte Wirtschaft noch keine Gefahr vom Immobilienmarkt aus.Quelle: Deutsche Bank Quelle: dpa
NiederlandeHauspreis zu Miete: +6 % (Überbewertung)Hauspreis zu Durchschnittseinkommen: +23 % (Überbewertung) Die Niederlande kämpfen seit vielen Jahren mit einer Immobilienkrise. Inzwischen sind die Preise zwar deutlich gefallen, aber noch immer sind Häuser recht sportlich bewertet.Quelle: Deutsche Bank Quelle: AP
ÖsterreichHauspreis zu Miete: +13 % (Überbewertung)Hauspreis zu Durchschnittseinkommen: +15 % (Überbewertung) Auch in Österreich sind Immobilien teuer, gemessen an den Mieten und Durchschnittseinkommen.Quelle: Deutsche Bank Quelle: dpa
DänemarkHauspreis zu Miete: +15 % (Überbewertung)Hauspreis zu Durchschnittseinkommen: +9 % (Überbewertung) Dänen finanzieren gerne Wohnung und Haus ohne monatliche Tilgungsraten. Die Banken machen das, weil sie von deutlich steigenden Immobilienpreisen und steigenden Einkommen ausgehen.Quelle: Deutsche Bank Quelle: dpa
SpanienHauspreis zu Miete: +20 % (Überbewertung)Hauspreis zu Durchschnittseinkommen: +13 % (Überbewertung) Der Immobilienboom führte in Spanien lange zu massiver Bautätigkeit. Heute zeugen Rohbauten und leerstehende Gebäude vom Platzen der Immobilienblase. Noch sind die Preisübertreibungen nicht abgebaut. Quelle: Deutsche Bank Quelle: dpa
SchwedenHauspreis zu Miete: +32 % (Überbewertung)Hauspreis zu Durchschnittseinkommen: +16 % (Überbewertung) Die Hauspreise in Schweden haben sich wie dieses "Turning Torso" genannte Appartment-Hochhaus weit in den Himmel geschraubt.Quelle: Deutsche Bank Quelle: dpa/dpaweb
FrankreichHauspreis zu Miete: +36 % (Überbewertung)Hauspreis zu Durchschnittseinkommen: +29 % (Überbewertung) Frankreichs Wirtschaft kommt nicht recht in Schwung. Die Gefahren für hochverschuldete Haushalte nehmen zu.Quelle: Deutsche Bank Quelle: dpa

Doch trotz der Entspannung ist der Immobilienboom in Deutschland noch nicht vorbei. Die Nachfrage nach Wohnungen und Wohnhäusern ist insgesamt immer noch größer als das Angebot. Nach Einschätzung des vdp spiegeln die Steigerungen die wachsende Nachfrage nach Immobilien als Kapitalanlage inmitten des anhaltenden Zinstiefs wider.

Verglichen mit anderen Sektoren ist die Steigerung der Immobilienpreise in Deutschland relativ hoch: Die Inflationrate lag im Juli - insbesondere wegen sinkender Energiepreise - mit 0,8 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit fast viereinhalb Jahren. Die Immobilienpreise stiegen hingegen im zweiten Quartal um 4,7 Prozent. Besonders kräftig zogen die Preise für Mehrfamilienhäuser mit einem Plus von sieben Prozent an. Derlei Objekte sind vor allem für Investoren interessant, die vermieten wollen. Die Preise für selbstgenutzte Immobilien zogen mit nur 2,5 Prozent deutlich moderater an.

Noch immer keine Immobilienblase

"Im längerfristigen Trend zeigt sich seit 2004 ein moderater Anstieg der Preise und Mieten für Wohnungen", heißt es im Quartalsbericht des Hamburger Beratungsunternehmen F+B. So sei der Gesamtindex in den vergangenen zehn Jahren um rund zehn Prozent gestiegen. Das liegt noch unter der allgemeinen Inflationsrate. Dahinter verbergen sich jedoch recht unterschiedliche Entwicklungen. So wurden in den Millionenstädten Berlin, Hamburg und München die Eigentumswohnungen um 48 Prozent teurer. In den kleineren Städten lagen die Preissteigerungen dagegen zwischen elf und 22 Prozent.

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