Immobilienmarkt Londoner Hauspreise fallen erstmals seit Finanzkrise

Ein durchschnittliches Haus in London kostet eine halbe Million Pfund. Doch die Preise fallen – nach dem Boom kommt nun der Abschwung. Es ist der erste Rückgang seit der Finanzkrise 2009.

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Immobilienpreise in England lagen im Oktober um 2,7 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Quelle: Reuters

London Die Londoner Makler schlagen Alarm: Erstmals seit der Finanzkrise 2009 sinken die Immobilienpreise in der britischen Hauptstadt. Laut dem Internetportal Rightmove liegen sie im Oktober bislang 2,5 Prozent unter dem Vorjahr. Im September seien die Preise um 2,7 Prozent im Jahresvergleich zurückgegangen, meldet die Beratungsfirma Acadata.

Die Anzeichen mehren sich, dass der jahrelange Boom zu Ende ist. Vergangene Woche teilte das Royal Institute of Chartered Surveyors mit, die Prognosen der Makler für die kommenden zwölf Monate seien so niedrig wie seit sieben Jahren nicht mehr. Londoner Immobilien würden inzwischen als überbewertet angesehen.

Ende September hatte die Bausparkasse Nationwide erklärt, die Preise im dritten Quartal seien um 0,6 Prozent im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum gefallen. Durchschnittlich kostet eine Immobilie in der Acht-Millionen-Metropole demnach 471.761 Pfund – immer noch mehr als doppelt so viel wie im Rest des Landes.

Die neue Zurückhaltung der Käufer hat mehrere Gründe, allen voran den einen: Viele können sich die aktuellen Preise schlicht nicht leisten. Seit Jahren wachsen die Hauspreise schneller als die Gehälter. Kostete ein durchschnittliches Haus in London im Jahr 2009 noch acht durchschnittliche Jahresgehälter, waren es 2016 bereits 13 Jahresgehälter.

Zugleich steigt die Inflation seit dem Brexit-Referendum im vergangenen Jahr. Das belastet die Haushalte zusätzlich. Abschreckend wirkt auch die Aussicht, dass die Bank of England im November das Ende der Niedrigzinsphase einläuten könnte. Beobachter erwarten die erste Zinserhöhung seit Jahren. Dies würde die Immobilienfinanzierung verteuern.

Die konservative Premierministerin Theresa May versucht, mit Subventionen für den Immobilienmarkt gegenzusteuern. Auf dem Tory-Parteitag hat sie gerade weitere zehn Milliarden Pfund für das „Help to Buy“-Programm angekündigt. Das sind günstige staatliche Kredite für Hauskäufer, die in London bis zu 240.000 Pfund betragen können. Das billige Geld fungiert seit Jahren als zusätzlicher Preistreiber in dem überhitzten Markt. Doch zumindest in London scheint die Wirkung nachzulassen.

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