Immobilienmarktanalyse Wohnen in der Großstadt - mieten oder kaufen?

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In vielen Städten sollte man vielleicht besser nicht kaufen

Dass die Kaufpreise in Hamburg in den vergangenen Jahren viel stärker als die Mieten gestiegen sind, kann auf eine Überbewertung hindeuten. In Leipzig etwa war der Preisanstieg durch Mietsteigerungen fast gedeckt. Die Renditen der Anleger sind hier kaum gesunken. Durch den relativ hohen Mietanstieg lohnt sich der Kauf auch für Selbstnutzer, die so viel Miete sparen können. Tatsächlich würden diese den Markt immer stärker prägen, berichtet Andreas Köngeter vom Leipziger Makler Koengeter Immobilien.

In vielen anderen Städten sind die Argumente für den Immobilienkauf weniger gut. Als Geldanlage hält Frank Frommholz, Honorarfinanzberater aus Hamburg, Immobilien ohnehin für überbewertet: "Durch die Kaufnebenkosten ist die Immobilie eine Anlage mit zehn Prozent Ausgabeaufschlag. Bei Fonds würden die meisten Anleger von so etwas sofort die Finger lassen."

Auch die Risiken machen sich viele Käufer nicht klar. Durch Kauf auf Kredit vervielfachen sie das Gewinn- und Verlustrisiko ihres Eigenkapitals (sie "hebeln" ihr Kapital, ähnlich wie ein Hedgefonds) und setzen alles auf eine Karte - "Klumpenrisiko" heißt das in der Sprache der Geldprofis. Schon ein geringer Wertverlust des Investments aber würde das vom Käufer investierte Kapital stark vermindern. Bislang halten die Immobilien ihren Wert.

Die teuersten und günstigsten Stadtteile der Metropolen

Eigentümer wohnen zwar miet-, aber nicht kostenfrei

Anders könnte dies bei einem möglichen Zinsanstieg aussehen, analysiert Dachfondsmanager Eckhard Sauren in seinem neuen Buch "Die Zinsfalle". Schon ein allgemeiner Zinsanstieg um 2,0 Prozentpunkte - etwa über mehrere Jahre - könnte bei vermieteten Immobilien zu 45 Prozent Wertverlust führen. Der Grund: Investoren können auch bei steigenden Zinsen die Mieten dank strikter Gesetze kaum anheben. Also kaufen sie dann lieber Alternativ-Anlagen, etwa Anleihen. Zusätzlich würden Baudarlehen für alle teurer, auch das würde die Nachfrage drücken.

Wo der Immobilienboom Wohnen besonders stark verteuert hat
Hamburg Quelle: dpa
Freiburg Quelle: dpa
Kaiserdom in Aachen Quelle: dpa
Luftaufnahme von Oldenburg Quelle: Bin im Garten CC Attribution-Share Alike 3.0 Unported
Altstadt von Dresden Quelle: dpa
Englischer Garten in München Quelle: dpa
Nürnberg Quelle: dpa

Wollen Selbstnutzer unabhängig von möglichen Wertveränderungen einer Immobilie möglichst günstig wohnen, müssen sie die Gesamtkosten als Mieter und Eigentümer einer Immobilie vergleichen. Eigentümer wohnen zwar miet-, aber nicht kostenfrei: So müssen auch sie Strom, Wasser oder Müllabfuhr zahlen. Auch die Grundsteuer fällt in beiden Fällen an. Laufende Kosten, zum Beispiel für einen Hausmeister, zahlen Eigentümer über das Hausgeld, das in der Regel über den Nebenkosten der Mieter liegt. Zusätzlich müssen sie noch für Instandhaltung (Faustformel: ein bis zwei Prozent des Kaufpreises pro Jahr) und Verwaltung der Immobilie aufkommen - davon bleiben Mieter verschont. Hinzu kommen mögliche Kreditkosten.

Steuervorteile für Mieter und Vermieter

Miete oder Kauf?

Ob sich Miete oder Kauf lohnt, hat die WirtschaftsWoche für die 50 Städte auf Basis aktueller Kaufpreise, Mieten und Kreditangebote berechnet. Die Immobilie soll zu 60 Prozent per Kredit finanziert werden, 40 Prozent plus Kaufkosten bringt der Käufer selbst auf. Um nur die reinen Wohnkosten zu vergleichen, basieren die Kreditkosten auf Darlehen ohne Tilgung. Denn durch die Tilgung des Kredits bauen Immobilienkäufer Eigentum auf - sie sparen. Diese Ausgaben hängen nicht direkt mit den Kosten des Wohnens zusammen.

Bleibt so gerechnet nur eine Rendite von 5,5 Prozent oder weniger auf das eingesetzte Kapital, lautet die Empfehlung: Mieten und das vorhandene Kapital lieber breit gestreut investieren! Die Schwelle von 5,5 Prozent mag im aktuellen Niedrigzinsumfeld hoch erscheinen. Doch sie entspricht einer Rendite auf die Gesamtinvestition, inklusive Kredit, von nur etwa 2,4 Prozent. Vor allem angesichts der hohen Kreditrisiken sollten Käufer niedrigere Werte nicht hinnehmen. Die Antwort auf die Frage „Mieten oder Kaufen?“ für alle 50 Städte finden Sie in unserem Dossier, hier als Download (Preis: 1,99 Euro).

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