Die Flucht in Sachwerte hält vor dem Hintergrund der Schuldenkrise und den damit verbundenen Inflationsängsten weiter an. Das hat in den zurückliegenden Jahren zu einer wachsenden Nachfrage nach Immobilien geführt – und in der Konsequenz zu steigenden Immobilienpreisen. Aber längst nicht alle Segmente des Marktes profitieren gleichermaßen davon. Vor allem gilt dies für Eigentumswohnungen. Szenen von langen Schlangen vor zum Verkauf stehenden Wohnungen in deutschen Metropolen gingen durch die Medien.
Nach Daten des Immobilienindex des Münchener Analysehauses Bulwien Gesa waren Eigentumswohnungen im vergangenen Jahr mit einem Kaufpreisanstieg um durchschnittlich 5,9 Prozent das Zugpferd auf dem Markt für Wohnimmobilien. Der Immobilienindex wertet sowohl Kaufpreise für Wohnungen, Reihenhäuser, Eigenheim- und Gewerbegrundstücke als auch die Mieten für Neubau- und Bestandswohnungen, Läden und Büros in 125 Städten aus.
Nach Zahlen, die „Die Welt“ nun veröffentlicht hat, zogen insbesondere die Kaufpreise für erstbezogene Eigentumswohnungen in den bevorzugten Städten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart überproportional schnell an. Nachdem es 2010 den Daten zufolge bereits zu einem durchschnittlichen Preisanstieg um knapp fünf Prozent gekommen war, lag der Preisaufschlag im darauffolgenden Jahr schon doppelt so hoch. 2012 legten die Quadratmeterpreise für Eigentumswohnungen dann nochmals um 7,2 Prozent auf durchschnittlich 3730 Euro zu. In genannten „A-Städten“ wurden allerdings auch Spitzenpreise von mehr als 6300 Euro je Quadratmeter erzielt. Zahlen einer Studie des Verbandes Deutscher Pfandbriefbanken zeichnen einen ähnliches Bild.
Prognose für Eigentumswohnungen bis 2015
Durchschnittspreis 2012: 2.352 Euro/qm
Preisentwicklung bis 2015: +15,7 Prozent
Quelle: Feri Eurorating Service AG
Durchschnittspreis 2012: 3.401 Euro/qm
Preisentwicklung bis 2015: +11,3 Prozent
Durchschnittspreis 2012: 1.279 Euro/qm
Preisentwicklung bis 2015: +10,1 Prozent
Durchschnittspreis 2012: 2.331 Euro/qm
Preisentwicklung bis 2015: +9,8 Prozent
Durchschnittspreis 2012: 1.148 Euro/qm
Preisentwicklung bis 2015: +9,6 Prozent
Durchschnittspreis 2012: 2.212 Euro/qm
Preisentwicklung bis 2015: +9,3 Prozent
Durchschnittspreis 2012: 1.813 Euro/qm
Preisentwicklung bis 2015: +8,8 Prozent
Durchschnittspreis 2012: 2.600 Euro/qm
Preisentwicklung bis 2015: +8,4 Prozent
Durchschnittspreis 2012: 2.268 Euro/qm
Preisentwicklung bis 2015: +8,3 Prozent
Durchschnittspreis 2012: 1.894 Euro/qm
Preisentwicklung bis 2015: +8,0 Prozent
Durchschnittspreis 2012: 1.131 Euro/qm
Preisentwicklung bis 2015: +7,6 Prozent
Durchschnittspreis 2012: 1.585 Euro/qm
Preisentwicklung bis 2015: +7,2 Prozent
Durchschnittspreis 2012: 1.975 Euro/qm
Preisentwicklung bis 2015: +7,1 Prozent
Durchschnittspreis 2012: 2.459 Euro/qm
Preisentwicklung bis 2015: +6,8 Prozent
Durchschnittspreis 2012: 766 Euro/qm
Preisentwicklung bis 2015: +4,8 Prozent
Auch die Preise in weniger begehrten Lagen stiegen, wenn auch deutlich moderater. In den sogenannten B-Städten verzeichnet der Immobilienindex einen Preisanstieg bei Mieten und Kaufobjekten von 2,6 Prozent, selbst die C- und D-Städte konnten um 1,9 Prozent zulegen. Damit bewegt sich die Preisentwicklung seit 2009 oberhalb der Inflationsrate – und erfüllt damit die Erwartungen der Immobilienkäufer an den Inflationsschutz.
Banken verschärfen ihre Kreditvergabestandards
Was nach einem stark überhitzten Markt klingt, beunruhigt die Branchenkenner und Analysten noch nicht. Zum einen sei der Preisanstieg bei Wohnungen auch durch eine Steigerung der Wohnungsmieten im vorigen Jahr bei Neubauten von 4,8 Prozent sowie bei Wohnungen im Bestand von 3,6 Prozent noch gut unterlegt.
Preisentwicklung bei Wohnimmobilien seit der Eurokrise
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 1899 Euro*
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 24 Prozent
* Kriterien: Durchschnittsimmobilie, 30 Jahre alt, gepflegter Zustand
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 1180 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 10 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 1252 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 1 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 1692 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 19 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 2237 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 21 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 1718 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 15 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 1243 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 0 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 2427 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 17 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 2625 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 28 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 2464 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 30 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 1479 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 16 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 1506 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 16 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 1994 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 17 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 1426 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 7 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 889 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 8 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 1805 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 8 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 1788 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 13 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 3692 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 33 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 1827 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 22 Prozent
Preis pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2012: 2346 Euro
Veränderung seit dem zweiten Quartal 2009: + 15 Prozent
Jürgen Dawo, Gründer des Massivhausanbieters Town & Country Haus, sieht noch weitere Gründe. „Typisch für eine Preisblase auf dem Immobilienmarkt ist eine expansive Kreditvergabe der Banken. Auf dem deutschen Immobilienmarkt ist das derzeit nicht zu beobachten.“ Die Deutsche Bundesbank betont sogar, der Zuwachs an Wohnimmobilienkrediten sei in Deutschland noch moderat. Zudem ist die Verschuldung der Haushalte in Relation zum verfügbaren Einkommen im vergangenen Jahrzehnt sogar gesunken. In Spanien oder Irland haben sich die Kreditvolumina hingegen innerhalb weniger Jahre verdoppelt.
Verschärfte Sicherheit
Außerdem spricht gegen eine spekulative Blase, dass die Bundesbank bei einer Befragung unter Banken festgestellt hat, dass diese ihre Kreditvergabestandards bei Wohnungskrediten verschärft haben und stärker auf Sicherheiten und Bonität der Kunden achten. Die ohnehin konservative Ausgestaltung der Immobilienkreditvergabe, die bevorzugten langen Zinsbindungsfristen und vergleichsweise hohen Tilgungssätze widersprechen einer Kreditblase bei den Hypotheken.
Allerdings gibt es für die teuren Neubauwohnungen in den Ballungsgebieten eine Einschränkung, sagt Dawo: „Die steigenden Preise für Eigentumswohnungen sind solange fundamental gerechtfertigt, wie auch die damit erzielten Mieten steigen. Übersteigt das Wachstum der Preise aber jenes der Mieten, sinken die Mietrenditen, was wiederum Immobilieninvestitionen weniger attraktiv macht. Die Preisübertreibungen aufgrund der derzeit starken Nachfrage könnten dann wieder in fallende Preise umschlagen.“
Wenn Anleger diese Entwicklung im Blick behalten, sollten sie beim Immobilienkauf keine bösen Überraschungen erleben. „Was wir aktuell erleben, ist eine insgesamt gesunde Entwicklung der Preise für Immobilien, die sich auch in diesem Jahr weiter fortsetzen dürfte“, ist sich Dawo sicher.“ Für Stabilität sorgen dabei vor allem die Vielfalt des Wohnungsmarktes mit immer noch bezahlbaren selbst genutzten Eigenheimen und der starke private und genossenschaftliche Mietwohnungsmarkt, da hier andere Interessen zählen als am Markt für Immobilienkäufer, die auf Spekulationsgewinne setzen.“