Immobilienpreise Die gefährlichsten Immobilienblasen der Welt

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Blasen in den USA und Down Under

Auf welche ETFs und Zertifikate sie beim Platzen der US-Immobilienblase setzen sollten

Down under

Auch der australische Immobilienmarkt hängt stark ab von der Entwicklung in China. Wegen der starken Rohstoffnachfrage aus China trägt der Bergbau inzwischen neun Prozent bei zur australischen Wirtschaftsleistung. Ende der Neunzigerjahre war es noch weniger als ein Prozent. Ein starker Preisverfall bei Industrierohstoffen würde für Australien vermutlich eine tiefe Rezession bedeuten. Der letzten Wachstumsschwäche folgte am Häusermarkt in Down under bis Mitte 2012 ein Preisrückgang um zehn Prozent. In Australien sind die Häuserpreise 2013 nach Angaben der Researchfirma RP Data um fast zehn Prozent gestiegen. Es war der stärkste Anstieg seit 2010. Den größten Anstieg verzeichnete Sydney mit 14,5 Prozent. In Perth und Melbourne zogen die Preise um 9,9 und 8,5 Prozent an.

Ein großer Teil der Käufer von Wohnimmobilien in Sydney und Melbourne stammt aus China. Viele Bauherren vermarkten ihre Immobilien nur noch in China, Hongkong und Singapur. Wie in Großbritannien hat der Boom auch die anderen Regionen des Landes erreicht. Fast jede zweite Hypothek wird nach Angaben des Fondsmanagers AMP Capital inzwischen an Finanzinvestoren ausgereicht, nur noch 12,3 Prozent an Erstkäufer. Der Kampf der Banken um Marktanteile hat die Eigenkapitalanforderungen zudem stark aufgeweicht.

Fast 20 Prozent der Hauskäufer finanzieren nur 10 Prozent des Hauspreises aus Eigenmitteln. Einige Banken verlangen gar nur noch fünf Prozent Eigenkapitalanteil. Die Investoren sind die treibende Kraft hinter dem Preisanstiegen, aber auch die große Gefahr, wenn der Markt dreht. Viele australische Investoren haben ihre Altersvorsorge stark auf Immobilien ausgerichtet. Das australische Pensionssystem etwa erlaubt es, so genannte Superannuations-Fonds auf Self-Managed-Superfunds umzustellen. Anleger können dann ihr Investments inklusive Immobilienanlage selbst managen. In den Superfunds stecken insgesamt 1200 Milliarden australische Dollar.

Hotspot Toronto

Auch die Blase auf dem Immobilienmarkt in Kanada, eines anderen großen Rohstofflieferanten Chinas, droht zu platzen. In den vergangenen 28 Jahren haben etwa 185 000 Ausländer mit einem Vermögen von jeweils mindestens 1,6 Millionen kanadischen Dollar das „Immigrant Investor Programm“ in Anspruch genommen. Die meisten davon waren Chinesen. In Zukunft aber sollen ausländische Millionäre kein Aufenthaltsrecht mehr in Kanada erhalten. Mit dieser Entscheidung könnte die Regierung in Ottawa die Immobilienblase selbst angestochen haben. Gemessen an den zu erzielenden Mieten ist der kanadische Immobilienmarkt der teuerste der Welt, noch vor der chinesischen Sonderwirtschaftszone Hongkong. Das Preis-Miet-Verhältnis liegt in Kanada fast 90 Prozent über dem historischen Durchschnittswert. Häuser und Wohnungen verteuerten sich in den vergangenen fünf Jahren um fast 40 Prozent. Größter Preistreiber war Toronto. Häuser sind in Kanada etwa 50 Prozent teurer als in den USA. Nur Kanadas Notenbankchef Stephen Poloz kann keine Blase erkennen.

Die Regierung hatte alles getan, um den Preisboom zu befeuern. Banken und Bürger wurden ermuntert, Immobilienkäufe zu mehr als 80 Prozent auf Kredit zu finanzieren. Inzwischen aber kühlt der Markt ab. So gingen die Neubaubeginne im Januar um 3,7 Prozent zurück, die Neubaugenehmigungen gar um sechs Prozent. Es war der dritte monatliche Rückgang in Folge. Der kanadische Durchschnittshaushalt war 2013 mit 164 Prozent seines verfügbaren Einkommens verschuldet. Das ist nicht mehr weit entfernt von dem in den USA vor dem Platzen der Blase erreichten Spitzenwert von 165 Prozent. Eine vom Immobilienmarkt ausgehende Wirtschaftskrise würde die Schuldenlast für die privaten Haushalte untragbar machen. Dann hätten auch Kanadas Banken, die noch glimpflich durch die Finanzkrise von 2008 kamen, mit dem Verfall ihrer Kreditqualität zu kämpfen.

 

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