Immobilienwahnsinn in den Hamptons Im Wohnzimmer der Superreichen

In den Hamptons, unweit von New York, sind die Immobilienpreise durch die Decke geschossen. Der Nachfrage tut das keinen Abbruch. Während das Einkommen der Unter- und Mittelschicht stagniert, prassen die Superreichen.

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Aussicht in den Hamptons Quelle: Jake Raja

Zehn Minuten in East Hampton reichen, um zu verstehen, warum dies der so beliebte Rückzugsort von vielen reichen New Yorkern ist. Der Strand ist weitläufig und feinsandig; der Atlantik spült beeindruckend hohe Wellen an die Küste. Auf der „Hither Lane“ ist ebenso wenig Verkehr wie auf der „Pondview Lane“; ja, es ist tatsächlich ruhig. Während in New York City der Geräuschpegel Tag und Nacht hoch ist, wo der Lärm von Baustellen und U-Bahn-Wagons pausenlos durch die Hochhäuserschluchten echot, hört man in den Hamptons an einigen Punkten höchstens die Vögel zwitschern.

Die Häuser, sofern man sie einsehen kann, sind in einwandfreiem Zustand. Allesamt ähnlich im Stil, aber individuell aufgehübscht. Der Rasen glänzt vor jedem Gebäude saftig grün und  ist akkurat getrimmt, genauso wie die Buchsbäume und Hecken. Der Beruf des Gärtners, so viel ist klar, wird in den Hamptons so schnell nicht aussterben. Wer es elitär mag, findet in den Boutiquen an der Hauptstraße teure Badeanzüge, Taschen und Kleider – oder geht zum Golfspielen. Der „Maidstone Club“ hat sein Gelände direkt am Wasser.

Immobilien für Superreiche in den Hamptons
Vogelperspektive auf ein Haus in den Hamptons Quelle: Bruno Schreck
Haus in den Hamptons Quelle: Jake Raja
Ausblick Quelle: Jake Raja
Oceanfront East Hampton Quelle: Bruno Schreck
Oceanfront East Hampton Quelle: Lena Yaremenko
Oceanfront East Hampton Quelle: Lena Yaremenko

Lust auf die Hamptons bekommen? 110 Immobilien bietet das örtliche Büro von Sotheby’s derzeit zum Kauf an. Das billigste Häuschen, ein in die Jahre gekommenes 85-Quadratmeter-Bungalow, knapp neun Kilometer von East Hampton entfernt, kostet 549.000 US-Dollar. Wer in den attraktiven Wohngebieten Eigentum erwerben möchte, sollte mindestens zwei Millionen US-Dollar mitbringen. „Schicke Häuser mit Meerblick gibt es ab drei bis vier Millionen US-Dollar“, sagt Immobilienmaklerin Jane Dillon.

Das teuerste derzeit verfügbare Anwesen kostet rund 30 Mal so viel: für 95 Millionen Dollar ist der Besitzer des Anwesens in der „38 Mathews Road“ in Wainscott bereit, die Schlüssel zu übergeben. Dafür gibt es acht Schlafzimmer, zwölf Bäder, einen eigenen Weinkeller und einen Anleger. „Erste Interessenten haben sich die Villa schon angeschaut“, berichtet Dillon.

Die teuersten Immobilien der Welt
Xanadu in Seattle (USA) Quelle: REUTERS
Blossom Estate in Palm Beach (USA) Quelle: dpa
Larry Ellison Quelle: dpa
Penthouse am Hyde Park in London (England) Quelle: dpa
Kensington Palace Gardens in London (England) Quelle: dpa
Fair Field in Sagonapack (USA) Quelle: Bloomberg
Witanhurst Quelle: dpa Picture-Alliance

Keine Frage: Das östliche Ende von Long Island ist das Wohnzimmer der Superreichen. Der feine Sandstrand, die frische Brise des Atlantiks und eine gute Anbindung nach New York haben die Immobilienpreise in unvorstellbare Höhen getrieben. Nirgendwo in ganz Amerika müssen die Interessenten tiefer für ein Haus in die Tasche greifen: Im Durchschnitt wurden in diesem Jahr rund 5,2 Millionen US- Dollar für eine Luxus-Immobilie bezahlt.

Und damit fünf Millionen mehr, als das Eigenheim in Durchschnitts-Amerika kostet, nämlich 228.000 Dollar. Die Ungleichheit in Amerika kennt nach oben keine Grenzen mehr; während die Preise in den Hamptons weiter steigen, stagniert das Einkommen des Durchschnittsamerikaners.

Ungleichheit in den USA

Die Linken in den USA wollen die wachsende Ungleichheit nicht mehr länger hinnehmen. Ökonomie-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz fordert die Politik zum Handeln auf. „Ungleichheit ist nicht irreversibel. Wir können an den Zuständen etwas ändern“, sagt er. Die wachsende Ungleichheit gefährde nicht nur den sozialen Frieden, sie würge auch Wachstum und Produktivität ab. Die Präsidentschaftskandidaten sollten sich bekennen, ob sie „dieses Problem angehen wollen – oder nicht“, so Stiglitz.

Einer der sich bekennt ist Bernie Sanders, Kandidat der Demokraten und Clinton-Herausforderer. Er fordert eine Umverteilung von oben nach unten. „Amerika ist das reichste Land in der Weltgeschichte, aber die Mehrheit der Bürger merkt nichts davon“, so Sanders bei einer Wahlkampfrede in New Hampshire. Die Wall-Street-Banker könnten nicht länger geschont werden. „Ihr könnt nicht alles haben. Es ist Zeit, dass ihr uns aus der Misere rettet“, so Sanders, der in den Umfragen gegenüber Hillary Clinton immer weiter Boden gutmacht. Jene Clinton, die im August Urlaub in den Hamptons gemacht hat.

Das sind die exklusivsten Wohngegenden Deutschlands
Platz 14: Baden-BadenWer etwas exklusiver wohnen möchte, muss dafür auch stolze Preise auf den Tisch legen. Die Makler von Engel & Völkers veröffentlichten nun ihre Liste mit den teuersten Wohnstandorten Deutschlands. Alle angegebenen Preise wurden dabei erzielt. Auf Platz 14 liegt Baden-Baden. Für einen Quadratmeter an der Lichtentaler Allee werden bis zu 10.000 Euro fällig. Quelle: PR
Konstanz Quelle: dpa
Bismarckturm, Stuttgart Quelle: dpa
Juist Quelle: dpa
Starnberger See Quelle: dpa
Düsseldorf Quelle: dpa
 Frankfurt am Main Quelle: dpa

In einem Haus, dass laut verschiedenen Medienberichten bis zu 50.000 Dollar die Woche kostet. Bernie Sanders und viele Clinton-Kritiker werden nicht müde zu betonen, dass die ehemalige Außenministerin nicht die Anwältin der Mittelschicht ist, die sie so gerne vorgibt zu sein.

Ob Clinton, Sanders oder ein Kandidat der Republikaner im Weißen Haus auf US-Präsident Barack Obama folgt: Jeanie Blake glaubt nicht, dass sich der Immobilienmarkt in den Hamptons zeitnah beruhigt. „Es gibt so viele Superreiche. Der Markt scheint längst nicht gesättigt“, sagt die Besitzerin eines 200 Jahre alten Hauses in East Hampton. Mit viel Liebe zum Detail hat sie das Haus renoviert und eingerichtet; nun vermietet sie zwei Räume in dem Haus an Touristen. Sie habe schon Dutzende Angebote für das zentral gelegene Grundstück, nur wenige Minuten fußläufig vom Ortskern East Hamptons und dem Strand entfernt, erhalten. „Ich habe abgelehnt“, sagt Blake, die fürchtet, dass es den Interessenten nur um das Grundstück und nicht um das Haus ging. „Dieser Ort hat Flair. Das Haus wurde lange Jahre von Künstlern bewohnt“, sagt sie. „Ich will nicht, dass es abgerissen und eine neue sterile Villa auf dem Grundstück errichtet wird.“ So lange East Hampton seinen ursprünglichen Charme zumindest in einigen Straßenzügen bewahrt, werde sie bleiben.

Der Veränderungsdruck durch Neuankömmlinge jedenfalls wächst. Allein in New York sollen inzwischen 90 Milliardäre leben, in den gesamten USA gibt es 537 Superreiche, mehr als in jedem anderen Land der Welt. Und sie prassen. In den vergangenen eineinhalb Jahren haben sie 30 Anwesen für mehr als 50 Millionen Dollar gekauft.

In der „Further Lane“, unweit von Jeanie Blake, wurde im Sommer ein Anwesen mit großzügigem Grundstück und eigenem See für knapp 147 Millionen US-Dollar verkauft. Umgerechnet auf den Quadratmeter Wohnfläche ergibt dies rund 169.000 Euro.

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