Investitionen häufig unwirtschaftlich Politik treibt Hausbesitzer in Energiesparwahn

Die Energiewende im Eigenheim ist oft unwirtschaftlich. Das Mammutprojekt braucht bessere Planung und Förderung. Hauseigentümer sollten sich Ansprüche auf Schadenersatz offenhalten.

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Energetisch sanieren kostet viel Geld. Nur über die Energieersparnis rechnen sich Maßnahmen häufig nicht. Quelle: dpa, Montage

Die Meldung kam unmittelbar vor dem Energiegipfel und ging zwischen Energiewende-Gezänk der Politiker und Zypern-Krise ziemlich unter: Die staatliche Förderbank KfW hat in einer Pressemitteilung zu den volkswirtschaftlichen Konsequenzen der Energiewende eingeräumt, dass sich aus heutiger Sicht die Investitionen in energieeffizientes Bauen und Sanieren „nicht allein aus den eingesparten Energiekosten refinanzieren lassen“. Anders gesagt: Energetische Sanierung amortisiert sich nicht durch die Energieersparnis, der Hausbesitzer zahlt also drauf. Das ist ein Ergebnis einer umfangreichen Studie der Prognos AG im Auftrag der KfW Bankengruppe, die die energetische Gebäudesanierung jährlich mit 1,8 Milliarden Euro fördert.

Der Fokus der Studie lag auf den volkswirtschaftlichen Effekten, die Investitionen zur Erhöhung der Energieeffizienz in Wohngebäuden auslösen – also die Wirkung auf Wachstum, Beschäftigung und öffentliche Haushalte. Dazu konstruierte Prognos verschiedene Szenarien, die unterstellen, dass die energiepolitischen Ziele der Bundesregierung bis 2050 erreicht werden. Volkswirtschaftlich zieht die KfW ein positives Fazit für die Energiewende: Pro Jahr könnten zwischen 200.000 und 300.000 Arbeitsplätze gesichert werden, die Investitionen trügen jährlich 0,4 Prozentpunkte zum Wirtschaftswachstum bei, und die Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträge lägen im Jahr 2050 um 25 Milliarden Euro über den Ausgaben für Fördermittel. „Große Investitionen in den Klimaschutz tragen maßgeblich zu Wachstum und Beschäftigung bei“, sagt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe.

Aber was die Energiewende im Gebäudebestand für die Wirtschaft und öffentliche Haushalte bringt, bleibt sie dem Hauptfinanzier der Energiewende – also dem Verbraucher und Hauseigentümer – leider schuldig. Ein erschreckendes Ergebnis der Prognos-Studie: Notwendigen Investitionen von insgesamt 838 Milliarden Euro bis 2050 stehen eingesparte Energiekosten von 372 Milliarden Euro gegenüber. Nicht einmal die Hälfte der Kosten für energieeffizientes Bauen kommt über die Ersparnis wieder rein. Bauherren und Hausbesitzer, die für einen niedrigeren Energieverbrauch ihrer Gebäude viel Geld in die Hand nehmen, werden so erst recht zum Zahlmeister: Ihre Investitionen sind ökonomisch ein Verlustgeschäft. Eine ganze Industrie wird so vom Verbraucher subventioniert.

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Deutschland saniert seine Häuser und will dabei möglichst viel Energie sparen. Aber die Erkenntnis reift, dass die Investitionskosten in keinem Verhältnis zu den erzielbaren Energieeinsparungen stehen. Dabei gibt es nun erstmals Belege der Deutschen Energie-Agentur (dena) darüber, wie hoch die tatsächlich realisierte Energieeinsparung bei energetisch sanierten Gebäuden ausfällt und ob sich die ehrgeizigen Prognosen aus der Planungsphase erfüllen. Die Studie, die die dena am 26. März veröffentlicht hat, kommt mit kleinen Einschränkungen zu einem positiven Ergebnis. Bei den 63 untersuchten, hocheffizient sanierten Gebäuden war im Durchschnitt einen Energieersparnis von 80 Prozent angestrebt worden. Erreicht wurde in einer mehrjährigen Auswertung im Schnitt eine Senkung des Endenergieverbrauchs von 76 Prozent. Der Energieverbrauch pro Quadratmeter und Jahr sank so von 223 Kilowattstunden (kWh) auf 54 kWh. Das ist zwar weniger als die geplanten 45 kWh, aber immer noch ein gutes Ergebnis.

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