New York Mittlerweile klafft die Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit auf dem Pariser Immobilienmarkt deutlich auseinander. Käufer und Verkäufer könnten sich einfach nicht auf einen Preis einigen, sagt Christine Perrissel vom französischen Immobilienmakler Agence Etoile der Nachrichtenagentur Bloomberg. “Ich habe einige Angebote, die zu teuer sind, und die Verkäufer wollen die Preise nicht senken”. Gleichzeitig seien die Käufer deutlich wählerischer. Jedes vierte Apartment von Agence Etoile sei unverkäuflich, obwohl die Hypothekenzinsen auf einem Rekordtief sind.
Landesweit zögern die Franzosen, Kredite für den Immobilienkauf aufzunehmen. Die Wirtschaft stagniert seit zwei Jahren, die Arbeitslosenquote ist auf den höchsten Stand seit 15 Jahren geklettert, die Grundstückspreise befinden sich nahe ihrem Rekordhoch. Außerdem drücken noch zusätzliche Steuern auf die Stimmung. Das macht wenig Lust auf einen Wohnungs- oder Hauskauf.
Nicht einmal Niedrigstzinsen können da noch locken. Für einen Immobilienkredit mussten in den ersten zwei Monaten des Jahres im Schnitt lediglich 3,34 Prozent Zinsen gezahlt werden, das sind 0,8 Prozentpunkte weniger als noch vor einem Jahr. Dennoch brach das Volumen neuer Hypotheken in den zwölf Monaten bis Ende Februar um 27 Prozent auf 98,4 Mrd. Euro ein, wie aus Zahlen der französischen Notenbank hervorgeht.
Der Verkauf von neuen Immobilien sackte in 2012 um 18 Prozent auf 77.900 ab, und bei bereits bestehenden Objekten ging es um zwölf Prozent auf 709.000 abwärts. In den zwölf Monaten bis Februar betrug der Rückgang sogar 22 Prozent.
Katastrophaler Start ins neue Jahr
“Der Start ins neue Jahr in den Monaten Januar und Februar war katastrophal mit den neuen Steuern”, sagt Marc Julien, Gründer und Chef des Immobilienmaklers Pierre Invest, der auf Neubauten in der Region Paris spezialisiert ist. Die Lage habe sich im März und April etwas verbessert, nachdem die Banken und die Immobilienfirmen verbesserte Angebote vorlegten.
Dennoch gaben 52 Prozent der Banken an, dass die Nachfrage nach Hauskrediten im März weiter sank, wie aus einer Umfrage der Notenbank hervorgeht. “Die Banken bleiben vorsichtig bei der Kreditvergabe, wegen der Arbeitslosigkeit und weil wir am Anfang eines Preisrückgangs stehen”, sagt Sandrine Allonier vom Brokerhaus Meilleurtaux. “Den Banken bleibt noch Spielraum zum Manövrieren und die Hypothekenzinsen können tiefer fallen.”
Das bestätigt auch Philippe Taboret, der stellvertretende Chef von Cafpi SA, Frankreichs größtem Immobilien-Broker. Die Banken “sacken im Moment heftige Margen ein”, sagt er. Die Institute könnten durch niedrigere Zinsen und längere Laufzeiten für mehr Kaufkraft sorgen.
Profitieren von günstigeren Angeboten können vor allem wohlhabendere Bankkunden. “Die besten Kunden stellen Haushalte mit einem Jahreseinkommen von mehr als 60.000 Euro dar, die 15 Prozent anzahlen können”, sagt Immobilien-Experte Allonier. Diese würden bis zu 0,4 Prozentpunkte weniger Zinsen zahlen und könnten für 2,7 Prozent bei einer Laufzeit von 20 Jahren Geld aufnehmen.
Wer hingegen Erstkäufer ist und weniger als 1800 Euro im Monat verdient, dem machten es die Finanzinstitute “etwas schwerer”, Pierre-Invester-Chef Julien. “Die Banken verlangen jetzt mindestens zehn Prozent Anzahlung. Außerdem wollen sie keine längeren Laufzeiten mehr als 20 oder 25 Jahre, während sie früher über 30 Jahre hinaus gingen.”
Wer jedoch als sicherer Kreditnehmer gilt, kann auf mehr Entgegenkommen zählen, bestätigt Philippe Taboret vom Immobilienbroker Cafpi. “Die anfälligsten Erstkäufer werden aus dem Markt ausgeschlossen, da die Subventionen gekürzt werden und aufgrund von Bedenken wegen der Arbeitslosigkeit”, sagt er. “Bei guten Kunden zögern die Banken nicht eine Sekunde, selbst 100 Prozent des Immobilienwerts als Kredit auszureichen, selbst mit 30 Jahren Laufzeit.”
