Luxus-Immobilien trotzen Brexit London wird immer attraktiver für Superreiche

Trotz des geplanten EU-Austritts von Großbritannien wird London immer attraktiver für Superreiche. Während der Immobilienmarkt stagniert, boomen die Luxus-Objekte. In welche Städte Milliardäre außerdem investieren.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die Preise für Luxusimmobilien sind 2016 um 6,3 Prozent gesunken. Quelle: Imago

London Der EU-Austritt von Großbritannien steht bevor und verursacht in der Hauptstadt London so manchem Kopfzerbrechen. Sorgen darum, dass die Metropole an der Themse für die Superreichen dieser Welt an Attraktivität verliert, muss sich in London laut einer aktuellen Studie aber niemand machen.

Die im Auftrag des Immobilienberatungsunternehmens Knight Frank von der Marktforschungsfirma New World Wealth aus Johannesburg durchgeführte Untersuchung geht davon aus, dass die Zahl superreicher Londoner in den kommenden zehn Jahren um 30 Prozent steigen wird: Bis 2026 sollen genau 6.058 Superreiche in der britischen Hauptstadt ein Domizil besitzen.

Laut Definition der Studienautoren darf sich derjenige zu den Superreichen zählen, der ein Vermögen von mindestens 30 Millionen Dollar sein eigen nennt. Das macht sie bei bedeutenden Vermögensverwaltern wie der UBS Group und der Citigroup zu einer sehr umworbenen Zielgruppe. New York bleibt allerdings für die Superreichen die attraktivste Stadt, heißt es in der Studie.

Die Prognose für eine höhere Superreichendichte in London dämpft jüngste Befürchtungen über eine sinkende Attraktivität der Stadt. Sie waren genährt worden, weil de Zahl sogenannter Investoren-Visa 2016 um 80 Prozent eingebrochen war. Im Jahr zuvor waren von den Behörden neue Kontrollen gegen die Geldwäsche eingeführt worden. Regierungsangaben zufolge sind im vergangenen Jahr nicht mehr als 215 derartige Visa ausgestellt worden.

„Der bevorstehende Brexit-Prozess wird nicht zu einem niedrigeren Anteil extrem Wohlhabender in Großbritannien führen“, schrieb Studienleiter Andrew Amoils von New World Wealth. Es sei im Gegenteil mit dem Zuzug weiterer sogenannter High-Net-Worth-Individuals (HNWI) zu rechnen. Vermögende, die nach Großbritannien ziehen, betrachteten das Land als dominierendes Zentrum der Finanzwirtschaft in Europa. Es sei zudem die einzige große englischsprachige Volkswirtschaft des Kontinents. Weiteres Ergebnis: Die traditionellen Beziehungen der Briten zu den USA, Kanada, Australien und Neuseeland werden sich nach dem Brexit wieder verstärken.

Die isolierte Betrachtung des Marktes für Luxusimmobilien lässt London laut der Studie allerdings auf einen schwachen 92. Rang abfallen. Die Preise sind demnach 2016 um 6,3 Prozent gesunken, was vornehmlich auf eine veränderte Besteuerung zurückzuführen war, hieß es von Knight Frank. Gegen Ende des Jahres stieg das Verkaufsvolumen an, ebenso wie das Marktsentiment. Für 2017 sei mit stagnierenden Luxusimmobilienpreisen zu rechnen, was London von anderen Weltmetropolen wie Schanghai und Sydney unterscheide, wo weiter anziehende Preise zu erwarten seien.


Immer mehr Superreiche in Asien

Weltweit wurde die Zahl der ultrareichen Personen im vergangenen Jahr auf 193.000 beziffert – bis 2026 ist demnach mit mehr als 275.000 zu rechnen. Die höchsten Steigerungsraten wurden dabei ermittelt in Schwellenländern wie Vietnam und Sri Lanka sowie in Indien und in China. Diese schnell wachsenden Volkswirtschaften wirkten sich in mehr Reichtum aus, heißt es in der Studie.

Asiatische Großstädte wie Puna, Ho-Chi-Minh-Stadt, Hyderabad und Bangalore werden der Prognose zufolge das höchste Wachstum bei Superreichen in den kommenden zehn Jahren aufweisen. Mumbai wird demnach voraussichtlich gemeinsam mit Schanghai, Peking, Singapur und Hongkong in die Top Ten der attraktivsten Städte für Superreiche aufrücken.

Ein knappes Drittel der Superreichen will in Immobilien außerhalb ihres Hauptwohnsitzes investieren, hat Knight Frank herausgefunden. So habe sich das Investitionsvolumen von Chinesen in US-Wohnimmobilien zwischen 2006 und 2016 von kaum 300 Millionen Dollar auf nahezu 30 Milliarden Dollar erhöht. Auf Chinesen entfalle derzeit fast jeder fünfte Luxusimmobilienkauf im Lande.

Nicht alle Weltregionen werden der Studie zufolge in den nächsten zehn Jahren ein Wachstum bei den Superreichen aufweisen. In Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien ist das Wachstum ins Stocken geraten. Einige Wohlhabende planten überdies, Europa zu verlassen. Als Grund wird in der Studie eine Kombination aus höheren Steuern und Sozialabgaben sowie der Abfluss von hochqualifizierten Arbeitsplätzen nach Asien genannt.

Ultrareiche Migranten, wie die Studie sie nennt, werden sich voraussichtlich weiter in etwa einem halben Dutzend „sicheren Häfen“ wiederfinden – genannt werden die Vereinigten Arabischen Emirate, Monaco, Israel und Kanada, wo sich fiskalische und politische Stabilität mit einem hohen Maß an Lebensqualität paart. Allein im Wohngebiet Ras Al Akhdar im Golfemirat Abu Dhabi wohnen laut Knight Frank nahezu 400 Ultra-High-Net-Worth-Personen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%