Mietobjekte in den USA Deutsche Bank befeuert Immobilien-Boom

Viele Banken in den USA vergeben derzeit massig Kredite an Unternehmen, die Mietobjekte kaufen. Größter Kreditgeber: die Deutsche Bank. Dabei wird das Institut womöglich eine völlig neue Anlageklasse entwickeln.

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Immobilie in den USA: Erst kaufen, dann vermieten. Quelle: dpa

New York Viele Banken an der Wall Street haben zuletzt mehr Kredite an Beteiligungsgesellschaften vergeben, damit diese US-Wohnimmobilien kaufen und anschließend vermieten können. So helfen die Banken den Private-Equity-Firmen, die Käufe zu beschleunigen – während der Wettbewerb um die Objekte zunimmt und die Preise steigen.

Erst in der vergangenen Woche arrangierte die Deutsche Bank eine Kreditlinie über 1,5 Milliarden Dollar für die New Yorker Blackstone Group, wie Bloomberg News aus informierten Kreisen erfuhr. Mit dem Geld sollen offenbar Einfamilienhäuser erworben werden. In diesem Jahr hatte die Beteiligungsgesellschaft bereits 2,1 Milliarden Dollar erhalten, hieß es.

Apollo Global Management aus New York und der kanadische Immobilieninvestor Tricon Capital sind weitere Gesellschaften, die in diesem Monat Kredite für den Kauf von zu vermietenden Wohnimmobilien erhalten haben. Auch in diesem Fall kam das Geld von dem Frankfurter Finanzriesen.

Die Kredite verschaffen den Beteiligungsgesellschaften einen Vorteil im Wettlauf mit Privatkäufern, ausländischen Investoren und lokalen Vermietern, wenn es darum geht, in Schieflage geratenen Immobilien aufzukaufen und diese in Mietobjekte zu verwandeln. Erworben werden die Immobilien unter anderem bei Zwangsversteigerungen, auf dem offenen Markt oder in ganzen Paketen.

Auch wenn die Preise für US-Wohnimmobilien noch immer 28 Prozent unter ihrem Hoch aus dem Jahr 2006 liegen, derzeit steigen sie so schnell wie seit sieben Jahren nicht mehr. Gleichzeitig schrumpft der Anteil der Amerikaner mit einer eigenen Wohnimmobilie, und der Zugang zu Hypotheken bleibt nach dem Absturz des Häusermarktes begrenzt.

Die Hauspreise in den USA lagen im April rund 12 Prozent höher als im Vorjahresmonat, wie aus Daten von CoreLogic hervorgeht. Laut der National Association of Realtors wurden im April auf Jahresbasis 4,97 Millionen Häuser aus dem Bestand verkauft.

„Dies erlaubt es uns, unsere Zukäufe voranzutreiben“, erklärt Gary Berman, Vorstandschef von Tricon Capital, mit Bezug auf die Kredite. Seine Firma hat bereits 2300 Wohnimmobilien in Südflorida, Phoenix und anderen Gegenden erworben. Bis zum Ende des kommenden Jahres soll der Bestand auf 4000 Objekte angestiegen sein.


Deutsche Bank mischt kräftig mit

Blackstone hat in 13 Ballungszentren schon rund 29.000 Einfamilienhäuser gekauft und ist zum größten Eigentümer in den USA aufgestiegen. Im Oktober konnte sich die Gesellschaft zunächst eine Kreditlinie über 600 Millionen Dollar sichern, die dann unter der Führung der Deutschen Bank im März auf 2,1 Milliarden Dollar in einen syndizierten Kredit ausgeweitet wurde. JPMorgan Chase, Goldman Sachs sowie Wells Fargo waren daran beteiligt, wie es aus den informierten Kreisen hieß.

Silver Bay Realty Trust, ein Immobilien-Investment-Trust mit mehr als 5000 Wohnimmobilien, erhielt im Mai eine Kreditfazilität im Umfang von 200 Millionen Dollar von der Bank of America und JPMorgan. „Dies macht deutlich, dass die Kapitalmärkte die Miet-Einfamilienhäuser zunehmend als Anlageklasse anerkennen“, sagt Vorstandschef David Miller.

Der größte Kreditgeber in dem Bereich ist laut Mitteilungen und Unternehmensmanagern die Deutsche Bank. Der Frankfurter Konzern sei „die bei weitem erfahrenste und am besten organisierte“ Bank, sagt Berman von Tricon.

Seinen Worten zufolge verdient die Bank an den Zinsen und Gebühren für die Kreditlinien. Darüber hinaus werde sie wohl aber auch letztlich Mieteinnahmen in Wertpapieren verbriefen und die Papiere an Investoren verkaufen. Der Verkauf dieser forderungsunterlegten Anleihen wird nach Einschätzung von Berman das Geschäft, das traditionell von kleinen Investoren dominiert wurde, weiter verändern – hin zu einer völlig neuen institutionellen Anlageklasse.

„Es ist kein Frage, ob“, sagte Berman. „Es ist eher eine Frage, wann.“

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