Projektentwickler Scholze „Aus einer normalen Baustelle wird ein Kampf“

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Wenn aus Bauherren Bauknechte werden

Was wohl heißt: Sie mussten an ihre Budget-Grenzen gehen. Gibt es das Risiko, dass die kreditgebende Bank am Ende Nein sagt, weil bei der Kreditvergabe ursprünglich andere Baupreise vereinbart waren?
Das blieb hier alles im Rahmen. Wir mussten nicht mit neuen Eckdaten zur Bank gehen. Grundsätzlich kann Ihnen das bei Ausschreibungen heute aber passieren. Realistische Angebote kriegen Sie derzeit nur von Bauunternehmen, mit denen Sie schon lange und gut zusammen arbeiten. Ansonsten bekommen Sie Angebote, die 40, 50 und sogar bis zu 100 Prozent über dem kalkulierten Budget liegen. Mit Verzögerungen des Projekts stehen schon geschlossene Mietverträge in Frage und die weitere Vermarktung. Der Super-Gau wäre in der Tat, dass die Bank aussteigt und das ganze Projekt platzt.

Bei deutschen Unternehmen liegen Investitionen auf Eis, weil sich um die Bauaufträge niemand bewirbt. Die Großbäckerei Harry-Brot etwa kommt mit der dringend notwendigen Verlagerung eines Vertriebszentrums nicht voran.
von Harald Schumacher

Wie viel Zeit haben Sie verloren durch das Vergabeproblem in Mülheim?
Nur Zeit, für die wir Planungsreserven hatte. Wir sind heute im ursprünglichen Zeitplan. Am 10. Juli ist die Grundsteinlegung für das Stadtquartier.

Sie sind in dieser Zeit, als die Bauvergabe eine Hängepartie war, 70 geworden.
Ja. Ausgerechnet am Tag der Geburtstagsfeier musste ich entscheidende Telefonate führen. Ich bin ehrlich gesagt schon entspannter älter geworden als in dieser Zeit. Die Gratwanderung zwischen Erfolg und Misserfolg kannte ich so nicht – das hat Kraft gekostet.

Aus Bauherren sind also Bauknechte geworden.
Kann man so sagen: Es gibt halt keine Wettbewerbssituation mehr.

Wann ändert sich das wieder?
Wenn die Niedrigzinsphase endet, die heute - neben dem verstärkten Wohnungsbau - den Bauboom entscheidend und teilweise irrational schürt. Überhitzt ist dadurch auch der Immobilienmarkt: Objekte, die vor kurzem noch zum 12- bis 16-fachen der Jahresmiete gehandelt wurden, erzielen heute das 18-20-Fache. Auch institutionelle Anleger treiben die Überhitzung des Baumarktes noch weiter an.

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