Prozessbeginn S&K Immobilien „Das Geld läuft dir hinterher“

Die S&K-Gründer führten ein Luxusleben. Das Geld dafür kam von Anlegern, vermutet die Staatsanwaltschaft. Nun startet der Prozess.

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Die Möbel aus der S&K-Villa
An der S&K-Villa in der Kennedyallee hängt ein riesiger Banner, der auf die Online-Pfandversteigerung des S&K-Mobiliars aufmerksam macht. Noch bis zum kommenden Freitag können Kaufinteressenten für die Möbel der Frankfurter Immobiliengruppe Gebote abgeben.
Das alte Schiffs-Modell hat bei der Online-Auktion schon einige Gebote eingeheimst. Es soll für mindestens 30 Euro unter den Hammer.
Pompös und staatsmännisch, so war die Einrichtung von Stephan Schäfer und Jonas Köller. Nicht kleckern, sondern klotzen...
Ein Kunstwerk mit den Initialen wird genauso versteigert...
...wie ein Gemälde mit Dollar-Zeichen.
Bereits geöffnete Getränkedosen mit aufgedrucktem S&K-Logo - Überbleibsel der Gründer Stephan Schäfer und Jonas Köller.
Von solchen Sofas können Interessierte gleich mehrere ersteigern.

Auf fein liniertem Papier teilt Jonas Köller in feinster Druckschrift einer Richterin seine Sicht der Welt mit. In dieser Welt ist Köller, der mit seinem Freund Stephan Schäfer die Immobiliengruppe S&K gegründet hat, unschuldig. Ab Donnerstag wird der S&K-Anlageskandal vor dem Landgericht Frankfurt aufgearbeitet. Der Prozess dürfte einen tiefen Einblick in die teilweise bizarre Gedankenwelt zweier kleinbürgerlicher Materialisten geben, die ein gemeinsames Ziel einte: Milliardär zu werden.

Rund 240 Millionen Euro hatten Anleger Köller und Schäfer anvertraut, etwa über Fonds des Hamburger Anbieters United Investors. Doch allem Anschein nach haben die beiden Jungunternehmer mit dem Geld vor allem ihr Luxusleben finanziert. Beide wohnten in großzügigen Villen, der S&K-Fuhrpark war üppig, Jonas’ Party zum 30. Geburtstag gilt als legendär.

Im Februar 2013 wurden die Chefs von S&K und United Investors mitsamt einigen Helfern verhaftet. Für die Staatsanwaltschaft war S&K ein Schneeballsystem. In einem Schneeballsystem werden Auszahlungen an Anleger nicht erwirtschaftet, sondern aus immer neuen, frisch eingeworbenen Anlegergeldern gespeist.

Der Einsatz der Investoren dürfte zum Großteil verloren sein. Doch Köller fühlt sich dafür offenbar nicht verantwortlich: „Obgleich ein S&K im Namen des Fonds vorkommt“ (für Schäfer & Köller), habe er nicht an der Auflegung des Fonds oder der Erstellung des Prospekts mitgewirkt. Er sei „lediglich Geschäftspartner des Fonds“. Die Richterin hätte es einem geschädigten Anleger also nicht genehmigen dürfen, Köllers Vermögen pfänden zu lassen.

Köllers und Schäfers Verteidiger behaupteten ebenfalls, die Angeklagten hätten sich rechtmäßig verhalten. Im Fondsprospekt sei ja nicht genau festgelegt worden, wofür das Geld der Anleger zu verwenden sei. Dementsprechend seien auch Geldentnahmen für private Zwecke erlaubt gewesen.

Keine Einsicht, nirgends. Beschuldigte in Wirtschaftsstrafverfahren brechen in der Haft häufig zusammen und gestehen. Bei Schäfer sah es danach aus, als stehe er die Haft nicht durch. Während eines Gerichtstermins sprang er aus dem Fenster. Es drohte eine Querschnittslähmung. Mittlerweile ist er aber wieder hergestellt und soll auch psychisch relativ stabil sein. Köller soll sich ebenfalls im Knast akklimatisiert haben. Nur Ex-United-Investors-Chef Hauke Bruhn gab zu, von dem Schneeballsystem gewusst zu haben, machte später aber einen Rückzieher. Der Prozess soll Klarheit darüber bringen, wie das System S&K funktionierte – und was mit den Millionen passierte.

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