Sonnenkollektoren Solaranlagen bleiben attraktiv

Die Minister Röttgen und Rösler wollen die Förderung von Solaranlagen stärker kürzen als bisher geplant. Warum die Anlage auf dem Dach trotzdem noch lohnt.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Quelle: dpa

Wer eine Solaranlage auf sein Dach setzt, wir dafür vom Staat belohnt. Den Strom vom Dach müssen die Netzbetreiber den Hausbesitzern nämlich zu einem garantierten Festpreis abnehmen – der sogenannten Einspeisevergütung.

Mit der Förderung wollte die Bundesregierung den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben. Die Photovoltaik fand schnell viele Fans. Verständlich, denn wer mit seinem Solardach zum „Stromverkäufer“ wurde, machte damit gute Gewinne – und durfte auch langfristig mit ausreichend Rendite rechnen. Denn der garantierte Festpreis (Einspeisevergütung) galt von dem Tag an, an dem die Anlage Strom ans Netz lieferte für die nächsten zwanzig Jahre.

Kein Rütteln an der Bestandsgarantie

Die erste gute Nachricht: An der sogenannten Bestandsgarantie ändert sich nichts. Wer vor einem, fünf oder zehn Jahren in eine Solaranlage auf seinem Eigenheim investiert hat, muss ich um die Kürzungspläne von Umweltminister Röttgen  und Wirtschaftsminister Rösler nicht weiter scheren. Diese Gruppe der Solaranlagenbesitzer bleibt vom Konzept der Minister verschont.

Die Bestands- und Abnahmegarantie hatte der Gesetzgeber im Erneuerbare Energie Gesetz, kurz EEG festgelegt. Damit brachte die Solaranlage auf dem Dach nicht nur günstigen Strom für den Eigenverbrauch, sondern wurde zu einem lukrativen Zubrot für viele private Hausbesitzer, aber auch für Unternehmern und Landwirte, die von da an die Dächern ihrer Gewerbebauten und Ställe mit Solarzellen regelrecht zupflasterten.

Was für Anlagen bis März 2012 gilt

Bisher galten je nach Größe und Standort der Anlage (Dach, Freiland) unterschiedliche Einspeisevergütungen. Für Solarstromanlagen, die ab Januar 2012 ans Netz gegangen sind, gelten folgende Einspeisevergütung:

AnlagengrößeVergütung 2012
bis 30 kWp (Dach)24,43Cent/kWh
über 30 kWp (Dach)23,23 Cent/kWh
über 100 kWp21,98 Cent/kWh
über 1MWp (Freiflächen)18,33 Cent/kWh

Zum Vergleich: 2010 hatte die Förderung für Dachanlagen noch 30 Cent pro Kilowattstunde und 28 Cent für Freiflächenanlagen betragen. 2011 betrug die Förderung für Dachanlagen bereits nur noch 28,74 Cent pro Kilowattstunde.

Eckpunkte des Minister-Konzepts

Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) wollen die Solarförderung in Deutschland möglichst schneller weiter kürzen Quelle: dpa

Planmäßig wäre die Einspeisevergütung zum 1. Juli um 15 Prozent heruntergeschraubt worden. Diese „Degression“ der garantierten Vergütung war Teil des langfristigen Plans der Regierung den Solarstrom schrittweise zu de-subventionieren. Zweimal jährlich wurde er garantierte Abnahmepreis gesenkt. Die Basis-Degression lag bei neun Prozent jährlich.

Die EEG-Umlage - der "Strom-Soli"

Wie stark die Förderung darüber hinaus gekürzt wurde orientierte sich daran, wie viele neue Solarflächen in Deutschland auf Dächern, dem Frei- und auf Ackerland entstanden waren. Damit wollte der Gesetzgeber vermeiden, dass Stromkunden übermäßig zur Kasse gebeten werden, denn sie bezahlen die Förderung indirekt über die Strom-Umlage. 2011 betrug diese 3,53 Cent pro Kwh, 2012 bereits 3,59 Cent. Pro Haushalt macht das 70 bis über 100 Euro pro Jahr für den "Strom-Soli".

Kostenexplosion bei der Förderung

2011 lag die neu installierte Leistung bei über 7500 Megawatt. Damit war der Zubau so übermäßig groß, dass die Kosten für die Förderung explodierten. Mehr als 13 Milliarden Euro staatlicher Förderung pro Jahr fließen inzwischen in den Ausbau von Wind- und Solaranlagen. Mit fünf Milliarden Euro entfällt der Löwenanteil auf Photovoltaik-Anlagen.

Nach dem Konzept von Röttgen und Rössler soll sich nun sowohl die Einteilung der Anlagen als auch die Höhe der Förderung ändern und zwar schon zum 9. März – wenn es nach den Ministern geht.

Wo wird wie viel gekürzt?

Ab März soll es statt der vier nur noch drei Anlagetypen geben. Die Anlagen würden dann nach folgenden Sätzen gefördert:

  • Kleine Anlagetypen bis 10 kWp: 19, 5 Cent/kWh

  • Mittlere Anlagetypen von 10 kWp bis 1 MWp: 16,5 Cent/kWh

  • Große Anlagentypen von 1 MWp bis 10 MWp: 13,5 Cent/kWh

Röttgen sprach von einer durchschnittlichen Senkung von rund 24 Prozent bis zum 1. Januar 2013. Am besten kommen Besitzer von Kleinstanlagen bis 10 kWp weg, also die klassischen Privathausbesitzer.

Zur Größe der Anlagentypen

Außerdem soll nicht mehr 100 Prozent des Stroms vom Dach zum garantierten Festpreis von den Netzbetreibern abgenommen werden. Wer eine kleine Dachanlage von bis zu zehn Kilowatt besitzt kann bekommt nur noch für 85 Prozent seines produzierten Stroms den garantierten Fördersatz, bei allen anderen Anlagen sind es 90 Prozent. Den Rest muss er zu Marktpreisen verkaufen oder selbst verbrauchen.

Künftig kann zudem die Einspeisevergütung für Solarstrom aus neuen Anlagen mit einer Verordnung weiter gekürzt werden, wenn der Ausbau die von der Regierung vorgegeben Zielgrößen überschreitet.

Renditen bleiben attraktiv

Selbst wenn die Förderung auf 15 Cent pro Kilowattstunde reduziert würde, könnten Hausbesitzer mit Solardachanlagen noch mit Renditen von fünf bis sieben Prozent rechnen. Quelle: dpa

Was heißt das nun für alle jene, die mit dem Gedanken spielen, sich eine Solaranlage für ihr Dach zu kaufen. Lohnt sich die Investition überhaupt noch?

Bloß keine Panik

Ja, in jedem Fall. Holger Krawinkel vom Verbrauchzentrale Bundesverband (VZBV) beruhigt: „Man kann völlig gelassen bleiben.“ Selbst wenn die Einspeisvergütung nur 15 Cent pro kWh betrüge, so der Fachmann, läge die Rendite einer Dachanlage noch bei fünf bis sieben Prozent.

Grundsätzlich bemisst sich der Ertrag der Solaranlage nach dem Preis der Anlage, der Größe, dem Standort, der Dachneigung und Himmelsrichtung. So kann ein Hausbesitzer in Südbaden bei sonst gleichen Bedingungen bis zu 35 Prozent mehr Strom produzieren als einer in Norddeutschland.

Beispielrechnung für Freiburg und Essen

Eigenverbrauch wird attraktiver

Andere Modellrechnungen zeigen, dass die Kürzungen bei Dachanlagen bis 2014 sogar geringer ausfallen könnten als mit der alten Regelung. Für die Rendite könnte das nur Gutes bedeuten. 

Das Solarfeld auf dem Dach bleibt also eine attraktive Anlage. Auch, wenn der Bonus für den Eigenverbrauch, den es im Moment noch gibt, entfällt.  „Die Attraktivität für den Eigenverbrauch wird steigen“, davon geht Krawinkel aus. Dass die Abnahmegarantie des selbst produzierten Stroms auf 85 Prozent reduziert wird, spielt eine untergeordnete Rolle, denn erfahrungsgemäß liegt der Eigenverbrauch bei 20 bis 30 Prozent – also weit über den 15 Prozent, die nach der neuen Regelung entweder selbst verbraucht oder zu Marktpreisen eingespeist werden müssten.

Modulpreise fallen weiter

Die Preise für kristalline Solarmodule sind in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Quelle: dpa

Derzeit liegen die Preise für konventionell produzierten Strom vom Versorgen bei 26 Cent je Kilowattstunde. Auch bei einer Kürzung der Einspeisevergütung ist der selbstproduzierte Strom immer noch günstiger als der eingekaufte.

Solarmodule immer günstiger

Dazu kommen die fallenden Preise für die Solarmodule. Musste ein Hausbesitzer im Dezember 2008 pro Watt Leistung rund 3,10 Euro für kristalline Module aus Deutschland bezahlen, waren es drei Jahre später nur noch 1,12 Euro. Die gefallenen Investitionskosten beim Kauf einer Solaranlage war ein weiterer Grund dafür, warum die Regierung die Einspeisevergütung senken wollte.

Dass die Preise weiter drastisch fallen könnten, zeigt eine Studie des MIT für den US-Energiemarkt, über die Technology Review in seiner Online-Ausgabe berichtet: Bis 2020 könnten Solarmodule halb so teuer sein wie heute – und Solarstrom damit sogar billiger als Kohlestrom.

Die zehn größten Solarzellenhersteller
Solaranlage von Suntech Quelle: dapd
Platz 3 - JA SolarDrittgrößter Solarzellenhersteller ist JA Solar. Der chinesische Hersteller produzierte 2011 1700 Megawatt. Ein Plus von rund 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Quelle: Reuters
Platz 2 - First SolarDer zweitgrößte Hersteller ist First Solar. Das US-Unternehmen produzierte Solarzellen mit einer Leistung von 1981 Megawatt. Das waren rund 40 Prozent mehr als im Vorjahr (1412 Megawatt). Quelle: dpa
Platz 4 - YingliDen vierten Platz nimmt der Hersteller Yingli aus China ein. Mit 1604 Megawatt produzierte Yingli 2011 rund 51 Prozent mehr als im vorangegangenen Jahr (1060 Megawatt). Quelle: dapd
Platz 5 - TrinaTrina ist der fünftgrößte Solarzellenhersteller. Die Produktion der Chinesen nahm gegenüber dem Vorjahr um knapp 48 Prozent zu. Trina produzierte im Jahr 2011 1550 Megawatt Leistung. Quelle: dapd
Platz 13 - Q-CellsDer deutsche Hersteller Q-Cells war früher Weltmarktfrüher. Mittlerweile ist das Unternehmen auf Rang 13 abgerutscht. Am 3. April 2012 hat der Hersteller aus Bitterfeld-Wolfen Insolvenz angemeldet. Im vergangenen Jahr produzierte Q-Cells Zellen mit einer Leistung von 790 Megawatt. Im Jahr 2010 waren es noch 1014 Megawatt. Quelle: pr
Solaranlage von Motech Industries Quelle: Presse

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%