Eine Innendämmung hingegen verringere hingegen den Heizaufwand, da sie sich schneller erwärmt - und die Sonne trotzdem wirken kann. In denkmalgeschützten Gebäuden habe Fischer zum Beispiel Rohrmattenputz verwendet. Bei dieser jahrhundertealten Technik werden Schilfrohrmatten mit modernen Wärmedämmdübeln innen an den Wänden und Decken angebracht und verputzt. Schilf hat den Vorteil, dass es feuchtestabil ist und die Matten nicht einmal einen Zentimeter dick sind. "Im Denkmalschutz muss so etwas mit Augenmaß erfolgen. Ich rate deshalb generell auch von der Innendämmung ab", sagt Fischer. "Es gibt immer bauliche Probleme, etwa durch Anschlüsse an Fenstern, Innenwänden, Türen, Steckdosen oder Heizkörpern. Ein Fachwerkhaus kann durch eine Innendämmung, die auch Feuchte sammeln kann und die Wandaustrocknung verschlechtert, sogar zerstört werden. Außerdem sind auch Innendämmungen in aller Regel unwirtschaftlich - schon wenn man die Energieersparnis nur theoretisch durchrechnet." Das gelte selbst dann, wenn der Bauherr oder Energieberater für seine Berechnung den laut Fischer unbrauchbaren, aber üblichen Wärmeleitwiderstand der verwendeten Materialien und vorhandenen Wände (U-Wert) zugrunde legt.
Heizenergie erst woanders sparen
"Wenn wir im Gebäudebestand Energie sparen wollen, müssen wir komplett umdenken. Vor allem müssen wir bei der Wärmeerzeugung, also bei der Heizung ansetzen und die Wärme direkter und ohne große Wärmeverluste dorthin bringen, wo wir sie brauchen", lautet das Credo des Architekten. Fischer zufolge geht ein Großteil der Energie schon auf dem Weg zum zu erwärmenden Raum verloren. "Die Heizungsrohre wurden in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend unter Putz gelegt - oder gleich als Fußbodenheizung eingebaut. Bis sich der Raum erwärmt, haben wir auf dem Wärmetransport schon 30 oder mehr Prozent der Energie verloren", so Fischer.
Als Architekt, berichtet Fischer, habe er auch einmal eine Beratung für ein Hochhaus in Neubrandenburg übernommen. Der Besitzer plante die Wärmedämmung der Fassade für rund 400.000 Euro. Eine Überprüfung des bisherigen Verbrauchs vor Beginn der Baumaßnahme ergab jedoch, dass der Heizenergieverbrauch pro Quadratmeter bereits nur 50 kWh betrug. Damit erreichte das ungedämmte Hochhaus bereits den 5-Liter-Haus-Standard, der bei modernen Niedrigenergie-Neubauten üblich ist. Grund dafür sei vor allem ein offenes Heizungssystem gewesen, bei dem die Heizungsrohre offen auf den Wänden verlegt waren. So heizten die Rohre schon beim Wärmetransport den Raum und nicht vorrangig den Außenwandquerschnitt.
Auch die Sonnenenergie sollten Hausbesitzer nutzen. Selbst wenn weiterhin eine systematische Untersuchung der tatsächlichen Verbrauchsersparnis durch Wärmedämmmaßnahmen auf sich warten lässt, lieferte doch eine Studie aus Meran in Südtirol deutliche Hinweise darauf, dass ungedämmte Fassaden die Energie der Sonne besser nutzbar machen. "Viele Hauseigentümer planen eine Wärmedämmung, weil sie auf versprochene Einspareffekte aus den Bedarfsrechnungen von Handwerkern und Energieberatern vertrauen", weiß Fischer aus der Erfahrung mit seinen Kunden. Da werde der Energiehunger eines Gebäudes für die Heizung theoretisch ermittelt - anhand von Kennzahlen, die den tatsächlichen Energieverbrauch und die Wärmeeinstrahlung durch die Sonne unberücksichtigt lassen.
"Hausbesitzer sollten die Bedarfsrechnungen vergessen und auf ihren tatsächlichen Verbrauch schauen. Der liegt meist viel niedriger als der theoretische Bedarfswert. Davon ausgehend können gezielte und im Betrieb gegengeprüfte heiz- und bautechnische Maßnahmen den Energieverbrauch stufenweise optimieren", so der Architekt.
Es gibt also gute Gründe, bei Wärmedämmmaßnahmen an Gebäuden nichts zu überstürzen. Als Maßnahme zur Einsparung von Heizenergie sollte die Fassadendämmung allenfalls die letzte Optimierungsmaßnahme sein - aus ökonomischen, ökologischen sowie brandschutztechnischen Gründen. Schließlich ist nicht auszuschließen, dass technischer Fortschritt noch viele Probleme bei der Wärmedämmung löst.