Überraschende Studie Mieten in den meisten Kreisen günstiger geworden

Werden die Mieten wirklich immer teurer? Quelle: imago images

Kaum ein Thema beschäftigt die Deutschen so sehr wie die unaufhaltsam steigenden Mieten. Eine neue Studie behauptet nun jedoch: In den meisten Kreisen sinken die Mieten in Wirklichkeit.

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Es vergeht kaum ein Monat, in dem keine neue Erhebung zum Immobilienwahnsinn veröffentlicht wird. Auch wenn die einzelnen Studien sich uneins sind, um wie viel Prozent denn Mieten und Kaufpreise genau gestiegen sind und ob nun eine Blase droht oder nicht, über eins herrscht in der Regel Einigkeit: Die Preise steigen. Und zwar deutlich.

Umso überraschender wirkt eine Studie, die das Wirtschaftsforschungsinstitut IW Köln am Freitag veröffentlicht hat. Sie besagt, dass Wohnraum in weiten Teilen des Landes günstiger geworden sei. Konkret koste das Wohnen in 269 von 401 deutschen Kreisen heute weniger als noch 2014.

Zu diesem eher konterintuitiven Schluss kommen die Forscher freilich nicht darüber, dass sie die reine Preisentwicklung abbilden. Stattdessen beziehen sie noch einen weiteren Faktor mit ein: die Lohnentwicklung.

Denn genauso, wie der Immobilienboom schon viele Jahre andauert, begleitet die Deutschen auch der Jobboom schon lange – und mit ihm eben steigende Löhne. So ist der Median-Bruttolohn von 2014 bis 2018 um fast zehn Prozent gestiegen, wie das IW vorrechnet. Den derzeit aktuellsten Daten von 2018 zufolge verdienen jeweils die Hälfte der Deutschen mehr beziehungsweise weniger als 3312 Euro brutto im Monat. Die Mieten wiederum stiegen im selben Zeitraum deutschlandweit „nur“ um 8,5 Prozent.

Weit weniger überraschend ist, dass es hier innerhalb Deutschlands enorme Unterschiede gibt. So blieben die Mieten vor allem in den neuen Bundesländern niedrig, während sie in den meisten Großstädten, aber auch in weiten Teilen Bayerns und Baden-Württembergs deutlich anstiegen.

In Zahlen: Wie die IW-Forscher berechnet haben, sind die Löhne etwa in Jena zwölf Prozentpunkte stärker gestiegen als die Mieten. In Kempten hingegen stiegen die Löhne zwar um zehn Prozent, dem steht jedoch eine Mietenexplosion von 33 Prozent gegenüber.

Eine der sieben Top-Städte stemmt sich dabei gegen den generellen Trend: In Hamburg stiegen die Löhne um sieben Prozent, die Mieten jedoch nur um überschaubare drei Prozent. Damit wäre Hamburg die erste hochpreisige Stadt, die dabei ist, die Kehrtwende zu schaffen.

Das Erfolgsrezept der Hanseaten: Viele Neubauten sowie finanzielle Unterstützung der Haushalte, die nicht von der positiven Situation am Arbeitsmarkt profitieren konnten. Daran, so die Forscher, sollten sich auch andere Ballungsräume ein Beispiel nehmen.

Ohne mehr Neubauten könnten auch die optimistischen Ergebnisse der IW-Forscher künftig deutlich verhaltener ausfallen. In ihrer Berechnung sind es ja vor allem die steigenden Löhne, die die hohen Immobilienpreise kaschieren. Wenn jedoch der schon lange befürchtete Einbruch am Arbeitsmarkt kommt, funktioniert das nicht mehr. Dann sähen die IW-Zahlen ähnlich düster aus wie die der übrigen Immobilien-Studien.

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