Zehn Jahre Boom und kein Ende in Sicht: Unabhängig von Konjunktur und Wirtschaftskrisen gehen Ferienimmobilien in Deutschland weg wie warme Semmeln. Und das mittlerweile seit dem Jahr 2002. 57 Prozent der Ferienhäuser, die die Deutschen seit dem gekauft haben, stehen in Deutschland. Laut einer Marktstudie des Online-Ferienhausvermieters FeWo-direkt in Kooperation mit der Immobilienfirma Engel & Völkers überwiegt im Jahr 2012 erstmals der Anteil deutscher Ferienhäuschen: 52,5 Prozent aller Ferienhäuser, die Deutschen gehören, stehen auch in Deutschland. Rund 70 Prozent der Immobilienbesitzer wohnen maximal 500 km von ihrem Urlaubsdomizil entfernt.
Finca ade
Die meisten Urlaubsdomizile haben sich die Deutschen an der Nordsee gekauft: Dort stehen 15,9 der deutschen Ferienhäuser und Wohnungen, 10,8 Prozent sind es an der Ostküste. Ähnlich begehrt sind die Inseln in Nord- und Ostsee: 10,4 Prozent der Ferienhäuser stehen auf den Inseln in der Ostsee, 5,7 Prozent auf denen in der Nordsee. Auch in der Hauptstadt verkaufen sich Ferienwohnungen gut: Rund sechs Prozent aller deutschen Urlaubsimmobilien stehen in Berlin. Die berühmte Finca auf Mallorca hat dagegen an Reiz verloren. Sie schaffte es nur auf Platz sechs im Ranking. Außer in Deutschland kaufen die Urlauber und Kapitalanleger ihre Strandhäuser nämlich am liebsten in Spanien (11,3 Prozent), Österreich (9,0 Prozent), Italien (6,5 Prozent) Frankreich (5,2 Prozent), Florida (3,3 Prozent) und auf Mallorca (3,0 Prozent). In Österreich und Spanien wächst die Zahl der Ferienhäuser in den letzten drei Jahren, in Frankreich und Italien nimmt sie dagegen ab.
Ferienhäuser als alternative Anlage
Die Gründe für die steigende Nachfrage nach Ferienimmobilien sehen die Autoren der Marktstudie zum einen darin, dass der Ferienhaustourismus in Deutschland an sich zugenommen hat. Hinzu komme, dass die Deutschen - auch aus Kostengründen - häufiger Urlaub im eigenen Land machen. "Zum anderen hat die zunehmende Verunsicherung der Anleger im Zuge der letzten Finanz- und Wirtschaftskrise dafür gesorgt, dass das Interesse an alternativen, rentablen und inflationsgeschützten Vermögensanlagen gestiegen ist", heißt es in der Studie. So sagten
- 21,3 Prozent der befragten 2.788 Ferienhausbesitzer, dass die Immobilie eine reine Kapital- und Geldanlage sei
- 21,4 Prozent der Eigentümer haben ihr Häuschen gekauft, um wenigstens im Urlaub nahe bei Kindern oder Eltern sein zu können beziehungsweise um die Ferien kostengünstig mit der ganzen Familie zu verbringen
- 24,6 Prozent nutzen die Urlaubsimmobilie als sichere Anlageform gegen Inflation
- 28,8 Prozent der Befragten haben sich ihre Immobilie wegen der Mieteinnahmen zugelegt, ohne die die Finanzierung allerdings auch nicht möglich wäre
- 43,1 Prozent betrachten das Objekt als ein Standbein der Altersvorsorge. Dies sei auch einer der Gründe, warum die Deutschen ihre Ferienhäuser vermehrt in Deutschland oder Österreich kaufen. Nicht jeder möchte auf seine alten Tage noch eine neue Sprache lernen, um mit Behörden, Ärzten und sonstigen Dienstleistern kommunizieren zu können.
- 60,4 Prozent nannten die Kombination aus Vermieten und selber Ferien machen als entscheidendes Kaufargument
Nord- und Ostsee als sichere Häfen
Auch die Studienautoren sprechen von einem entscheidenden Vorteil einer Ferienimmobilie gegenüber einer Wohnimmobilie: die Kombination aus der Nutzung für den eigenen Urlaub und gleichzeitig der zusätzlichen Einkommensquelle. Auch die Wertentwicklung der Objekte spreche für sich. Rund drei Viertel der Immobilien seien über die Jahre im Wert gestiegen. Wer seine Immobilie im Jahr sechs Monate an Urlauber vermieten kann, darf sich laut FeWo-direkt pro Jahr im Schnitt über rund 14.000 Euro Mieteinnahmen freuen.
Tobias Wann von Fewo-direkt rät Investoren, sich nach Objekten an den Deutschen Küsten umzusehen. "Die Nord- und Ostseeinseln sind sichere Häfen für private Anleger", sagt er. Wer clever investiert, erreiche nicht nur einen Kapitalerhalt, sondern auch eine Wertsteigerung. So stiegen binnen der letzten Jahre die Immobilien auf den Ostseeinseln um rund 19 Prozent im Wert, bei den Nordseeinseln waren es schon 27 Prozent.
Die teuersten Ferienhäuser Deutschlands
Wer sich auf der Nordseeinsel Spiekeroog ein Ferienhäuschen zulegen möchte, zahlt für 140 Quadratmeter im Schnitt 795.000 Euro. Dafür hat er ein Domizil im autofreien Unesco-Weltnaturerbe.
Quelle: Auswertung des Immobilienportals ImmobilienScout24 von 2,5 Millionen Immobilienangeboten. Verglichen wurden die Preise von Wohnimmobilien in durchschnittlicher Lage mit 140 Quadratmetern Wohnfläche. Stand: August 2012
Auf Deutschlands Nordseeinsel der Reichen und Schönen kostet ein 1982 erbautes 140 Quadratmeterhaus schon 810.000 Euro - und das in durchschnittlicher Lage. Wer Meerblick möchte, greift tiefer in die Tasche.
Wer sich beispielsweise für ein Ferienhaus in der Gemeinde Kampen auf der Insel Sylt interessiert, muss rund 860.000 Euro investieren.
Wer lieber Berge statt Meer möchte, für den ist vielleicht der westliche Stadtrand von München ein interessantes Fleckchen. Ein 140-Quadratmeter-Ferienhaus in der oberbayerischen Gemeinde Gräfelfing kostet durchschnittlich 885.000 Euro.
Wer es noch etwas exklusiver - und dementsprechende teurer - mag, für den lohnt sich ein Blick ins Isartal südlich von München. Die Gemeinde Grünwald gilt als eine der exklusivsten Wohngegenden Deutschlands. Ein 1982 erbautes Ferienhäuschen in durchschnittlicher Lage kostet dort im Schnitt 945.000 Euro.
Nachbargemeinde des noblen Grünwalds ist der Sitz des Bundesnachrichtendienstes, die Gemeinde Pullach im Isartal. Hier kostet die durchschnittliche Ferienimmobilie 975.000 Euro.
Vom Münchner Umland zurück ans Meer: Zwischen West- und Ostküste der Insel Sylt erstreckt sich die Gemeinde Wenningstedt-Braderup. Wer dort seinen Urlaub im eigenen Domizil verbringen möchte, zahlt für 140 Quadratmeter Wohnfläche im Schnitt eine Million Euro.
Noch teurer sind Ferienimmobilien nur am 50 Kilometer südlich von München gelegenen Tegernsee. Wer sein eigenes Urlaubsdomizil in den Bayerischen Alpen kaufen möchte, muss sich auf Kosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro für 140 Quadratmeter Wohnfläche einstellen.
"Besonders beliebt sind hochwertige Objekte in Strandnähe, an Seen oder in den Bergen", sagt Kai Enders, Vorstandsmitglied bei der Immobilienfirma Engel & Völkers. Wichtig ist den meisten Besitzern auch eine ruhige Lage mit guter Infrastruktur - naturnah, Blick aufs Meer, aber schnell mit Bus und Bahn in die Stadt. Und je attraktiver Haus und Umgebung, desto wahrscheinlicher sei eine anhaltende Wertsteigerung, bestätigt Enders. Wann fügt hinzu: "Die höchsten Mietpreise finden sich am Bodensee und auf den Nordfriesischen Inseln Sylt, Amrum und Föhr. Dort liegt der Wochenmietpreis pro Quadratmeter zwischen sieben und 8,50 Euro."
Sinkende Kaufpreise bei konstanten Mieten
Im Schnitt haben die Deutschen im letzten Jahr 180.000 Euro für ihre Ferienimmobilie ausgegeben. Die Hälfte zahlte maximal 150.000 Euro für ihr Haus. Damit sind die Investitionskosten für Ferienimmobilien binnen drei Jahren um rund 15.000 Euro gesunken: 2009 gaben die Deutschen durchschnittlich noch 196.500 Euro aus. Die Mieteinnahmen von rund 14.000 Euro pro Jahren bleiben jedoch seit drei Jahren weitestgehend konstant.
Damit sich der Kauf lohnt, beziehungsweise die Finanzierung auch dauerhaft funktioniert, ist eine gute Vermietung unerlässlich. 62,5 Prozent der Umfrageteilnehmer sagten, die Vermietung sei ein entscheidendes Argument für den Kauf gewesen, 88,5 Prozent derer, die sich im vergangenen Jahr ein Ferienhaus kauften, vermieteten ihr Objekt unmittelbar nach dem Kauf. 2001 waren es nur 47 Prozent.
Die durchschnittliche Auslastung für ein Ferienhaus liegt laut Studie bei 24 Wochen im Jahr, die Eigentümer nutzen ihre Objekte nur zwei bis vier, maximal sieben Wochen pro Jahr. 40,9 Prozent machen gar keinen Urlaub im eigenen Ferienhaus. Auch Appartements in Großstädten seien für Investoren durchaus lukrativ: "Städtewohnungen werden bei Urlaubern und Geschäftsreisenden als Alternative zum Hotel immer beliebter", stellt Wann fest. Gerade in Metropolen seien solche Ferienwohnungen oder Ferienhäuser deutlich lohnender als normale Wohnimmobilien. "Bei der Vermietung ihres Objekts an Gäste können Vermieter das 2,5 fache an Bruttoeinnahmen erzielen als bei einer Dauervermietung", so Wann.