Nachdem im Sommer 2007 in den USA die Immobilienblase platzte und die Weltwirtschaft ins Chaos stürzte, hatte die amerikanische Immobilienbranche nicht mehr viel zu lachen. Vor zahlreichen Häusern standen Schilder mit der Aufschrift "to sell", der durchschnittliche Hauskäufer war mit 165 Prozent seines verfügbaren Einkommens verschuldet. An Immobilienkauf dachte niemand mehr.
Doch seit dem Jahr 2010 berappelt sich der Markt stetig. Betrugen die Umsätze der US-Immobilienbranche (NAICS 531) in den USA im Jahr 2010 noch 266,3 Milliarden, lagen sie 2014 schon bei 326,9 Milliarden Dollar. Laut Branchenprognose wird der Umsatz im Jahr 2018 rund 351,91 Milliarden Dollar betragen. Einer der Treiber sind die Käufer von Luxusimmobilien.
Wohnungen für mehr als 100 Millionen Dollar
So steht seit Kurzem die New Yorker Luxuswohnung der verstorbenen US-Komikerin Joan Rivers zuum Verkauf. Das dreistöckige Penthouse am Central Park hat elf Zimmer und soll 28 Millionen Dollar (etwa 25 Millionen Euro) kosten. Darüber, dass sie die Immobilie nicht loswerden, müssen sich die zuständigen Makler bei Corcoran keine Sorgen machen. Denn gerade in Manhattan gehen Luxusimmobilien schnell weg.
Einen Tag vor Weihnachten 2014 wurde dort die 100-Millionen-Marke geknackt: Für 100,5 Millionen Dollar fand ein Penthouse an der Spitze des Wolkenkratzers One57 mit 360-Grad-Panoramablick auf Central Park, Hudson und East River einen neuen Besitzer.
Im selben Gebäude - allerdings 40 Stockwerke tiefer - sind noch Wohnungen zu haben. Für knapp 21 Millionen Dollar gibt es fünf Zimmer mit vier Bädern auf gut 322 Quadratmetern. Auf der gleichen Etage bot der Makler bis vor kurzem auch noch eine etwas kleinere Unterkunft zur Miete an. sie sollte 41.000 Dollar im Monat kosten. Als „Ultra-Luxus“ werden die Apartments angepriesen, die Superreiche aus der Marmor-Badewanne mit Armaturen der deutschen Edelschmiede Dornbracht auf die Skyline gucken lassen.
Als Nische lässt sich dieses Top-Segment des New Yorker Immobilienmarktes schon lange nicht mehr bezeichnen. Projektentwickler wie die Firma Extell Development überziehen Manhattan mit Protz-Objekten, deren Wohnungen sich kein Durchschnittsbürger leisten kann.
Dass die Preise seit Jahren viel stärker steigen als die Einkommen, ist jedoch kein Problem. Denn Superreiche aus der ganzen Welt - egal ob Chinas neue Milliardäre oder Russlands alte Oligarchen - reißen sich um ihr Stück vom Big Apple. Im letzten Herbst wurden Parkplätze für jeweils eine Million Dollar im Trendviertel SoHo zum Symbol des Wahns.
Seminare für Millionärs-Makler
Dabei ist bei weitem nicht nur Manhattan Spielwiese von Spekulanten, Projektentwicklern, Immobilien-Mogulen und Maklern. In vielen Gegenden von Brooklyn haben die Normalverdiener mittlerweile noch weniger zu bestellen, wenn es um Mieten, Kaufen und Wohnen geht.
Laut einer Studie des Analysehauses RealtyTrac driften die Preise für Immobilien und die Einkommen nirgends in den USA stärker auseinander. „Packt eure Sachen für Staten Island“, kommentierte das Szene-Blog „Gothamist“ die Analyse. Staten Island, das war früher die Müllhalde und ist noch immer das hässliche Entlein New Yorks - doch 2014 stiegen die Häuserpreise selbst dort um 4,2 Prozent.
Die Maklerschaft reibt sich die Hände. Auf Seminaren wie „How to be a Millionaire Broker“ lernt sie, nicht die Provisionen zu senken: „Verkauft euch nicht unter Wert“, impft Brooklyns Spitzenmaklerin Stephanie O'Brien vom New Yorker Branchenführer Douglas Elliman ihren Kollegen ein.
In den letzten zehn Jahren haben sich die Quadratmeterpreise für Eigentumswohnungen in Manhattan und Brooklyn in etwa verdoppelt, das Transaktionsvolumen der gesamten Käufe hat sich beinahe verdreifacht. Von 2000 bis 2012 sind die Mieten in New York um 75 Prozent gestiegen - viel stärker als im Rest des Landes. Zugleich gingen die Reallöhne um 4,8 Prozent zurück.
Dank der niedrigen Zinsen schlagen in den ländlichen Gebieten jedoch auch bürgerliche Käuferschichten zu. Wer ein Volltilgedarlehen mit einer Laufzeit von 30 Jahren beantragt, zahlt nur noch 3,6 Prozent Zinsen. Das treibt die Nachfrage: Allein im letzten Jahr wurden in den USA fast fünf Millionen Eigenheime verkauft, der Durchschnittspreis pro Häuschen betrug 208.500 Dollar (184.500 Euro). Allerdings sind auch hier nur gut 30 Prozent der Käufer junge Familien, wie die Zahlen der Maklerorganisation National Association of Realtors zeigen. Die restlichen Käufer sind Widerholungstäter - oder Investmentsfonds.