Vonovia Der Immobilienrausch geht weiter

Europas größter Wohnungskonzern bilanziert in den ersten neun Monaten ein starkes Gewinnwachstum. Auch die Aktionäre sollen davon profitieren. Um weiter zu wachsen, will der Konzern 2017 eine Rekordsumme investieren.

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Der Wohnungskonzern setzt seinen Wachstumskurs dank des anhaltenden Immobilienbooms fort. Quelle: dpa

Frankfurt Rolf Buch hat dieser Tage allen Grund zu guter Stimmung. Der Immobilienboom hält an und das schlägt sich auch in den Zahlen seines Konzern, der Vonovia nieder. In den ersten neun Monaten diesen Jahres steigt das operative Ergebnis um fast ein Drittel, Konzernchef Buch feiert niedrigen Leerstand – „Wir sind praktisch ausverkauft“ – und plant 2017 Rekordinvestitionen.

Allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres stieg das operative Ergebnis ohne den Erlös aus Verkäufen – in der Immobilienwirtschaft Funds from Operations (FFO) genannt – um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 571,6 Millionen Euro. Gleichzeitig bestätigte Buch die Gewinnprognose für das Jahr 2016 bei 760 Millionen Euro, die damit am oberen Ende der bislang genannten Spanne liegt.

Das hat Konsequenzen für die Aktionäre – im positiven Sinne. „Wir werden unseren Dividendenvorschlag auf der Hauptversammlung 2017 signifikant erhöhen, und zwar um 19 Prozent“, sagt Buch. Das entspricht einer Dividende von 1,12 Euro je Aktie. Das liegt aber nicht daran, dass Vonovia spendabler wird. Der Konzern hält weiter an seiner Strategie fest, 70 Prozent seiner Gewinne auszuschütten. Und weil die Erträge gestiegen sind, soll auch die Dividende steigen.

Gerade in den deutschen Metropolen bleibt die Nachfrage nach Wohnraum ungebremst. Ein Phänomen, von dem auch Vonovia profitiert. Zum Jahresende werden nur 2,5 Prozent ihrer Wohnungen leer stehen. „Das ist der niedrigste Leerstand, an den wir uns bei der Vonovia erinnern können“, erklärt Buch.

Die Quartalszahlen verleihen der Aktie Aufwind. Im Börsenhandel gehören die Aktien mit einem Plus von knapp vier Prozent zu den stärksten Titeln im Dax.

Derzeit hält das Unternehmen 338.000 Wohnungen. Große Zukäufe sind im kommenden Jahr zwar nicht geplant. Buch halte aber Portfolien, die auf den Markt kommen, im Blick, und werde bei passenden Angeboten auch bieten.


Conwert-Übernahme steht kaum noch was im Weg

So ähnlich ist Buch auch bei der österreichischen Conwert mit 24.500 Wohnungen im Portfolio verfahren. Vonovia hat für das Unternehmen 2,9 Milliarden Euro geboten. Dass Conwert erst am Mittwoch den Verkauf seines Gewerbeimmobilienportfolios verkündete, passt hervorragend in die Strategie Vonovias, die sich auf Wohnungen spezialisiert hat. Der Übernahme steht kaum noch etwas im Wege. Der größte Conwert-Aktionär, Adler Real Estate, hat dem Verkauf seiner Anteile an Vonovia bereits zugestimmt und auch die österreichischen Wettbewerbsbehörden haben Ende vergangener Woche ihre Billigung erteilt. Bis Ende des Jahres plant Buch den Vollzug.

Im Gegensatz zur versuchten Übernahme von Deutsche Wohnen, dem zweitgrößten Wohnungskonzern in Deutschland, handelt es sich hierbei um eine freundliche und keine feindliche Übernahme. Mit letzterem war Buch 2015 noch an den Aktionären von Deutsche Wohnen gescheitert.

Um weiter zu wachsen, sei Vonovia indes nicht auf weitere Zukäufe angewiesen, betont Konzernchef Buch. „2017 werden wir rein aus dem organischen Bereich im zweistelligen Bereich wachsen“, sagt er. Buchs ersten Prognosen zufolge werde das operative Ergebnis im kommenden Jahr bei 830 bis 850 Millionen Euro liegen – also bis zu elf Prozent über dem diesjährigen.

Dafür will er weiter investieren, mit einer Milliarde im kommenden Jahr sogar so viel wie nie zuvor. „Was wir in den vergangenen drei Jahren insgesamt investiert haben, planen wir jetzt in einem Jahr“, sagt Buch. Das Geld soll in Neubau und Bestandsverbesserung fließen. Dazu gehört etwa die Aufstockung von Bestandsimmobilien um eine Etage.

Vonovia sieht sich mit seinem Immobilienbestand zwar unabhängig von konjunkturellen Schwankungen, nutzt die Niedrigzinsphase aber auch, um bestehende Anleihen zurückzuzahlen. So seien im dritten Quartal etwa 1,8 Milliarden aus sogenannten CMBS, mit Immobilien besicherten Anleihen, vorzeitig zurückgezahlt worden.

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