Wärmedämmung Deutschland im Dämmwahn

Seite 5/5

Wärmedämmung nicht um jeden Preis

Experte Fehrenberg hält es daher für notwendig, dass öffentlich und auch auf Seiten der Regierung noch einmal grundsätzlich darüber debattiert wird, welche Energieeinsparmaßnahmen an Wohngebäuden die besten Einspareffekte erzielen und auch wirtschaftlich sind. Ansätze dafür sieht er etwa bei der Heizungstechnik. „Wir produzieren zu viel heiße Luft. Unsere Zentralheizungen, die immer nur die leicht entweichende Luft erwärmen, sind weniger effizient als etwa Strahlungsheizungen, die nur dort erwärmen, wo es gewünscht ist. Dann kann die Luft angenehm kühl bleiben und muss nicht teuer aufgeheizt werden.“

Wie Hausbanken bei KFW-Kredite versagen

Der Boom der Wärmedämmung geht trotz der bekannten Probleme und offenen Fragen ungebremst weiter – und wird vom Staat noch zusätzlich befeuert. So sieht etwa kommende Mietrechtsreform vor, dass Mieter bei energetischen Sanierungen durch den Vermieter trotz der Einschränkungen durch Bauarbeiten drei Monate lang nicht kürzen dürfen. Außerdem dürfen Vermieter elf Prozent der Kosten für eine energetische Sanierung auf die Miete aufschlagen. Es brauche Anreize, damit gerade auch kleine Vermieter in die energetische Wohnraumsanierung investieren, verteidigte Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger von der FDP die Novelle.

Erst im Dezember 2012 beschloss die Bundesregierung, energetische Sanierungsmaßnahmen wie Wärmedämmung und moderne Heizungsanlagen künftig auch als Einzelmaßnahmen mit zehn Prozent zu bezuschussen, maximal 5000 Euro. Für Effizienzhäuser gibt es sogar 25 Prozent, maximal 18.750 Euro vom Staat.

Was Bundesbauminister Ramsauer als „kräftigen Schub für die Energiewende bezeichnet, geht der Bauwirtschaft längst nicht weit genug. Stefan Thurn, Präsident des Bundesverbandes des deutschen Baustoff-Fachhandel warf Ramsauer auf der Messe BAU vor, die Förderung der Haussanierung bliebe mit 300 Millionen Euro jährlich weit hinter den erwarteten 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zurück. „Das sind die falschen Signale und falsche Instrumente“, sagte Thurn.

Die Branche ist auch enttäuscht darüber, dass die lang geforderte steuerliche Entlastung für Haussanierer bisher nicht gekommen ist. Diesbezügliche Regierungsvorhaben wurden nach mehreren Anläufen im Dezember 2012 im Bundesrat gestoppt. Ramsauer sieht sich von der Bauwirtschaft zu Unrecht kritisiert, er sei der falsche Adressat. „Ich habe mir den Mund fusselig geredet“, hielt er auf der Messe seinen Kritikern entgegen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%