Wohnraum für Studenten Jung, ledig sucht

Der Bäcker um die Ecke, die Kneipe und die nächste U-Bahn-Station nur wenige Hundert Meter entfernt - die ideale Lage einer Studenten-WG. Eine Studie zeigt, welchen Stadtteile bei Studenten am beliebtesten sind.

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Wo junge Menschen in Deutschland wohnen wollen. Quelle: obs

„Wohnheim statt Wohnwagen“ wirbt das Studentenwerk Berlin auf seiner Internetseite für die Vermietung seiner 9500 Wohnheimplätze, „die außerordentlich nachgefragt sind“. Wie außerordentlich wird dem wohnungssuchenden Studenten ganz schnell klar, wenn er auf „Freie Plätze“ klickt und anschließend liest: „Leider keine freie Wohnung gefunden“.

Dabei geht die Jagd der Studenten auf ein Dach über dem Kopf in den deutschen Universitätsstädten doch erst zu Beginn des Wintersemesters im September und Oktober so richtig los. Für viele Erstsemester bleibt dann tatsächlich nur der Wohnwagen oder eine Turnhalle. Selbst in Kinosälen wurden Studenten schon untergebracht, weil sie nicht rechtzeitig eine Bleibe fanden.

Ab nächstem Monat schnellen die Zugriffszahlen auf den Internetportalen, die kleine Wohnungen oder Wohngemeinschaftszimmer anbieten, wieder schlagartig hoch. Doch nicht nur Studenten sind auf Wohnungssuche, sondern auch junge Berufstätige.

In diesen Städten wollen Studenten später arbeiten
Wirtschaftswissenschaftler haben besonders großes Interesse an einem Job im Ausland. Quelle: dpa
neun Prozent der befragten Studenten nach ihrem Abschluss nach Nürnberg gehen, um dort zu arbeiten. Quelle: dpa
Dresden zieht dagegen zehn Prozent der Absolventen an. Quelle: dpa
Elf Prozent der Studenten wollen in Düsseldorf arbeiten Quelle: dpa/dpaweb
Zwölf Prozent der Jungakademiker zieht es deshalb zu den Mittelständlern nach Leipzig Quelle: dpa
13 Prozent der Absolventen wollen in Stuttgart arbeiten. Quelle: dpa/dpaweb
Den vierten Platz teilen sich Frankfurt am Main und Köln am Rhein Quelle: dpa, Montage

Die müssen heute während der Ausbildung und den ersten Berufsjahren mobiler sein denn je. Wie die jungen Menschen wohnen wollen, ist für Stefan Brauckmann, Direktor des Moses Mendelssohn Instituts (MMI), geklärt: „Die Wohngemeinschaft ist die beliebteste Wohnform junger Menschen.“

Wie sie in einer Stadt gerne wohnen möchten hat das MMI für sieben Metropolen herausgefunden und die Studie dem Handelsblatt vorab zur Verfügung gestellt. Die vom MMI dazu aufbereiteten Zahlen kommen von der WG-Zimmer-Vermittlungsplattform WG-Gesucht.de.

In diesen Städten können WG-Bewohner richtig sparen
WG-RabattWG oder Single-Wohnung? Viele angehende Studenten, die den Auszug aus dem elterlichen Heim planen, stehen vor dieser Frage. Das Immobilienportal „Immowelt“ hat in 65 deutschen Uni-Städten Quadratmeterpreise für Single-Wohnungen und WG-Zimmer verglichen. Das Ergebnis: In 60 Städten können Studenten sparen, wenn sie sich für eine Wohngemeinschaft entscheiden – zum Teil bis zu 47 Prozent. In Städten wie Rostock, Dresden und Düsseldorf dagegen zahlen WG-Bewohner drauf. Doch wo ist die Ersparnis am größten? Quelle: dpa
Platz 20: Trier (Rheinland-Pfalz)Quadratmeterpreis Single-Wohnung: 10,30 Euro Quadratmeterpreis WG: 7,80 EuroErsparnis: 24 Prozent Quelle: dpa
Platz 19: Mannheim (Baden-Württemberg)Quadratmeterpreis Single-Wohnung: 11,20 Euro Quadratmeterpreis WG: 8,50 EuroErsparnis: 24 Prozent Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 18: Ingolstadt (Bayern)Quadratmeterpreis Single-Wohnung: 14 Euro Quadratmeterpreis WG: 10,60 EuroErsparnis: 24 Prozent Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 17: Stuttgart (Baden-Württemberg)Quadratmeterpreis Single-Wohnung: 15,50 Euro Quadratmeterpreis WG: 11,70 EuroErsparnis: 25 Prozent Quelle: dpa
Platz 16: Saarbrücken (Saarland)Quadratmeterpreis Single-Wohnung: 8,80 Euro Quadratmeterpreis WG: 6,60 EuroErsparnis: 25 Prozent Quelle: dpa/dpaweb
Platz 15: Heidelberg (Baden-Württemberg)Quadratmeterpreis Single-Wohnung: 13,10 Euro Quadratmeterpreis WG: 9,80 EuroErsparnis: 25 Prozent Quelle: dpa Picture-Alliance

Die wichtigste These des Instituts: „Wo eine hohe Nachfrage nach Wohngemeinschaftszimmern herrscht, dort wollen die jungen Menschen wohnen, auch die, die kein WG-Zimmer anstreben.“

Die Studie wurde für Investoren gemacht und von der GBI in Auftrag gegeben, die Studentenwohnungen und Hotels baut und an Investoren verkauft. Die Studie filtert anhand einer Vielzahl von Kriterien und mit Hilfe komplizierter statistischer Verfahren Quartiere von einer Größe von 500 mal 500 Metern heraus, in denen junge Menschen bevorzugt wohnen wollen.

Das Handelsblatt hat sich an zwei leicht nachvollziehbaren Auswahlkriterien der Studie orientiert, um die beliebtesten Stadtteile bei jungen Menschen herauszufiltern: Dem Anteil der 20- bis 25-jährigen in einem Stadtteil sowie die jeweilige Nachfrage nach WG-Zimmern.

Worauf es beim WG-Casting ankommt
Platz 9: Beruf oder Studiengang (3,9 Prozent)Juristen sind Spießer und Chemiker Nerds: Solche Klischees kümmern nur 3,9 Prozent der WG-Bewohner. Damit stellt dieser Punkt das belangloseste Kriterium dar, nach denen WGs ihre Anwärter aussortieren. Das WG-Vemittlungsportal wg-suche.de von Immobilienscout 24 hat solche Kriterien zusammengetragen und dazu zwischen August und Oktober 2013 über 1.000 Studenten online befragt. Quelle: dpa
Platz 8: Alter (6,7 Prozent)In manchen WGs spielt das Alter der Interessenten eine Rolle. Schließlich ist es was anderes, ob Erstis frisch von der Schule, Masterstudenten oder ein Dauerstudenten von Mitte 30 im vierten Bachelorstudium zusammenkommen. Daher ist 6,7 Prozent das Alter der WG-Bewerber wichtig. Quelle: Fotolia
Platz 7: Geschlecht (6,9 Prozent)Ob ein Mann oder eine Frau bei ihnen einzieht, ist für 6,9 Prozent relevant. Schließlich wollen manche ihre lieb gewonnene Mädels-WG oder Junggesellenbude nicht kaputtmachen, weil ein Vertreter des anderen Geschlechts bei ihnen einzieht. Quelle: Fotolia
Platz 6: Aussehen (10 Prozent)Es kommt auf die inneren Werte an? Nicht nur! Zehn Prozent schauen bei der Wahl ihrer künftigen Mitbewohner auf deren Erscheinungsbild. Quelle: dpa
Platz 5: Hobbys (11,4 Prozent)Für viele ist die WG mehr als eine Zweckgemeinschaft, sondern eine zweite Familie: Es geht darum, neue Kontakte zu knüpfen, gemeinsam zu kochen, zu feiern und was zu unternehmen. Da ist es wichtig, gemeinsame Hobbys zu haben. Darauf achten 11,4 Prozent der Umfrageteilnehmer. Quelle: dpa
Platz 4: Raucher oder Nicht-Raucher (18,6 Prozent)Wer Raucher ist, sollte das direkt auf den Tisch legen. Schließlich gibt es einiges zu klären: Wie tolerant ist die WG beim Rauchen? Rauchen die Bewohner selbst? Ist Rauchen in der WG in Ordnung? Muss der Anwärter auf den Balkon, um sich einen Glimmstängel anzuzünden? Und was ist, wenn es keinen Balkon gibt? Auch als Nicht-Raucher sollte man die Raucherfrage stellen. Denn wer als Nicht-Raucher in eine Raucher-Gemeinschaft zieht, könnte daran wenig Freude haben. Quelle: dpa
Platz 3: Einkommen (22,8 Prozent)Studenten-Konten sind meist bescheiden gefüllt. Für Miete, Strom, Telefon & Co. sollte es aber trotzdem reichen. Daher schauen 18,6 Prozent auf das ausreichende Einkommen ihrer möglichen künftigen Mitbewohner. Quelle: dpa

Begründung: Junge Menschen zieht es vor allem dorthin, wo viele Gleichaltrige wohnen. Die Quote der 20- bis 25-jährigen eines Stadtteils ist also bei der Untersuchung ein entscheidendes Kriterium. Doch allein die Quote reicht für die Analyse nicht aus. Das zeigt das Beispiel Hamburg: Der Anteil der 20- bis 25-Jährigen ist im gutbürgerlichen Hamburger Stadtteil Alsterdorf fast so hoch wie im Studentenviertel Eimsbüttel. Dennoch gehört Alsterdorf nicht zu den beliebtesten Stadtteilen, weil das Angebot an WG-Zimmern deutlich kleiner ist als in Eimsbüttel.

Der Grund: Alsterdorf ist stark von Einfamilienhäusern geprägt. Das legt die Vermutung nahe, dass dort junge Menschen eher zu Hause wohnen bleiben, sobald sie studieren oder eine Ausbildung beginnen. So erklärt sich der vergleichsweise hohe Anteil junger Erwachsener in Alsterdorf bei gleichzeitig geringer WG-Nachfrage.

Deshalb wurde das Kriterium „WG-Nachfrage“ vom Handelsblatt bei der Auswahl der Stadteile übergewichtet. Die vom MMI dazu aufbereiteten Zahlen kommen von der WG-Zimmer-Vermittlungsplattform WG-Gesucht.de.

In Studentenstädten fehlt es an geeigneten Wohnräumen


Bei der Analyse der Wohnungsmärkte in Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg, Köln, München und Stuttgart kristallisierte sich für MMI-Direktor Brauckmann heraus: „Bei der Wohnsituation und den Wohnwünschen der jungen Menschen ist regelmäßig eine große Diskrepanz erkennbar.“ Im Hamburger Stadtteil Rotherbaum, auf dessen Gebiet die Universität steht, würden sicherlich gerne noch mehr junge Menschen leben. Doch die Wohnungen sind für junge Menschen überwiegend zu teuer.

Die grundsätzliche Lehren aus der Studie: Es fehlt insbesondere in den Universitätsstädten an Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen und an für Wohngemeinschaften geeigneten Wohnräumen. Das haben inzwischen auch große Vermieter erkannt. So kündigte etwa Rolf Buch, Chef von Deutschlands größtem Wohnungsvermieter Vonovia, bei der Vorstellung des Halbjahresberichts vor wenigen Tagen an: „Wir ändern Grundrisse für Studenten-WGs.“ Dahinter steckt ein einfaches Kalkül: Drei Studenten können häufig gemeinsam höhere Mieten zahlen als eine vierköpfige Familie, die womöglich mit dem Verdienst nur eines Elternteils auskommen muss.

So kommen Studenten durch den Bafög-Dschungel
Keine Zeit verstreichen lassenJe früher der Antrag eingereicht wird, desto besser. Denn die Genehmigung kann sich hinziehen – vor allem, wenn der Antrag zu den Stoßzeiten gestellt wird. Zum Wintersemester stauen sich die Anträge bei den Ämtern im September und Oktober jeden Jahres, zum Sommersemester im März und April. Wer schnell seine durchschnittlich 448 Euro im Monat erhalten will, sollte deshalb  zwei Monate vor Semesterbeginn seinen Antrag einreichen, bei Auslands-Bafög schon sechs Monate vorher. Quelle: dpa
Verspätung kostet GeldAuch wenn noch Unterlagen fehlen – wie zum Beispiel die Studienbescheinigung – sollte man seinen Antrag trotzdem schon einreichen. Was noch fehlt, lässt sich immer noch nachreichen. So läuft die Genehmigung später schneller ab und man verliert kein Geld. Denn die Zahlungen werden nur rückwirkend geleistet – ab dem Zeitpunkt der Antragstellung. Wer seinen Antrag im Wintersemester etwa erst im November einreicht – also einen Monat nach Semesterbeginn – bekommt sein Bafög später auch erst ab diesem Monat gezahlt. Den Oktober haben die Späteinreicher damit verloren. Also sollte man spätestens bis zum 31. Oktober mit den Unterlagen beim Bafög-Amt gewesen sein. Quelle: Fotolia
Ein formloser Antrag hilft zur FristwahrungWer es nicht schafft, den Antrag fristgerecht einzureichen, aber keine Monatszahlung verlieren will, der sollte einfach vorab einen formlosen Antrag stellen. Das kann ein reguläres Schreiben mit den wichtigsten Eckdaten sein – Name, Anschrift, Hochschule, Studienort, ob es sich um einen Erstantrag oder einen Folgeantrag handelt – und mit der Ankündigung, dass die ausgefüllten Formulare und Unterlagen noch nachgereicht werden. Manche Bafög-Ämter bieten auch an, den formlosen Antrag zur Fristwahrung über ein Online-Formular einzureichen. Quelle: dpa
Die richtigen Formulare ausfüllenAntragsteller erwarten auf der Homepage des Bildungsministeriums sechs Formblätter, sowie zwei Anlagen. Jeder Antragsteller muss grundsätzlich das Formblatt 1 mit den Informationen zu sich selbst ausfüllen, sowie die Einkommenserklärungen der Eltern (Formblatt 3). Außerdem ist unabdingbar das Formblatt 2, das von der Hochschule zur Bestätigung ausgefüllt werden muss. Anstatt damit zum Studierendensekretariat zu rennen, kann man auch eine reguläre Studienbescheinigung der Hochschule einreichen. Der Lebenslauf (Anlage 1 zu Formblatt 1) muss nur beim Erstantrag ausgefüllt werden, die Leistungsbescheinigung (Formblatt 5) nur gegen Studienende – um die weitere Förderung auch mit den bisher erbrachten Studienleistungen zu rechtfertigen. Quelle: dpa
Online-Anträge ersetzen die schriftlichen nichtEinige Bundesländer bieten die Möglichkeit, den Antrag online zu stellen. Das mag angenehm sein – wegen einfacher Korrekturen und weniger Zettelwirtschaft – ersetzt jedoch den schriftlichen Antrag nicht. Auch wenn der Antrag online verschickt wird, muss er trotzdem ausgedruckt beim Bafög-Amt eingereicht werden. Ansonsten gelten die Unterschriften und beglaubigten Nachweise nicht. Quelle: dpa
NachfragenWer sich bei manchen Antragspunkten nicht sicher ist, kann bei der Hotline des Bildungsministeriums wochentags von 8 bis 20 Uhr unter der 0800-223 63 41 kostenlos nachfragen. Um auf Nummer sicher zu gehen, ob auch alles richtig ausgefüllt ist und nichts fehlt, solle man seine Unterlagen persönlich zu den Sprechstunden des jeweiligen Studentenwerks beim Sachbearbeiter vorbeibringen und durchsehen lassen. Das bringt den Antrag schneller voran. Dauert die Genehmigung danach länger als drei Wochen, sollte nochmal beim Sachbearbeiter anrufen. Quelle: dpa
Kontaktdaten nennenDie Angaben von Telefonnummer und E-Mail-Adresse sind zwar freiwillig – sollten jedoch gemacht werden. So können die Sachbearbeiter schnell nachfragen und müssen nicht erst einen Brief aufsetzen. Das sorgt dafür, dass der Antrag schnell genehmigt wird und auch direkt zu Semesterbeginn das Geld eintrifft. Das Geld wird zwar rückwirkend zum Zeitpunkt der Antragstellung  nachgezahlt, aber nicht jeder kann es sich leisten auf Geld zu warten. Quelle: dpa

Wie teuer Wohnen für Studenten geworden ist, zeigte kürzlich das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) für elf deutsche Universitätsstädte, darunter auch die sieben vom MMI analysierten Metropolen. Für eine Musterwohnung muss ein Berliner Student 386 Euro im Monat zahlen. In Berlin seien die Mieten für Studentenwohnungen von von 2010 bis 2015 um fast 30 Prozent gestiegen.

Die für Studenten teuersten Städte sind München, Frankfurt und Hamburg. Laut IW sinken die Mieten für Studentenbuden dort seit 2015 leicht. In München vermuten die Experten, dass Menschen mit mittleren und niedrigerem Einkommen ins günstigere Umland ausweichen und auf diese Weise Druck vom studentischen Wohnungsmarkt nehmen. In Hamburg würden die Mieten leicht sinken, weil sich das Wohnungsangebot erhöht hat.

Die kreativsten Studentenunterkünfte
Das AltersheimWohnen mit Senioren: In Kiel können Studenten schon seit zwei Jahren ein Zimmer im Altersheim beziehen. Ungefähr 250 Euro bezahlen die Mieter für 25 Quadratmeter im Kurt-Engert-Haus. Doch es geht noch günstiger: Wer bereit ist kleine Aufgaben zu übernehmen, zum Beispiel die Senioren zum Essen zu begleiten, bekommt sogar noch einen Rabatt bei der Miete. Im Hannoveraner Altenheim Eilenriedstift ist das Mitarbeiten Plicht. Jeder Student, der dort sein Quartier bezieht, muss pro Woche ein paar Stunden bei der Betreuung der älteren Mitbewohner helfen. Dafür sind in den 250 Euro Miete die Nutzung von Sauna, Schwimmbad und Kegelbahn enthalten. Quelle: dpa
Der SchlafwagenEigentlich ist das Basecamp in Bonn ein Hotel für Eisenbahn-Liebhaber und Abenteurer. Dort nächtigen die Gäste in historischen Wohnwagen oder Schlafwagen der Deutschen Bahn aus den 70er Jahren. Doch zum Semesterbeginn machte das Hotel den Bonner Studenten ein besonderes Angebot: Für 50 Euro die Woche konnten obdachlose Studenten im Oktober einen der Wagen beziehen.  Quelle: Fotolia
Der ContainerNachdem der Unternehmer Jörg Duske ein Containerdorf für Studenten in den Niederlanden besichtigt hatte, stand für ihn fest: Das wäre auch eine Möglichkeit für Berlins angehende Akademiker. Am Plänterwald im Südosten Berlins baute er deshalb ein Studentendorf aus Schiffscontainern. Etwas über 25 Quadratmeter Platz bieten die kleinen Wohneinheiten, für Paare oder WGs lassen sich auch zwei Container zusammenschieben. Der Preis: ein möblierter Container inklusive Heizung, warmen Wasser und Internet kostet knapp 400 Euro. Quelle: dpa
Das SchaufensterEin Bett, eine Zimmerpflanze, Adiletten: Fabian Sauer hatte es sich im Schaufenster eines Münsteraner Warenhauses richtig gemütlich gemacht. Einen Tag lang und eine Nacht wohnte der 26-jährige Student dort, dann zog er wieder aus. Und warum? Die Aktion sollte die Bewohner der Studentenstadt auf den Wohnungsmangel hinweisen. Mit Erfolg. Danach stellten mehrere private Vermieter ihre leeren Zimmer den Studenten zur Verfügung. Quelle: Fotolia
Die KaserneDie Diskussion gibt es schon lange: Warum nicht Studenten da unterbringen, wo früher die Soldaten stramm standen? Seit der großen Bundeswehrreform und Aufhebung der Wehrpflicht sind viele Kasernen überflüssig geworden. In den Universitätsstädten Heidelberg und Gießen werden bereits ehemalige US-Kasernen für Studentenunterkünfte genutzt. Quelle: Fotolia
Die PolizeiwacheEine ehemalige Polizeiwache in Köln-Kalk soll künftig Studenten statt Verbrecher beheimaten. Mitte September hatte der Landtag dem Verkauf der ehemaligen Polizeiwache an ein städtisches Wohnungsunternehmen zugestimmt. Das Unternehmen will das seit Jahren leerstehende Gebäude nun zu einem Studentenwohnheim umfunktionieren. Die Wache in der Kapellenstraße liegt in der Nähe des Ingenieurwissenschaftlichen Zentrums der Fachhochschule Köln und ist deswegen für Studenten gut geeignet. Bereits im April nächsten Jahres sollen dort die ersten Studenten einziehen. Quelle: dpa
Die KircheWohnen in einem alten Krankenhaus, einer Kirche oder in einer Fabrikhalle – und das für 180 Euro. Das Hauswächter-Unternehmen Camelot vermittelt Bewohner auf Zeit für leer stehende Immobilien, gerade für Studenten ist das eine Alternative für den Übergang. Um Hauswärter zu werden, muss man sich ganz normal bei der Firma Camelot bewerben und anschließend persönlich vorstellen. Doch es gibt auch einen Haken: Finden sich neue Mieter für das leerstehende Objekt, muss der Hauswächter innerhalb von vier Wochen wieder ausziehen. Quelle: dpa

Das Marktforschungsinstitut Empirica hatte zuvor die Monatsmieten für WG-Zimmer zum Sommersemester 2016 ausgewertet. Am meisten müssen WG-Wohner in München zahlen. Dort reichte die Spanne zu Beginn des Sommersemesters von 450 bis 635 Euro Miete im Monat. Die von den Analysten definierte Standard-WG-Unterkunft kostet dort jetzt 530 Euro im Monat, vor vier Jahren war sie noch für 435 Euro zu haben. Die hohen Mieten sind kein Zufall. Denn die Nachfrage in München konzentriert sich auf Uni-nahe und hochpreisige Wohngegenden, wie Altstadt-Lehel, Maxvorstadt und Schwabing-West.

Sprüche, die Studenten nicht mehr hören können
Studenten und das frühe Aufstehen passt für viele nicht zusammen - vielleicht auch, weil sie es aus ihrer Studienzeit so kennen. Heute können Studenten Sprüche wie "Studenten stehen ja schon um sieben Uhr auf - weil um acht die Geschäfte zumachen" nicht mehr hören. Auch Fragen um die Mittagszeit von besorgten Familienmitglieder wie "Oh, habe ich dich etwa wach gemacht? Studenten von heute schlafen ja immer so lang" sorgen nicht gerade für gute Laune bei Studierenden, deren Vorlesungen mittlerweile häufig morgens um acht Uhr oder noch früher beginnen und zu denen sie auch erscheinen müssen... Quelle: Fotolia
Nicht nur das lange Schlafen wird von Älteren oder Nicht-Akademikern häufig angeführt, um das Leben von Studenten zu verherrlichen. Ein anderer Vorwurf trifft viele Studierende noch deutlich härter als dass sie zu lange schlafen würden: "Studenten haben ja keine Ahnung, was es bedeutet zu arbeiten." Passend dazu auch: "Du weißt auch nicht, was Stress ist." Oder besonders direkt: "Studenten sind doch faul." Quelle: dpa
Es mag manche überraschen, aber nur weil jemand ein Fach studiert, das viele auch in der Schule belegt haben, heißt das noch lange nicht, dass derjenige auch Lehrer werden möchte. Wer Geschichte, Mathematik, Englisch oder ähnliche Studiengänge im Studentenausweis stehen hat, kennt "Auf Lehramt?" bestimmt - und hasst es. Alternativ: "Ach, dann willst du Lehrerin werden?" Für "normale" Bachelor- und Masterstudenten ein Alptraum - und eine der häufigsten Fragen überhaupt. Quelle: dpa
Übrigens die häufigste Nachfrage, wenn der Lehramtsspruch überstanden ist: "Und was macht man dann damit?" Alternative Formulierungen, die den Studiengang noch stärker in Frage stellen sind etwa "Ist so ein Studium überhaupt notwendig?" oder gleich ohne Fragestellung: "Dein Studium hat ja gar nichts mit der Realität zu tun." Wer mit Studenten nett im Gespräch bleiben will, Finger weg von solchen Aussagen! Quelle: dpa
Überfüllter Hörsaal Quelle: dapd
Passend zur Kritik an der mangelnden Arbeitsmoral verabscheuen Studenten einen weiteren allseits beliebten Spruch: "Es muss ja auch Arbeiter geben!" Wie ein Vorwurf fühlen sich Studenten dann häufig in der Situation als müssten sie rechtfertigen, warum sie den akademischen Weg gewählt haben. Erweitert wird er häufig durch Fragen wie "Wenn heute alle studieren, wer repariert dann die Rohre und wer holt den Müll ab?!" Übrigens ein weiterer Spruch, den Familienmitglieder gerne nutzen: "Dein kleiner Bruder hat ja schon eine feste Stelle! Hättest du mal eine Ausbildung gemacht!" Quelle: dpa
"Das Sekretariat ist mittwochs zwischen 10 und 12 geöffnet." Ähnliche Sätze kennen Studenten vom Prüfungsamt, Beratungsbüros oder Sprechstunden bei Dozenten und Professoren. Bei Beschwerde folgt darauf gerne der Hinweis: "Studenten haben doch alle Zeit der Welt" oder "Studenten können sich ihre Zeit frei einteilen." Die Anwesenheitspflicht bei gleichzeitig stattfindenden Seminaren wird dabei häufig vergessen. Quelle: dpa

Auch Hamburg-Eimsbüttel zählt nicht gerade zu den billigen Wohngegenden. Doch in den von Studenten-WGs bevorzugten Münchener und Hamburger Stadtteilen gibt noch relativ viele um die Jahrhundertwende errichtete Mehrfamilienhäuser, deren Wohnungen annähernd gleich große Zimmer haben und Küchen, die groß genug sind um sich dort gemeinsam aufzuhalten.

Das sind ideale Voraussetzungen für Wohngemeinschaften. Dass der Einzelhandel vor Ort alles bietet, was Menschen zum täglichen  Leben brauchen, die Kneipen-Dichte hoch ist, die Wege zu Bus- und U-Bahnhaltestellen kurz sind und die Universität mit dem Fahrrad in weniger als zehn Minuten zu erreichen ist, lässt Studenten für ein WG-Zimmer dort auch etwas tiefer in die Tasche greifen.

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