Wohnungsmarkt Deutschland Das Versagen der Mietpreisbremse

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Vermieter scheren sich nicht um die Bremse

In der Praxis scheren sich viele Vermieter offenbar nicht um die gesetzliche Begrenzung der Mieterhöhung. Die Mieter nehmen dies hin, denn sie sind froh eine Bleibe gefunden zu haben. Um Geld zurückzubekommen, müssen Mieter die überhöhte Miete rügen und eine eigene Berechnung vorlegen. Bei Erfolg steht ihnen die ab dem Tag des Eingangs der Rüge zu viel gezahlte Miete zu.

Eigene Berechnungen, etwa anhand von Mietspiegeln, sind allerdings für Laien schwierig. Denn die Liste der erlaubten Mietaufschläge für Ausstattungsdetails einer Wohnung sind mancherorts ähnlich lang wie die Sonderausstattungslisten der Autobauer für Neuwagen.

Vermieter-Vertreter argumentieren hingegen, die Mietspiegel-Mieten seien unrealistisch. Diese Ansicht herrscht etwa in Berlin vor, das der IW für seine Untersuchung ausgewählt hat. Der Berliner Mietspiegel bilde nicht annähernd die aktuelle Entwicklung ab und suggeriere trotz Nachfrageüberhang zu günstige Mieten, meint das IW – und folgert daraus: „Wesentliche Ursache für die deutliche Überschreitung der ortüblichen Vergleichsmieten stellt die Nutzung veralteter Mietspiegel dar.“

Dieser Einschätzung widerspricht Mietervertreter Ropertz wiederum vehement: „Der Mietspiegel will und soll nicht die Marktmiete beschreiben.“ Der Mietspiegel zeige Bestands- und nicht Marktmieten.

Eine Marktmiete kann sich nur durch angebotene und akzeptierte Mieten bilden, kommt also nur bei Neuverträgen zustande. Wie weit die Steigerungsraten zwischen Marktmieten und Mietspiegelmieten auseinandergehen, zeigen jüngere Untersuchungen. So stellte vdp Research, das Analysehaus der Pfandbriefbanken, im Februar in einem Vergleich der dritten Quartale 2016 und 2015 fest, dass die Neuvertragsmieten in Deutschland im Schnitt um vier Prozent gestiegen sind. Die Daten von vdp Research basieren nicht wie die von IW und Regio-Kontext auf Angebotsmieten, sondern auf tatsächlich abgeschlossenen Mietverträgen.

Und F+B Forschung und Beratung, ein auf Mietspiegel spezialisiertes Marktforschungsinstitut, stellte für das gesamte Jahr 2016 fest, dass die Mietspiegelmieten im Schnitt um 1,8, Prozent gestiegen sind. Die Durchschnittsbetrachtung verharmlose die Anstiege der Neuvertragsmieten in Metropolen wie Berlin und Frankfurt, aber auch in Universitätsstädten wie Freiburg, Regensburg und Münster.

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