Wer in einer Universitätsstadt auf Wohnungssuche geht, kann was erleben. Da gibt es das WG-Zimmer vom devoten Vermieter, der auch gleich Dienste wie den Wocheneinkauf, Putzen und alles andere übernehmen will, dass Bett im WG-Flur für 200 Euro im Monat oder den Makler, der gleich 50 Mitbewerber zur Massenbesichtigung der Wohnung einlädt und eine Staffelmiete verkündet. Geschichten rund um die Wohnungssuche sind oft so skurril und abwechslungsreich, dass der Bayrische Rundfunk (BR) daraus eine sechsteilige Sendereihe mit dem Titel „Wer zieht ein?“ gestartet hat, in der er Wohngemeinschaften bei der Suche nach neuen Mitbewohnern begleitet.
Wer schon auf der Couch vor dem Fernseher sitzt, mag sich vielleicht am Elend der Wohnungssuchenden erfreuen. Wer aber zum Wintersemester sein Studium beginnen möchte, hat im Sommer anderes vor: Studienplatz klären, die Organisation der künftigen Hochschule durchdringen, Vorlesungsverzeichnisse und Propädeutika-Kurse kosten schon viel Zeit. Und dann muss auch noch eine bezahlbare Unterkunft her. Studenten mit ihrem schmalen Budget haben es dabei vor dem Hintergrund seit Jahren steigender Mieten wirklich schwer.
Der Wohnungsmarkt am Studienort spielt daher oft schon bei der Wahl des Studiengangs eine wichtige Rolle. Denn wie das Maklervergleichsportal Homeday ermittelt hat, gibt es riesige Unterschiede. Zum einen ist Wohnen in der teuersten Universitätsstadt fast dreimal so teuer wie in der günstigsten, zum anderen entwickeln sich die Mietpreise mit ganz unterschiedlicher Dynamik.
Die teuersten Uni-Städte
Stadt | München |
Studenten | 117.971 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 15,83 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 14,91 € |
Steigerung zum Vorjahr | 6,20% |
*Statistisches Bundesamt (Destatis), 2017; Stand: 08.08.2017
Stadt | Frankfurt am Main |
Studenten | 63.146 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 12,50 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 12,00 € |
Steigerung zum Vorjahr | 4,20% |
Stadt | Stuttgart |
Studenten | 50.858 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 11,84 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 11,43 € |
Steigerung zum Vorjahr | 3,60% |
Stadt | Freiburg im Breisgau |
Studenten | 32.943 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 11,47 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 11,32 € |
Steigerung zum Vorjahr | 1,30% |
Stadt | Konstanz |
Studenten | 16.496 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 11,46 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 11,06 € |
Steigerung zum Vorjahr | 3,60% |
Stadt | Tübingen |
Studenten | 27.947 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 10,85 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 10,53 € |
Steigerung zum Vorjahr | 3,10% |
Stadt | Heidelberg |
Studenten | 37.600 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 10,62 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 10,48 € |
Steigerung zum Vorjahr | 1,30% |
Stadt | Hamburg |
Studenten | 98.412 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 10,49 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 10,00 € |
Steigerung zum Vorjahr | 4,90% |
Stadt | Mainz |
Studenten | 37.821 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 10,40 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 10,00 € |
Steigerung zum Vorjahr | 4,00% |
Stadt | Köln |
Studenten | 98.504 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 10,36 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 10,00 € |
Steigerung zum Vorjahr | 3,60% |
München mit Abstand am teuersten
Eine Untersuchung der – an der Zahl der dort lebenden Studenten gemessenen – 50 größten Universitätsstädte in Deutschland ergab: Mit Abstand am teuersten ist eine Studentenwohnung in München. Der Median der Kaltmieten liegt im August 2017 bei 15,83 Euro je Quadratmeter. Für eine kleine 40-Quadratmeter-Wohung kommen so schnell über 630 Euro zusammen. . Wer die Wohnungsanzeigen durchsieht, stellt fest, dass je nach Ausstattung und Lage auch über 1000 Euro fällig werden können – selbst für weniger als 40 Quadratmeter. Nur wer sehr viel Glück hat, ergattert ein 20-qm-Zimmer im Studentenwohnheim im Schwabing für 150 Euro im Monat.
München ist einsam an der Spitze, die Kaltmiete ist mehr als drei Euro pro Quadratmeter teurer als in der zweitteuersten Uni-Stadt Frankfurt am Main. Obwohl Frankfurt mit 63.000 nur etwas mehr als halb so viele Studierende zählt wie München (118.000), sind hier die Median-Mieten mit 12,50 ungewöhnlich teuer – Kaltmiete wohlgemerkt. Mit Preisen zwischen elf und zwölf Euro folgen Stuttgart, Freiburg und Konstanz. Insgesamt liegen die Kaltmieten in elf Städten (Top Ten plus Darmstadt) im Median oberhalb von zehn Euro.
Die günstigsten Uni-Städte
Stadt | Duisburg |
Studenten* | 44.887 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 5,61 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 5,42 € |
Steigerung zum Vorjahr | 3,40% |
*Statistisches Bundesamt (Destatis), 2017; Stand: 08.08.2017
Stadt | Magdeburg |
Studenten | 18.645 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 5,71 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 5,50 € |
Steigerung zum Vorjahr | 3,90% |
Stadt | Halle (Saale) |
Studenten | 20.403 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 5,83 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 5,70 € |
Steigerung zum Vorjahr | 2,20% |
Stadt | Wuppertal |
Studenten | 21.511 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 5,96 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 5,74 € |
Steigerung zum Vorjahr | 3,80% |
Stadt | Leipzig |
Studenten | 37.257 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 6,17 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 5,97 € |
Steigerung zum Vorjahr | 3,30% |
Stadt | Bochum |
Studenten | 56.908 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 6,51 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 6,07 € |
Steigerung zum Vorjahr | 7,30% |
Stadt | Siegen |
Studenten | 20.064 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 6,51 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 6,18 € |
Steigerung zum Vorjahr | 5,30% |
Stadt | Essen |
Studenten | 25.978 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 6,52 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 6,20 € |
Steigerung zum Vorjahr | 5,20% |
Stadt | Dortmund |
Studenten | 51.037 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 6,54 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 6,06 € |
Steigerung zum Vorjahr | 7,90% |
Stadt | Kaiserslautern |
Studenten | 16.901 |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2017 (kalt) | 6,70 € |
Mittlerer Quadratmeterpreis 2016 (kalt) | 6,55 € |
Steigerung zum Vorjahr | 2,40% |
Günstig sind hingegen Universitätsstädte mit Kaltmieten unterhalb von sieben Euro je Quadratmeter. Laut Analyse ist das an immerhin elf Hochschulstandorten der Fall.
Am günstigsten wohnen Studenten demnach in Duisburg. Hier liegt die Quadratmeter-Kaltmiete nur bei 5,61 Euro - macht 224 Euro Kaltmiete für 40 Quadratmeter. Das ist kaum mehr als ein Drittel der Miete in München. Für weniger als sechs Euro pro Quadratmeter können sich Erstsemester sonst nur noch in Magdeburg, Halle (Saale) oder Wuppertal einmieten.
Bezahlbarer Wohnraum wird knapp
Auch wenn Studentenbuden in diesen Städten noch erschwinglich sind, so teilen die Wohnungssuchenden das gleiche Problem mit den Erstsemestern in München, Stuttgart, Heidelberg und Köln: Das Angebot an Wohnraum ist zu knapp, die Mieten steigen dynamisch. Während in München die Mieten im Vergleich zu Vorjahr um 6,2 Prozent anstiegen, war es in Freiburg oder Köln immer noch 3,6 Prozent plus. In Dortmund – Platz neun der zehn günstigsten Uni-Städte – kletterten die Mieten binnen zwölf Monaten sogar um 7,9 Prozent. Auch Essen und Siegen aus der gleichen Gruppe kommen auf eine Steigerung um mehr als fünf Prozent.
Am dynamischsten entwickelt sich der Mietmarkt in Berlin. Beim Mietpreisniveau mit 9,44 Euro je Quadratmeter noch auf Platz 17 unserer Rangliste, stiegen die Mieten mit einem Plus von 10,3 Prozent in nur einem Jahr stärker als überall sonst in der Republik. Das dürfte sicher daran liegen, dass Berlin mit 177.000 Studenten der größte Hochschulstandort Deutschlands ist und Berlin generell noch immer sehr begehrt ist. Andererseits ist gerade in Berlin die Zahl der neu gebauten Wohneinheiten nach wie vor viel zu niedrig. Im vergangenen Jahr entstanden dort 13.700 neue Wohnungen. Das sind zwar rund ein Viertel mehr als 2015, um den Bedarf zu decken wären aber 20.000 neue Wohnungen jährlich nötig. Schätzungen zufolge ziehen jedes Jahr 40.000 Menschen in die Hauptstadt.
In nahezu allen Universitätsstädten steigen die Mieten deutlich. Die höchsten Mietpreissteigerungen verzeichneten nach Berlin: Dortmund, Braunschweig und Bochum mit mehr als sieben Prozent plus, München und Marburg mit mehr als sechs Prozent Mieterhöhung sowie Osnabrück, Kassel, Siegen, Essen und Paderborn mit mindestens fünf Prozent Mietplus. Nur in zwei Uni-Städten fielen die Mieten leicht. In Jena sanken die Mieten um 0,3 Prozent, in Trier sogar um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Dass sich die Lage in absehbarer Zeit entspannt, sollten Studenten besser nicht erwarten. Dass die Mieten seit 2010 nach Angaben des IW Köln in Berlin um 42 Prozent, in München um 33 Prozent und selbst in Leipzig um 21 Prozent gestiegen sind, ist einerseits Beleg für den ungebremsten Immobilienboom, zum anderen für generelle Attraktivität der Großstädte und die wachsende Zahl der Studierenden. „Ausländische Fachkräfte und junge Berufstätige ziehen in die Städte und treiben die Preise“, sagte IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer bei Vorstellung einer Studie im April dieses Jahres.
Tatsächlich können die Mietpreise kurz vor Semesterbeginn zusätzlich steigen und wieder abkühlen, wenn der Erstsemesterandrang vorbei ist. Und auch ohne Kapriolen am studentischen Wohnungsmarkt kann es mehrere Monate dauern, bis ein passendes WG-Zimmer oder die richtige Wohnung für eine neu gegründete Wohngemeinschaft gefunden ist. Eine Übergangslösung zur Zwischenmiete zu beziehen, kann dann helfen, eine bessere Wohnung zu finden, rät das Maklerportal Homeday.
Dem IW zufolge fehlt in den wichtigsten Uni-Städten geeigneter Wohnraum für Studenten. So wird der Bedarf in München nur zu 43 Prozent, in Berlin und Leipzig zu 40 Prozent oder in Kiel gar nur zu 27 Prozent gedeckt. Ein Überangebot fanden die IW-Forscher nur in Siegen und Jena. Wer sich da den Tücken des Wohnungsmarkts für Studenten lieber entziehen möchte, dem bleiben nur noch Fern-Uni oder eine Ausbildung jenseits der Großstädte.