Der IVD warnt vor naturgemäß vor solchen Pauschalisierungen. Man müsse genau zwischen der Lage in Großstädten und in weniger gefragten Wohnlagen unterscheiden. Während in den Boom-Städten wie Hamburg, Berlin, Frankfurt oder München tatsächlich vornehmlich die Mieter die Provision zahlten, seien es im ländlichen Raum eher die Vermieter. Deshalb glauben viele Beobachter nicht, dass die Reform der Großen Koalition die Situation für Mieter merklich verbessern wird.
Gerade in beliebten Ballungsräumen ist die Nachfrage nach Wohnungen so hoch, dass sich die Kosten leicht auf Mieter umzuwälzen lassen. „In den umkämpften Großstädten sind die Vermieter in einer guten Verhandlungsposition“, sagt Schick. Es dürfte ihnen also nicht schwer fallen, die Maklerkosten auf die Miete draufzuschlagen. Daran ändert auch die geplante Mietpreisbremse wenig. Der Mieterbund gibt sich optimistischer. Im Hinblick auf Makler, die steigende Mieten erwarten, sagt Mieterbund-Präsident Franz-Georg Rips: "Der Gesetzgeber ist bei der Ausgestaltung der Regelungen zum Bestellerprinzip gefordert". Die Politik muss die Reform also zu Ende denken, um Umgehungsgeschäfte zu verhindern.
Schon jetzt wissen Vermieter um die Knappheit auf dem Wohnungsmarkt und nutzen sie zu ihren Gunsten aus. Das trifft auch Glückspilze, die eine der wenigen provisionsfreien Wohnungen ergattern. Einige Vermieter machen es dann zur Bedingung, dass der neue Mieter die Kosten für die Suchanzeige bei Portalen wie immowelt.de oder immoscout24.de übernimmt. Leisten können sich die Immobilienbesitzer das. Wer die heiß umkämpfte provisionsfreie Bleibe gefunden hat, wird die rund 50 Euro für die Anzeige immer aufbringen.
Während die Hauptaufgabe von Maklern in weniger nachgefragten Gebieten immer noch darin besteht, dem Immobilienbesitzer einen passenden Mieter zu präsentieren, suchen die Kollegen in München, Köln oder Frankfurt nach ganz anderen Dingen. Dort ist ein Kampf um Wohnungen entbrannt. Ein Frankfurter Familienvater hat das bei seinem Umzug zu spüren bekommen. Für die Wohnung im beliebten Ostend, in der er mit Frau und Kind gewohnt hat, wollte er einen Nachmieter suchen – privat. „Makler möchte ich nicht unterstützen“, sagt er. Sobald allerdings seine Wohnungsanzeige im Netz stand, klingelten zahlreiche Immobilienmakler bei ihm Sturm. „Die haben ein Geschäft gewittert und wollten mir die Arbeit abnehmen“, sagt der Familienvater.
In Städten mit einer hohen Nachfrage ist das ein übliches Bild. Makler müssen schnell sein, um den Auftrag zu bekommen. Oft versuchen auch mehrere Makler gleichzeitig, eine Immobilie an den Mieter zu bringen. Der muss dann schon bei der Besichtigung unterschreiben, dass er bei einer Zusage die Provision an „seinen“ Makler zahlt.