Zu wenig günstiger Wohnraum Markt für Studentenwohnungen erreicht Milliardengrenze

Die Zahl der Studenten ist auf 2,8 Millionen geklettert, doch parallel dazu sinkt die Zahl der günstigen Wohnungen. Wie sehr sich die Lage auf dem Markt für Studentenwohnungen verschärft hat, zeigt eine aktuelle Studie.

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2006 gab es in den 30 größten Hochschulstandorten für 1,1 Millionen Studenten rund 1,7 Millionen Wohnungen zu „erschwinglichen Mietpreisen“ – 2016 waren es nur noch 1,1 Millionen Wohnungen für 1,5 Millionen Studenten. Quelle: dpa-Zentralbild

Berlin Die Zahl der Studenten hat zuletzt die Marke von 2,8 Millionen überschritten – und die Studentenmassen brauchen Wohnraum. Entsprechend hoch ist die Nachfrage: Schon 2016 wurden in Deutschland Studentenwohnanlagen im Wert von einer dreiviertel Milliarde Euro gehandelt – 2017 dürfte der Markt die Milliarden-Grenze knacken, heißt es in einer Studie des Immobiliendienstleisters Savills.

Die Verschärfung ist drastisch: 2006 gab es in den 30 größten Hochschulstandorten für 1,1 Millionen Studenten rund 1,7 Millionen Wohnungen zu „erschwinglichen Mietpreisen“ so Savills. 2016 waren es nur noch 1,1 Millionen Wohnungen für 1,5 Millionen Studenten. Als erschwinglich gelte eine Miete dann, wenn ein Student maximal 40 Prozent seines Monatsbudgets von durchschnittlich 930 Euro dafür aufbringen muss. Diesen Wert hat Savills aufgrund früherer Werte des Studentenwerks hochgerechnet: diese lagen 2009 bei 812 und 2012 bei 864 Euro.

Der größte Anbieter sind zwar nach wie vor die Studentenwerke, die in den Top-30-Hochschulstädten rund 114.000 Betten haben. Doch die Privaten holen rasant auf: Schon heute haben sie knapp 38.500 Betten im Bestand, vor zehn Jahren waren es weniger als 10.000. Mit den Neubauprojekten werde das Angebot Privater in den nächsten Jahren auf mindestens 63.000 Betten steigen. Im Schnitt liegt deren Anteil heut schon bei 22 Prozent, bis 2021 rechnet Savills zumindest für die Städte Berlin, Kassel, Frankfurt, Hamburg und Bremen mit einer Quote von 40 Prozent und mehr.

Allein in der Hauptstadt seien mehr als 8500 Betten im Bau oder geplant, in Hamburg und Frankfurt 2000 beziehungsweise 1650. Öffentliche Träger hingegen planen in allen 30 größten Hochschulorten zusammen nur 4850 neue Wohnplätze.

Der Markt für Studentenbehausungen wird allerdings zusätzlich beflügelt von jungen Berufstätigen, Pendlern oder Ausländern, die nur eine bestimmte Zeit in einer Stadt  arbeiten. Das treibt den Preis: Die Hälfte aller Privatanbieter verlangt aktuell mindestens 450 Euro Warmmiete. Für die geplanten Wohnungen gelte das sogar für rund zwei Drittel. Daher gibt es auch kaum Überschneidungen mit den Studentenwerken, die gemäß ihrem Auftrag günstigen Wohnraum bis maximal 350 Euro anbieten, sagt Matti Schenk, Senior Consultant bei Savills Deutschland.

Auch das deutsche Studentenwerk kalkuliert angesichts der prekären Lage in vielen Hochschulstädten in Milliarden-Dimensionen und fordert einen Hochschulsozialpakt von Bund und Ländern. Nötig seien Investitionen von rund 3,3 Milliarden Euro: rund zwei Milliarden für die bundesweite Schaffung von 25.000 zusätzlichen, preisgünstigen Wohnheimplätzen und rund 1,3 Milliarden für die Sanierung der existierenden Wohnheime. Zur Umsetzung bräuchten die Studentenwerke rund anderthalb Milliarden Euro vom Staat, die übrigen 1,85 Milliarden würden sie mit Darlehen und aus Eigenkapital finanzieren, heißt es dort.

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