Investment Schönster Schein: Schmuck als Geldanlage

Seite 3/3

Blauer Diamant

Gold-Verkäufer haben es leicht: Sie können anhand des Gewichts ihrer Preziose und des tagesaktuell abrufbaren Goldpreises ausrechnen, welchen Materialwert das gute Stück aktuell bietet. „Für Diamanten gilt das nicht“, sagt der Berliner Diamanthändler Wolfgang Malzahn, „sie sind keine liquide Geldanlage.“

Den Wert selbst des perfekten 30.000-Euro-Steins, am besten noch mit dem unsichtbaren Laserbrandzeichen des Antwerpener Hohen Rates für Diamanten veredelt, bekommen Laien nur schwer heraus. Natürlich gibt es Preislisten, in denen Diamanten nach Karat und anderen Qualitätskriterien berechnet werden. Die zuverlässigste aber, die Rapaportliste, ist nur Profis zugänglich. Selbst sie enthält keine garantierten Preise.

Diamanten sind nicht finankrisenfest

Von ihrem Mantra „Diamanten gehen immer, erst recht in Krisenzeiten“ verabschiedet sich die Branche gerade. Während es aus der Idar-Obersteiner Diamant- und Edelsteinbörse noch im Oktober tönte, die Steine seien finanzkrisenfest, zogen über Antwerpen, dem Mittelpunkt des weltweiten Diamanthandels, längst dunkle Wolken auf. Der Export polierter Steine brach im Oktober gegenüber dem Vormonat um 13 Prozent ein, bei Rohdiamanten um 44 Prozent. Der Import sank bei polierten Steinen um 53 Prozent, bei Rohdiamanten um 35 Prozent.

Offensichtlich trifft die Finanzkrise also auch diese Anlageklasse. Selbst Martin Rapaport, Begründer der Liste, rät wegen fallender Preise aktuell von Kohlenstoff als Krisenanlage ab. Allein die Handelsspanne verderbe Anlegern die Rendite.

Großhändler haben schnell mal 15 Prozent beim Verkauf an Diamanthändler aufgeschlagen, die wiederum erhöhen noch mal um 10 bis 20 Prozent beim Endkunden – plus Mehrwertsteuer. Somit ist es bei Diamanten oft nicht anders als bei Uhren: Kaum trägt der Käufer die Juwelen zur Tür hinaus, hat sich ihr Wert schon halbiert. Bei einer realistischen jährlichen Preissteigerung von einem Prozent bei Diamanten braucht es eine Menge Geduld – oder gleich einen berühmten Stein, der schon am Hals einer Hollywood-Diva hing.

Zehn Millionen Euro für 35,56 Karat

Oder noch besser den berühmten „Blauen Wittelsbacher“ aus dem Bayrischen Kronschatz, der an diesem Mittwoch bei Christie’s in London versteigert werden soll. 35,56 Karat in einem Stein werden dort aufgerufen. Er soll mehr als zehn Millionen Euro bringen – allen erkennbaren Einschlüssen zum Trotz.

Wer weniger ausgeben will, sollte wissen, wo. Diamanthändler Malzahn rät: „Einsteiger sind auf Auktionen gut aufgehoben, bei denen Stücke mit seriösen Expertisen zu fairen Preisen angeboten werden.“ Die Steine sind zudem gegengecheckt: Auf keinen Fall wollen die Auktionshäuser ihren guten Ruf verlieren. Auch seriöse Diamanthändler bieten gute Ware feil, doch für sie sind beim Kauf und Verkauf nur die besten Steine interessant.

Malzahn bringt das Für und Wider auf den Punkt. „Diamanten sind, anders als Gold, relativ unzerstörbar, zudem wertbeständiger als andere Edelsteine. Aber mit ihren Preisen ist es wie auf dem Kunstmarkt: Was in Zukunft gefragt sein wird, weiß auch kein Profi.“ Dafür kann man Diamanten kunstvoll fassen lassen (was sie auch vor Absplitterungen schützt) und sich täglich über das schöne Stück freuen.

Das soll einer mit Aktien erst mal nachmachen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%