Konkurrenten machen es vor TÜV und Dekra peilen Börsengang an

Die großen deutschen Prüfdienste - allen voran TÜV Rheinland und TÜV Süd, aber auch die Dekra - liebäugeln mit einem Gang an die Börse.

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Dekra-Prüfstelle in Schwerin Quelle: dpa

Die großen deutschen Prüfdienste - allen voran TÜV Rheinland und TÜV Süd, aber auch die Dekra - liebäugeln mit einem Gang an die Börse. Sie benötigen auf Dauer frisches Kapital, um ihre ehrgeizigen Expansionspläne weltweit umzusetzen und sich der zunehmenden Konkurrenz auf dem Heimatmarkt zu erwehren. Anfang des Jahres ist das letzte TÜV-Monopol in Deutschland gefallen, die Prüfung und Zertifizierung von industriellen Anlagen und Aufzügen mit einem Marktvolumen von bis zu einer Milliarde Euro. Eine Chance, die ausländische Prüfkonzerne nicht verstreichen lassen.

"Der Börsengang des französischen Konkurrenten Bureau Veritas im Oktober des vergangenen Jahres hat den einen oder anderen von uns zum Nachdenken gebracht", sagte TÜV-Rheinland-Chef Bruno Braun. Zwar sei die Zeit für den Kölner TÜV noch nicht reif, doch schließt Braun den Börsengang nicht grundsätzlich aus. Dies wäre aber ein Thema für seinen Nachfolger. Braun wird in diesem Jahr 66. Sein Vorstandsvertrag läuft noch bis Ende 2009.

"Wir alle streben nach Kapitalmarktfähigkeit," bestätigen Sprecher der Dekra und des TÜV Süd. Beide schließen einen Börsengang ebenfalls nicht aus. Aktuell sei dies aber kein Thema. "Wir brauchen zwar Kapital, da wir uns durch Akquisitionen vergrößern wollen", sagte der Dekra-Sprecher. Doch gebe es im Moment auch noch andere Wege, Geld zu beschaffen.

Die großen Wettbewerber machen vor, wie es gehen könnte. Sowohl die Schweizer SGS als auch Bureau Veritas sind an der Börse notiert. Bureau Veritas' Großaktionär, der Investor Wendel Investissement, hatte rund 30 Prozent der Anteile an die Börse platziert. Beide finanzieren so ihre Expansion, auch wenn nicht alle Pläne aufgehen. So scheiterten beide Konzerne mit der Übernahme des Hamburger Schiffsprüfers Germanischer Lloyd.

SGS-Chef Chris Kirk schraubte daraufhin sogar seine Umsatzpläne zurück. Ursprünglich peilte er 2008 fünf Milliarden Franken Umsatz an. Davon ist nun nicht mehr die Rede. 2007 steigerte SGS den Umsatz um 14,4 Prozent auf 4,4 Mrd. Franken (2,7 Milliarden Euro). Damit ist SGS der größte Prüfkonzern der Welt. Geprüft und zertifiziert wird von Rohstoffen über Agrarprodukte bis hin zu Konsumgütern alles, was international gehandelt wird. Der Gewinn stieg um 19,5 Prozent auf 515 Millionen Franken.

In Deutschland erzielt SGS mit 2000 Mitarbeitern rund 150 Millionen Euro Umsatz. Übernommen haben die Schweizer das Lebensmittelprüfinstitut Fresenius. Mehrheitlich beteiligt sind sie an einem Joint Venture mit dem TÜV Saarland. Weiteres Wachstum sei geplant, sagt ein Sprecher, auch durch Übernahmen.

Auch für Bureau Veritas sei Deutschland eine Wachstumsregion, sagte eine Sprecherin. Allerdings stehen die Franzosen erst am Anfang. Mit 300 Mitarbeitern beschäftigen sie nur etwa ein Prozent aller Beschäftigten in Deutschland. 2006 erzielte der Prüfkonzern bei einem Umsatz von 1,85 Milliarden Euro ein bereinigtes Betriebsergebnis von 268 Mill. Euro. Damit sind die Franzosen die Nummer zwei vor der Dekra.

Die Stuttgarter kamen 2007 auf 1,4 Milliarden Euro Umsatz (plus zehn Prozent). Sie investierten allein in das Industrie-Prüfgeschäft einen zweistelligen Millionenbetrag. Der TÜV Süd folgt auf Rang vier mit einem Umsatz von 1,25 Milliarden Euro (plus sieben Prozent). In den kommenden sechs Jahren soll der Umsatz verdoppelt werden. 2008 die Umsatzmilliarde überschreiten will der TÜV Rheinland. Er steigerte Umsatz und Ergebnis vor Steuern 2007 um jeweils rund neun Prozent auf 980 bzw. 56 Millionen Euro. Die Investitionen kletterten sogar um 20 Prozent auf 80 Millionen Euro.

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