Multimillionäre Große Vermögen in der Krise

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Bernie Madoff Quelle: rtr

Der Skandal um den New Yorker Hedgefonds des Bernie Madoff wirft ein neues Schlaglicht auf die Investment-Gewohnheiten der Reichen. Es gibt einen „Snob-Effekt“: Wenn eine Anlage nur genügend Exklusivität verspricht, schauen viele nicht mehr so genau hin. Genau das war Madoffs Masche, mit der er weltweit Banken, andere Hedge‧fonds und reiche Privatanleger um bis zu 50 Milliarden Dollar betrogen haben soll.

Zugang zu seinem höchst exklusiven Schneeballsystem hatte nur, wer mindestens 250.000 Dollar lockermachen und ein Nettovermögen von mehreren Millionen vorweisen konnte. Mundpropaganda und persönliche Empfehlungen hatten bei Blaublütern und Geldadel offenbar jegliche Vorsicht weichen lassen. Einige haben dreistellige Millionenbeträge bei Madoff verloren.

Die besten Experten richten wenig aus, wenn sich die Reichen selbst verrennen. „Viele unserer Kunden sind natürlich außerhalb des Beratungsmandates selbst am Kapitalmarkt sehr aktiv“, sagt Markus Zschaber, Inhaber der Vermögensverwaltung V.M.Z. in Köln, „da mischen wir uns dann nicht ein.“ Am ärgsten verzocken sich oft gerade die Erfolgreichsten unter den Vorzeige-Unternehmern mit ihren Investments.

Finanzkrise setzt Regeln außer Kraft

Auch wenn in den Werbebroschüren von Fondsgesellschaften dem Normalanleger etwas anderes suggeriert wird: Für 10.000 Euro hat niemand Zugang zu den Branchenbesten. Die meisten Top-Hedgefonds, die exklusivsten Beteiligungsgesellschaften (Private Equity) und spezielle Fondskonstrukte, die in Groß-Immobilienprojekte, in Wald, Ackerland oder Patente investieren, sind für Durchschnittsan‧leger regelmäßig nicht zu haben: Sie sind für die Reichen reserviert, Beteiligungen kosten gerne mal eine Million Euro und mehr.

„Für die schnelle Rendite waren diese Modelle nie gedacht“, sagt Kurt von Storch vom Kölner Family Office Flossbach & von Storch, aber bisher „konnten wohlhabende Anleger damit in der Regel auf lange Sicht eine gute Rendite einfahren, bei vermeintlich überschaubaren Risiken.“

Doch in der Finanzkrise sind die Regeln außer Kraft. „Der größte Unterschied zur letzten großen Baisse von 2000 bis 2002 ist, dass zurzeit nahezu alle Anlageformen unter die Räder kommen – und gerade auch die bei Wohlhabenden verbreiteten alternativen Investments“, sagt von Storch. Der ehemalige Investmentbanker von Goldman Sachs betreut zehn „sehr wohlhabende deutsche Unternehmerfamilien“, Namen sind tabu, „die Vermögen belaufen sich auf Volumina zwischen 50 und 300 Millionen Euro je Familie“, verrät von Storch.

So wie Adolf Merckle und Günther Fielmann. Beide schufen ihre immensen Vermögen quasi aus dem Nichts. Beide gelten als knallharte Verhandler, unangenehme Geschäftspartner und nicht gerade freigiebig im Umgang mit Mitarbeitern – aber auch als extrem kompetent, mit einem untrüglichen Gespür für neue Marktchancen und Umsatzquellen.

Unternehmer wollen auch als Private Rendite machen

Kursverlauf der IVG-Aktie

Unternehmerisch erfolgreich, aber mit wenig Fortune bei Börsen-Engagements – dieses Prädikat gilt auch für Thomas und Andreas Strüngmann. Die beiden gründeten 1986 in Holzkirchen bei München das Unternehmen Hexal – eine Firma, die Medikamente herstellt, deren Patentschutz abgelaufen ist, sogenannte Generika.

2005 verkauften die Zwillinge Hexal samt einer Beteiligung an Eon-Labs für stolze 5,7 Milliarden Euro an den Schweizer Pharmariesen Novartis. Das US-Magazin „Forbes“ führt die Brüder derzeit mit je 4,7 Milliarden Dollar Privatvermögen auf Platz 214 der Weltreichenliste.

Seit dem Hexal-Verkauf versuchen sich beide mit ihrer Beteiligungsgesellschaft Santo und ihrem Family Office Athos als Investoren in Immobilien, Biotechnologie und Solar – mit sehr überschaubarem Erfolg. Mitten im Immobilien-Crash stiegen sie bei der Bonner Immobilienfirma IVG ein; auch bei Medigene und Solon verloren sie zweistellig.

Walter Sommer, Geschäftsführer von Grossbötzl, Schmitz & Partner, einer der ältesten deutschen Vermögensverwalter-Sozietäten, erklärt solche Fehlgriffe auf eigene Weise. Wenn ein Unternehmen über Jahre gut laufe, werfe es oft eine Nettorendite auf das eingesetzte Kapital von zehn Prozent oder gar mehr ab. „Jetzt entsteht beim Unternehmer oft der Anspruch: ,Meine Kapitalanlage muss das auch schaffen‘.“ Das gehe aber nur mit sehr hohem Risiko. „Wenn dann noch falsche Berater dazukommen, kann der Schaden bis hin zur totalen Vernichtung eines alten, großen Vermögens gehen.“

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