Multimillionäre Große Vermögen in der Krise

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Eckhard Cordes Quelle: dpa

Auch BMW-Erbe Stefan Quandt ist mit seinen Investments nicht gerade vom Glück verfolgt. Über seine Investmentgesellschaft Delton stieg er im Frühjahr 2003 kurz hintereinander bei zwei Logistikfirmen ein, bei der Luxemburger Thiel und bei Microlog. Inzwischen hat Quandt sie unter dem Namen Logwin fusioniert; dennoch rutschte das Unternehmen immer tiefer in die Verlustzone, ebenso wie der Kurs der Aktie: Anfang November 2008 hatte Quandt mit seinem Paket mehr als 80 Prozent verloren. Nun will der Unternehmer die Aktie vom Markt nehmen, bietet den freien Aktionären 1,55 Euro je Anteilsschein – fast dreimal so viel wie der letzte Börsenkurs vor dem Angebot.

Die Superreichen trifft die Krise gleich doppelt. Zum einen leiden ihre neuen, eher spekulativen Beteiligungen. Zum anderen schrumpfen die über Jahrzehnte aufgebauten unternehmerischen Kern-Beteiligungen rapide. BMW-Großeigner-Familie Quandt musste tatenlos zusehen, wie sich der Wert ihres Pakets binnen zwölf Monaten halbierte. Allein mit ihren börsennotierten Großbeteiligungen verloren die 20 reichsten deutschen Familien in der Krise rund 40 Milliarden Euro. Während die damit verbundenen Buchverluste womöglich noch zu verkraften sind – schließlich standen die rasanten Börsengewinne der vergangenen guten Jahre auch nur auf dem Papier – macht sich das Ausbleiben liebgewordener Ausschüttungen schmerzlich bemerkbar: „In diesem und wahrscheinlich auch im nächsten Jahr werden viele der wohlhabenden Gesellschafter großer Familienunternehmen keine Dividenden erhalten“, sagt Norbert Clément, Leiter eines Family Office in Hofheim im Taunus und ehemaliger Mitarbeiter von Feri, dem Family Office der Familie von Harald Quandt. Das löse dann bei „einzelnen Mitgliedern“ der oft mehrere Hundert Köpfe zählenden Clans mitunter „verstörte Reaktionen“ aus.

Einige fordern dann hektisch vom Vermögensverwalter, Geld in festverzinsliche Produkte umzuschichten, damit wenigstens regelmäßige Zinszahlungen den Lebensstil weiterhin alimentieren. Das wiederum reißt Gräben auf – zwischen denen, die das Vermögen langfristig anlegen wollen, und denen, die auf ihre monatlichen Schecks bestehen. Gelegentlich geraten familieninterne Spannungen an die Öffentlichkeit: Als Eckhard Cordes, Chef des Haniel-Imperiums (29 Milliarden Euro Umsatz, 56 000 Mitarbeiter), Anfang Dezember den rund 560 Gesellschaftern per Brief eröffnete, die Dividende könne dieses Jahr ausfallen, zog er prompt den Unmut vieler Familienmitglieder auf sich.

Ortstermin in einer Villa im Kölner Vorort Bayenthal. Hier residiert die Vermögensverwaltung des Selfmade-Millionärs Markus Zschaber. Zschaber ist so etwas wie der Geldverwalter der Showbranche. Und dazu gehört – klotzen. Vor der Villa zu besichtigen ist Zschabers Fuhrpark, der aus einigen Daimler-Kombis besteht – alle mit dem Wunschkennzeichen K-MZ. Prunkstück der Sammlung ist ein Maserati Quattroporte, der rund 100.000 Euro kostet. Ihn fährt nur der Chef persönlich. Auch drinnen, in Zschabers Büro, umgibt der Autonarr sich mit edlen Karossen, wenn auch als Modell, etwa einem roten Formel-1-Boliden.

Anlegen lernen mit Howard Carpendale

Kursverlauf der Logwin-Aktie

Ein Hinweis auf einen prominenten Kunden? Zschaber grinst und zupft seine goldene Krawattennadel in Form. „Ich kann Ihnen da keine Namen nennen“, bedauert er, „sonst kriege ich Ärger mit dem Management.“ Wer auf Helm und Overall für höchst durchschnittliche Finanzkonzerne wirbt, der liest nur ungern in der Zeitung, dass sein eigenes Vermögen ganz woanders vermehrt wird.

Ein paar Katzen lässt Zschaber dann doch aus dem Sack: Zu seinen Kunden gehören neben großen Stiftungen und dem Stadtkämmerer von Bonn etliche aktive und ehemalige Fußballprofis, zwei Formel-1-Rennfahrer, ein ehemaliger Torhüter der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Sogar für einige „Zweige der Herrscherfamilien von Dubai und den Vereinigten Arabischen Emiraten“ darf Zschaber inzwischen Geld anlegen. Schlagerstar Howard Carpendale („Niemand weint für immer“) lobt Zschaber in seinem Buch: „Dieser Typ aus Köln ist auf seine Art ein Künstler (...), ich verdanke ihm meine finanzielle Unabhängigkeit.“ Und wie legen die Stars aus Sport und Showbiz bei Zschaber ihr Geld an? „Extrem konservativ“, behauptet der Kölner, „die Aktienquote haben wir zum Beispiel bei Herrn Carpendale schon im Herbst 2007 auf unter fünf Prozent gesenkt.“

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