Schiffscontainer Wie Sie mit klobigen Kisten Geld verdienen können

Der wachsende Welthandel braucht immer mehr Schiffscontainer. Privatanleger können davon profitieren – wenn sie möglichen Fallstricken ausweichen.

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Containerhafen in Singapur Quelle: REUTERS

Kati Dörrler ist zwar jung, doch was Geld angeht eher von der alten Schule. Um nicht zu hohe Risiken einzugehen, setzt die 28-jährige Assistenzärztin einer Münchner Klinik bei ihrer Geldanlage deshalb „auf eine möglichst breite Streuung“. Fonds und Tagesgelder sind schon lange in ihrem Depot. Als sie nach Ergänzungen suchte und ihre Finanzberaterin zu einer Investition in Schiffscontainer riet, „da war ich zuerst skeptisch“, sagt die Münchnerin. Schließlich trug die Überzeugungsarbeit der Beraterin aber Früchte: Sie kaufte Container des Münchner Anbieters P&R. Der kümmert sich seit 1975 um die Vermietung der klobigen Kisten an große Leasinggesellschaften und Reedereien – und verspricht, fünf Jahre lang die Mieteinnahmen daraus auf Dörrlers Konto zu überweisen.

Das kann lukrativ sein: Von einem Investment in Container profitieren Anleger, solange der Welthandel wächst. Trotz abkühlender Konjunktur ist von einem Einbruch der Containerschifffahrt nicht auszugehen – die über die Kontinente verstreute Arbeitsteilung ist nicht binnen Kürze umkehrbar. Deshalb gebe es weiterhin „hervorragende Chancen für das Geschäft mit den Containern“, sagt Manfred Zachcial vom Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik. Allerdings dürfte sich der Boom abschwächen. TUI mit seiner Reederei-Tochter Hapag-Lloyd erwartet, dass 2010 je transportiertem Container 1685 Dollar erlöst werden können – das sind nur noch fünf Dollar mehr als für dieses Jahr veranschlagt.

Die Zahl der weltweit verschifften Container ist seit 1998 um durchschnittlich zehn Prozent pro Jahr gestiegen. Momentan fallen die Wachstumsraten noch höher aus. „Die Transportwege werden immer länger und wegen der hohen Ölpreise fahren die Schiffe teilweise langsamer“, so Zachcial. Dadurch seien Container länger gebunden und die Nachfrage werde weiter angekurbelt. Er rechnet deshalb mit steigenden Containerpreisen in den nächsten Jahren.

Anleger haben zwei Möglichkeiten, von den erwarteten Preissteigerungen zu profitieren – sie legen sich entweder direkt einen oder mehrere Container zu oder kaufen einen geschlossenen Fonds mit fester Laufzeit. Bei beiden Varianten winken nach Steuerabzug Renditen von rund vier Prozent. Das ist in etwa so viel wie sichere Industrie-Anleihen derzeit netto abwerfen. Vorteil bis Jahresende: Wer sich bis dahin Container zulegt, profitiert noch von den aktuellen steuergünstigen Spekulationsfristen. Ein möglicher Gewinn beim Containerverkauf ist dann bereits nach einem Jahr steuerfrei.

Zudem schont ein eigener Container den Sparerfreibetrag, denn die Mieteinnahmen zählen nicht zu den Kapitalerträgen. Das Finanzamt wertet sie in der Regel als sonstige Einkünfte, Investoren müssen nur die Differenz von Mieteinnahmen und Abschreibungen auf den Kaufpreis mit ihrem persönlichen Steuersatz versteuern. Klingt nicht so toll, liegt der doch meist höher als die von 2009 an geltende Abgeltungsteuer von 25 Prozent. Die Gegenrechnung von in der Regel zehn Prozent an Abschreibungen des Kaufpreises auf die Mieteinnahmen mindern jedoch die Steuerlast erheblich, sodass die Nettorendite näher am Ertrag vor Steuern liegt als bei anderen Anlagen.

Nichts überstürzen

Kati Dörrler war bei ihrer Entscheidung für den Containerkauf aber nicht nur die Rendite wichtig, sie wollte vor allem eine transparente Anlage. Ihr Anbieter P&R vermittelt seit mehr als 30 Jahren den Direktkauf von Containern samt garantierter Mietzahlungen.

Der Kaufpreis und die Mietzahlungen fallen in Euro an, die Währungsrisiken – auf dem Containermarkt wird meist in Dollar gezahlt – übernimmt P&R. Nach fünf Jahren bietet P&R den Rückkauf der Container an. Den genauen Preis garantiert der Anbieter aber nicht. Sollten die Containerpreise künftig sinken, könnte der Rückkaufpreis geringer als erhofft ausfallen – und die Renditeprognosen zunichte machen. Auch wenn ein Mieter nicht zahlt, seine Versicherung ausfällt oder P&R, die als GmbH mit nur 100 000 Euro haftet, in Zahlungsschwierigkeiten gerät, könnte das für Anleger problematisch werden.

Investoren sollten die Entscheidung für eine Containeranlage daher nicht überstürzen und sich genau über Risiken informieren. So halten Garantien nur so lange, wie beim Garantiegeber etwas zu holen ist. Und wenn der Anbieter Druck ausübt oder das Modell undurchschaubar ist, sollten Anleger „die Finger davon lassen“, sagt Thomas Bieler, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Wer die Preise auf dem Weltmarkt mit denen der Anbieter vergleicht, schrickt ohnehin zusammen. Während ein neuer Container mit 40 Fuß (12,19 Meter) Länge nach Angaben des Beratungsunternehmens Ocean Shipping Consultants auf dem Weltmarkt nur etwa 2300 Euro kostet, zahlen Kunden von P&R mit 3380 Euro fast 50 Prozent mehr.

Kapital auf hoher See

Der Geschäftsführer von P&R, Harald Roth, findet das normal. Der Vergleich mit den Weltmarktpreisen sei „absurd“, empört er sich. Schließlich biete P&R ein ganzes Paket an und garantiere Mietzahlungen, die seit 30 Jahren erfüllt worden seien. Das habe eben seinen Preis. Tatsächlich zahlt P&R seinen Kunden nach Branchenangaben mehr Miete und einen höheren Rückkaufspreis, als der Markt eigentlich hergebe. Wie das geht, bleibt jedoch nebulös: „Vielleicht haben wir einfach bessere Verträge abgeschlossen als die Konkurrenz“, sagt Roth. Neben dem Platzhirsch P&R bietet nur ein weiterer Anbieter den Containerdirektkauf an: Der Transport Fonds aus Hamburg (DTF), der in den nächsten Wochen ein neues Angebot bringen will.

Nach der Steueränderung zum 1. Januar 2009 seien die bisherigen Direktkaufmodelle aber nicht mehr attraktiv, sagt Manfred Werner, Vertriebsleiter bei DTF. Die Spekulationsfrist für bewegliche Investitionsgüter, darunter eben Container, steigt dann von einem auf zehn Jahre. „Ohne steuerfreien Veräußerungsgewinn liegt die Rendite nur noch bei etwa drei Prozent“, rechnet Werner vor. Wer jetzt kauft, stellt sich also besser.

Genau wie P&R sichert DTF den Kunden die Höhe der Mietzahlungen zu, aber nicht in Euro, sondern in Dollar. Währungsrisiken tragen die Anleger also selbst. Dafür garantiert DTF anders als P&R auch den Rückkaufpreis der Container. Hört sich gut an, ist aber nicht unbedingt ein Vorteil. Denn bei einem festen Rückkaufpreis rechnet der Fiskus die Container nicht unbedingt dem Eigentum des Anlegers zu. Abschreibungen auf den Kaufpreis sind dann nicht möglich, die Steuerlast steigt, die Nettorendite sinkt. Eine endgültige Entscheidung der Finanzgerichte steht hierzu noch aus.

Mischmodell in Mode

Ein weiterer Hamburger Anbieter, Schroeder & Co., hat sich bereits 2006 aus dem Direktkauf-Markt zurückgezogen und bietet jetzt nur noch geschlossene Fonds an. Die nehmen nicht nur Container herein, bis zu 60 Prozent der Einlagen können bei Schroeder etwa in gebrauchte Schiffe investiert werden.

Dieses Mischmodell ist in Mode. Bei einem weiteren Fondsanbieter aus der Hansestadt, Conrendit, kommen bis zu zwei Drittel Logistikgüter zu den Containern; bei der Hamburger Buss Capital sind es maximal 20 Prozent. Diese Anbieter kaufen beispielsweise auch Lkw-Anhänger und Zugmaschinen ein. So wird das Risiko etwas breiter verteilt. Und das ist groß. Bei den Fonds werden Anleger meist „zu Miteigentümern mit allen Chancen und Risiken“, so Finanzexperte Bieler. Im schlimmsten Fall drohe der Totalverlust.

Bei den Fonds gibt es zudem eine Spezialität – viele Anbieter nutzen Doppelbesteuerungsabkommen, Buss Capital etwa mit Singapur, Schroeder mit Österreich. Wenn diese Modelle von den Finanzämtern nicht akzeptiert werden – Betriebsprüfungen dazu stehen meist noch aus –, würde dies die Nettorendite drücken. Hält der Fiskus dagegen still, können die Fonds Renditen von vier Prozent schaffen.

Steffen Möller, Leitender Chefanalyst der Ratingagentur Scope, bewertet die Struktur der Containerfonds „insgesamt positiv“. Die Größe der Portfolios biete den Anlegern in der Regel eine „gute Risikostreuung“, etwa bei Buss Capital.

Genau die wollte Kati Dörrler ja eben haben, sie will aber lieber weiter „direkt investieren“ und Container stolz ihr Eigen nennen.

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