850 Millionen Euro Schulden Gerichtsbeschluss könnte Sanierungspläne von Scholz torpedieren

Ein deutsches Insolvenzgericht zweifelt an, dass die Holding des Schrottrecyclers Scholz ihren Sitz in England hat. Doch Scholz verhandelt unbeirrt mit dem Finanzinvestor KKR.

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Mit einem Bagger werden Schrott und Altautos beim Recyclingunternehmen Scholz AG in eine Zerkleinerungsanlage transportiert. Quelle: dpa

Der finanziell angeschlagene Schrottrecycler Scholz will seine 850 Millionen Euro Finanzschulden in England restrukturieren. Doch ein Beschluss des Amtsgerichts Aalen vom 11. April könnte den Plan nun durchkreuzen. Denn das schwäbische Insolvenzgericht hat jetzt entschieden, dass es im Fall einer Insolvenz der Scholz Holding zuständig wäre (siehe Auszug des Beschlusses auf dieser Seite).

Damit könnte die Wahrscheinlichkeit sinken, dass die Scholz Holding ihren Sitz und die Geschäftsführung im Januar wirksam nach London verschoben hat. Das englische Recht gibt Unternehmen mehr Spielraum zu Vermeidung einer Insolvenz. Sie sind zum Beispiel nicht verpflichtet, Insolvenzantrag zu stellen, solange es aussichtsreich ist, dass Gläubiger einen Teil der Schulden erlassen.

Anleger mit unbesicherten Anleihen können dabei praktisch enteignet werden. Zu den Schulden des Schrottrecylcers Scholz zählen auch 182,5 Millionen Euro aus einer unbesicherten Anleihe, in die auch viele Privatanleger investiert haben.
Auslöser des Gerichtsbeschlusses in Aalen war der Antrag eines Anleihegläubigers. Er hatte die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens für Scholz beantragt. Da er nach der Kündigung seiner Scholz-Anleihen kein Geld zurückgezahlt bekam, erklärte er Scholz für zahlungsunfähig.

Scholz schuldet Anlegern inklusiver jüngst gestundeter Zinsen 198 Millionen Euro. Das Gericht bestellte den Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz zum Gutachter. So kam das Gericht zu dem Schluss, dass zwar der Antrag des Anlegers unzulässig, das Gericht im Fall einer Insolvenz aber zuständig sei.

Wie im Beschluss zu lesen ist, schließt sich das Gericht den sachverständigen Feststellungen von Geiwitz an. Ein Mittelpunkt der „wirtschaftlichen Tätigkeit der Schuldnerin in London“ sei „nicht festzustellen“. Scholz widerspricht dieser Ansicht, schließlich hätten mehrere renommierte Anwaltskanzleien den Gang nach Großbritannien begleitet.

Im Januar hat die Scholz Holding ihren Sitz und die Geschäftsführung nach London verlegt, um dort Zeit für die Sanierung zu gewinnen. Da „die Gesellschaft weder nach englischem noch nach deutschem Recht insolvent“ sei, werde sie ihre Verhandlungen nun fortsetzen. Die Recyclinggruppe verhandelt nun exklusiv mit dem Finanzinvestor KKR Credit über „eine umfassende Rekapitalisierung ihrer Bilanz“. Im Zuge der geplanten Transaktion würde KKR dem Unternehmen zusammen mit einigen der bestehenden Finanzgläubigern langfristiges Kapital „in substanziellem Umfang“ zuführen, teilte Scholz mit. Allerdings müssten dafür die Schulden erheblich reduziert werden. „Die angestrebte einvernehmliche Lösung wäre im besten wirtschaftlichen Interesse aller Finanzgläubiger“, so Scholz.

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