Anlagebetrug Wirtschaftsprüfer rät deutschen Madoff-Geschädigten zur Eile

Vor etwa fünf Jahren flog das Betrugssystem von Bernard Madoff auf. Der Börsenmakler verursachte mehr als 50 Milliarden Dollar Schaden. Deutsche Opfer können noch auf Entschädigung hoffen – müssen sich aber beeilen.

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Bernard Madoff wurde 2009 wegen Anlegerbetrugs zu einer Haftstrafe von 150 Jahren verurteilt. Quelle: Getty Images

Frankfurt Opfer des amerikanischen Anlagebetrügers Bernard Madoff haben nur noch bis Ende des Monats die Chance, wenigstens für einen kleinen Teil ihrer Verluste entschädigt zu werden. Das US-Justizministerium hat für alle Madoff-Opfer einen mehr als vier Milliarden Dollar (rund drei Milliarden Euro) schweren Fonds ins Leben gerufen. „Wir rechnen damit, dass Anleger aus dem Fonds zwischen 5 und 25 Prozent des angelegten Kapitals zurückerhalten können“, sagt Wirtschaftsprüfer Holger Jenzen von der Kanzlei Ebner Stolz in Stuttgart. Der durch Madoff angerichtete Schaden wird auf 50 Milliarden Dollar geschätzt.

Jenzen, der nach eigenen Angaben gut ein Dutzend Geschädigte vertritt, schätzt, dass allein deutsche Anleger über Fonds rund eine Milliarde Dollar bei Madoff angelegt hatten. „Viele davon hatten ihr Geld eigentlich längst abgeschrieben.“ Unter anderem der heute zur UBS gehörende Sauerborn Trust hatte Madoff-Papiere in seine Fonds für vermögende Anleger gepackt. Nach früheren Angaben hatten 69 Fonds und andere Anlagevehikel bei Madoff investiert. Der Finanzjongleur hatte jahrelang hohe Gewinne versprochen, diese aber mit dem frisch eingeworbenen Geld neuer Anleger bezahlt. Er war 2009 zu 150 Jahren Haft verurteilt worden.

Für den „Madoff Victim Fund“ müssen Ansprüche bis zum 28. Februar angemeldet und begründet werden. „Das Verfahren ist komplex“, mahnt Jenzen zur Eile. Anleger müssen nicht nur die im Internet (madoffvictimfund.com) verfügbaren Formulare ausfüllen, sondern auch Beweise beibringen, dass sie vor der Pleite von Madoff im Dezember 2008 dort investiert hatten. Viele Investoren stelle vor Probleme, dass sie die Beziehung zu ihrer Bank oder ihrem Vermögensverwalter inzwischen abgebrochen hätten, sagte Jenzen.

Der für den Opferfonds eingesetzte „Special Master“ Richard Breeden macht den Anlegern mehr Hoffnung: Wer nicht gleich an die nötigen Informationen herankomme, solle den Antrag dennoch einreichen und erklären, warum er die Daten nicht liefern könne. „Die Faustregel lautet: Tun Sie, was Sie können. Wir verstehen, dass Sie uns nicht sagen können, was Sie nicht wissen.“

Der Opferfonds wird maßgeblich von der US-Investmentbank JP Morgan gespeist, die zwei Jahrzehnte lang Madoffs Hausbank war. Sie hatte sich kurz vor Weihnachten im Rahmen eines Vergleichs bereiterklärt, 1,7 Milliarden Dollar für die Opfer zur Verfügung zu stellen. In dem parallel laufenden Insolvenzverfahren über Madoffs Vermögen drohen die meisten Anleger leer auszugehen, weil sie keine direkte Geschäftsbeziehung zu dem Betrüger haben. Davon dürften Jenzen zufolge vor allem Banken und Direkt-Investoren profitieren.

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