Apple soll bis zu 13 Milliarden Euro Steuern nachzahlen Was hinter der Entscheidung aus Brüssel steckt

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Wie hart Apple die Nachzahlung trifft

Ist das das einzige Steuersparmodell, das Apple nutzt?
Apples Steuersparmodell ist vor allem in den USA unter der Bezeichnung „Double Irish with a Dutch Sandwich“ bekannt und findet dort viele Nachahmer. Der Name deutet schon an, dass die Methode zur Steuervermeidung aus mehreren Ebenen und Strategien besteht.
Mithilfe der irischen Tochterunternehmen verschiebt Apple Gewinne auf die als Steueroase geltenden Jungfern-Inseln. Anteile an den irischen Apple-Ablegern sind in Besitz einer Briefkasten-Holding auf Inseln. Europäische Einnahmen aus Apples Download-Portal iTunes werden einer Tochtergesellschaft in Luxemburg zugerechnet. Außerdem werden Gewinne in die Niederlande verlagert, wo aufgrund eines Steuerabkommens zwischen Irland und den Niederlanden das Geld teilweise steuerfrei bleibt. Dabei nutzt Apple den Vorteil, dass für irische Gesellschaften nur sehr eingeschränkte Berichtspflichten gelten und das Geld für die Behörden nahezu unsichtbar bleibt.


Auch in den USA selbst drückt Apple seine Steuerbelastung durch eine Unternehmenstochter im Wüstenstaat Nevada. Dort gibt es keine Steuern auf Unternehmens- und Kapitalgewinne.

Warum hat die EU-Kommission ermittelt, wenn die Steuervorteile legal waren?
Die EU-Kommission hat nur gegen Irland ermittelt, aber letztlich wird Apple zur Kasse gebeten, um den als eine illegale Beihilfe eingestuften Betrag zurückzuzahlen. „Wenn mein Steuersatz auf 0,005 Prozent sinken würde, hätte ich das Gefühl, dass ich einen zweiten Blick auf meine Steuerrechnung werfen sollte“, sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager bei der Vorstellung der Kommissionsbeurteilung.
Die zentrale Frage drehte sich darum, ob Irland in der EU unerlaubte Beihilfen an einzelne Unternehmen gewährt. Bei den Steuerdeals sei für zwei Tochterfirmen eine Methode zur Berechnung der steuerpflichtigen Gewinne gebilligt worden, „die nicht der wirtschaftlichen Realität entsprach“. Nahezu die gesamten im Verkaufsbereich erwirtschafteten Gewinne seien intern einem „Verwaltungssitz“ zugewiesen. Die Prüfung der Kommission habe jedoch ergeben, dass diese „Verwaltungssitze“ nur auf dem Papier bestehen.



Was hat die EU-Kommission jetzt genau entschieden?
Apple hat nach einer Entscheidung der EU-Kommission unerlaubte Steuervergünstigungen von bis zu 13 Milliarden Euro in Irland erhalten. Irland soll die rechtswidrige Beihilfe für nun plus Zinsen zurückfordern. Je nach veranschlagtem Zinssatz könnte die Steuernachzahlung also noch ein paar Milliarden höher ausfallen.
„Die Kommission gelangte bei ihrer Prüfung zu dem Schluss, dass Irland Apple unzulässige Steuervergünstigungen gewährt hat, aufgrund derer Apple über viele Jahre erheblich weniger Steuern zahlen musste als andere Unternehmen“, sagte Wettbewerbskommissarin Vestager. Die Entscheidung solle eine klare Botschaft senden, dass Staaten einzelne Unternehmen nicht bevorzugen dürften.

Wie hart trifft Apple die Nachzahlung?
Auch wenn zunehmend über Probleme bei Apple berichtet wird und die letzte große Produktneuheit schon etwas her ist: Das Geschäft bei Apple läuft gut. Im vergangenen Weihnachtsgeschäft hat der Konzern mit 18,4 Milliarden Dollar den höchsten Quartalsgewinn der Geschichte eingefahren. Insgesamt hat Apple über die vergangenen Jahre einen Geldberg von 230 Milliarden Dollar angehäuft.

Das sind die größten Meilensteine des IT-Giganten
Steve Jobs (rechts) und Steve Wozniak Quelle: dpa
Apple II Quelle: AP
Jobs Quelle: AP
1982 - 19841982 holt Jobs den deutschen Designer Hartmut Esslinger und sein Team nach Kalifornien, um das Aussehen der Apple Computer neu zu definieren. Der Apple Macintosh von 1984 ist seitdem ein Stück Designgeschichte. Quelle: dpa
1985Krise bei Apple. Jobs sucht den Machtkampf mit CEO John Sculley, der in Jobs Rauswurf endet. Quelle: dpa
1991: der erste LaptopApple bringt seinen ersten erfolgreichen Laptop auf den Markt, das PowerBook 100. Quelle: AP
PDA Apple Newton Quelle: dpa


Eine Nachzahlung von 13 Milliarden Euro kann der IT-Riese somit verkraften. Den Gewinn eines Durchschnitts-Quartals abzugeben ist natürlich trotzdem hart.

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