Beratercheck Was deutsche Kanzleien besser machen

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Full-Service-Kanzleien

Diese Berufe haben das mieseste Image
Platz 10: EDV-SachbearbeiterHinterm PC-Bildschirm versinken, Zahlenkolonnen tippen, Daten pflegen - der Beruf des EDV-Sachbearbeiters klingt schon nicht besonders spannend. Das Image: Bei 41 Prozent der Bürger steht die Berufsgruppe hoch im Ansehen. Quelle: Fotolia
Platz 9: BankangestellterBeratungsskandale bei Banken und verjubelte Millionen der Anleger sorgten für Negativ-Schlagzeilen. Banker und Kunden sprechen wohl oft nicht die gleiche Sprache. 36 Prozent der Befragten haben von Bankangestellten eine hohe Meinung. Noch schlechter war der Wert vor zwei Jahren, damals lag er bei 32 Prozent. Quelle: dpa
Platz 8: BeamteDer Stereotyp des Beamten kommt bei den Bundesbürgern nicht gut weg: Beamte gelten als der Inbegriff der Langsamkeit und Faulheit. Anerkennung für diesen Beruf haben nur 36 Prozent der Deutschen übrig. Quelle: dpa
Platz 7: SteuerbeamteWer liebt schon sein Finanzamt? Höchstens, wenn es nach der Steuererklärung mal was zurück gibt. 32 Prozent der Bürger hat eine hohe Meinung von Steuerbeamten. Steuerberater stehen indes etwas besser da: Sie kommen immerhin auf 43 Prozent. Quelle: dpa
Platz 6: Gewerkschaftsfunktionär30 Prozent der Befragten zollt Gewerkschaftsfunktionären Respekt. Streiks tragen wohl dazu bei, dass die Gewerkschaften in der Gunst der Bürger nicht gerade hoch angesiedelt sind. Quelle: dpa
Platz 5: ManagerDesignerklamotten, dicke Autos und mit dem Geld nur so um sich werfen: Der Beruf des Managers hat kein gutes Image. 29 Prozent der Deutschen haben etwas für Manager übrig. Die Berufsgruppe ist der größte Verlierer des Rankings: Seit Beginn der Befragung 2007 rauschte das Ansehen der Manager um acht Prozentpunkte nach unten. Quelle: dpa
Platz 4: PolitikerDas dürfte unsere Kanzlerin nicht freuen: Nur 19 Prozent der Deutschen haben eine hohe Meinung vom Beruf des Politikers. Quelle: dpa

So wurden sie zwar in der Riege der Top-Kanzleien bald zu Exoten, blieben von den Einflüssen der angelsächsischen Kanzleien aber frei. Und entwickelten sich aus eigener Kraft zu international tätigen Law Firms mit Hunderten Anwälten in aller Welt, ohne sich den Spielregeln von Zentralen in London oder New York unterordnen zu müssen – zum Wohle ihrer deutschen Unternehmenskunden: Wenn den angelsächsischen Zentralen etwa ein Fachgebiet oder ein Standort kurzfristig nicht profitabel genug erscheint, streichen sie beides schon mal kurzerhand.

Die britische Kanzlei Linklaters etwa verabschiedete sich vor wenigen Jahren nicht nur kurzerhand aus der Markenverwaltung. Sondern sie schloss ihr Kölner Büro und startete in Düsseldorf – nicht nur zur Überraschung ihrer deutschen Kunden.

„Wenn Rechtsgebiete kurzfristig mal weniger einspielen, reagieren die angelsächsischen Kanzleien schnell mit dem Rotstift – ob ein Bereich langfristig wieder profitabel sein könnte, interessiert sie in dem Moment nicht“, sagt ein Unternehmensjustiziar, der einer angelsächsischen Kanzlei nach einem entsprechenden Vorfall den Rücken kehrte.

Was Unternehmen an der Arbeit ihrer Kanzleien kritisieren

Auch das könnte ein Grund sein, warum die Unternehmen die sogenannten Full-Service-Kanzleien Gleiss und Noerr bei der WirtschaftsWoche-Umfrage nach Kanzleien für den Härtefall favorisieren. Um Kunden mittelfristig bei der Stange zu halten, ziehen deutsche Kanzleien nämlich schon mal ein Rechtsgebiet mit durch, auch wenn es nicht so profitabel ist.

Das gilt auch für die Anwälte selbst: Während die Angelsachsen Partner gnadenlos aussieben, sobald diese nicht mehr ganz so profitabel arbeiten, bleiben sie bei deutschen Kanzleien auch dann erst mal an Bord. Das hilft nicht nur dem Betriebsklima – es wahrt auch das Vertrauen ihrer Mandanten. „Das interne eifersüchtige Hickhack in manchen Kanzleien nervt die Mandanten“, erzählt ein Insider. „Da arbeiten Seilschaften zusammen, es wird Herrschaftswissen gebunkert und schon mal eine E-Mail zurückgehalten, um einen Kollegen aus dem Partnerkreis auszutricksen.“

Vorteil Deutschland heißt es aus Kundensicht auch, wenn es ans Bezahlen geht: „Angelsächsische Kanzleien haben oft schwindelerregende Honorarsätze“, sagt Thomas Ochs, CIO bei Villeroy & Boch.

Minutiöse Abrechnung

So kommt eine minutiöse Abrechnungspraxis zustande – und das ist in manchen Fällen durchaus wörtlich zu nehmen. Nicht nur, dass sich eine Abrechnung im Viertelstundentakt oder gar im Sechs-Minuten-Rhythmus in der Branche eingebürgert hat. Wer will, kann es auf die Minute haben. Und wenn Anwälte für ihre Kunden etwa bei zähen Fusionsverhandlungen eine Nachtschicht einlegen und am nächsten Morgen ein neues Hemd kaufen, kann es bei renommierten New Yorker Kanzleien passieren, dass sie die Quittung für das neue Oberteil auf die Rechnung setzen.

Manche Kanzleien haben zudem nach ihren Fusionen keinen Freiraum mehr, den Unternehmen individuelle Honorarkonstruktionen anzubieten. „Ihre strikten Vorgaben lassen oft keine attraktive Lösung mehr zu“, sagt Kai Hollensteiner, Justiziar des Solaranlagenherstellers Conergy, der gerade zu Xing wechselt. Für ihn bedeutete der strikte Kurs das Ende der Zusammenarbeit mit dem deutschen Arm der US-Kanzlei Latham & Watkins – obwohl dort, so Hollensteiner, „tolle, kreative Anwälte“ arbeiteten.

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