Beratercheck Was deutsche Kanzleien besser machen

Eine exklusive Unternehmensumfrage der WirtschaftsWoche zeigt: Trotz der fortschreitenden Globalisierung ihrer Geschäfte und dem Vormarsch angelsächsischer Rechtsfirmen vertrauen deutsche Unternehmen am liebsten einheimischen Kanzleien. Vor allem, wenn es hart auf hart kommt. Um die Honorare wird bis aufs Messer gefeilscht.

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Deutschlands meistbeauftragte Kanzleien für Härtefälle
Die Anwälte Matthias Henzten und Daniela Favoccia von der Kanzlei Hengeler MuellerDie Anwälte von Hengeler Mueller landen bei den meistbeauftragten Kanzleien in Härtefällen auf dem vierten Platz mit 13 Prozent der StimmenAnwälte: 228 in Deutschland, davon 82 PartnerStandorte: 6 Standorte weltweit, in Deutschland: Düsseldorf, Frankfurt, Berlin, MünchenUmsatz: 209,7 Millionen Euro Mehr zum kompletten Ranking, den Hintergründen und zur Bezugsquelle für die komplette Studie finden Sie hier.
Anwalt Klaus Stefan Hohenstatt von der Kanzlei FreshfieldsFreshfields erreicht im Ranking Platz drei mit 16 Prozent der StimmenAnwälte: 464 in Deutschland, davon 114 PartnerStandorte: 27 Standorte weltweit, in Deutschland: Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, MünchenUmsatz: 324 Millionen Euro
Anwalt Tobias Bürgers von der Kanzlei NoerrIm Ranking von WirtschaftsWoche und Faktenkontor liegt die Kanzlei 17 Prozent der Nennungen auf Platz zweiAnwälte: 261 in Deutschland, davon 71 PartnerStandorte: 15 Standorte weltweit, in Deutschland: Berlin, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt, MünchenUmsatz: 126,7 Millionen Euro
Foto Rainer Loges

Die Strafe war grundsätzlich nachvollziehbar, die Höhe aber verblüffte selbst Fachleute: Insgesamt 67,5 Millionen Euro sollte das Familienunternehmen Prym bezahlen. Der Vorwurf der EU-Wettbewerbskommission: Mit sechs Wettbewerbern etwa aus Großbritannien und Japan habe der Traditionsbetrieb aus Stolberg bei Aachen jahrelang Mindestpreise und Preiserhöhungen für Reißverschlüsse, Druckknöpfe und Nieten abgesprochen sowie Kunden und Märkte widerrechtlich untereinander aufgeteilt.

Das Bußgeld gegen das Reißverschluss-Kartell – 328 Millionen Euro – zählt zu den höchsten Strafen, die die Behörde je verhängte. Und drängte Prym, 2009 mit 350 Millionen Euro Umsatz und 4000 Mitarbeitern Weltmarktführer für Kurzwaren und mit fast 500 Jahren das älteste deutsche Familienunternehmen, an den Rand des Ruins.

Andreas Engelhardt, seit 2005 und bis vor Kurzem familienfremder Prym-Geschäftsführer, sah nur noch einen Ausweg: Mit sieben Banken schnürte er erst ein millionenschweres Rettungspaket. Und wechselte dann die Anwälte aus: Nachdem die bis dahin beauftragten internationalen Kanzleien zwei Jahre gegen die EU-Kommission nicht mit dem gewünschten Erfolg um eine Reduzierung der Strafe gefochten hatten, übergab Engelhardt das Mandat an die deutsche Sozietät Hengeler Mueller mit ihrem Brüsseler Kartellrechtler Hans-Jörg Niemeyer.

Für die anstehende Restrukturierung holte sich der Manager zudem die Kanzlei Gleiss Lutz an Bord.

Die renommiertesten Rechtsanwaltskanzleien

Die Entscheidung war kein Fehler. Im Mai vergangenen Jahres reduzierte die Kommission – zum ersten Mal in ihrer Geschichte – nachträglich ihr eigenes Bußgeld massiv – und zwar auf 15,5 Millionen Euro. „Der Wechsel hat sich gelohnt“, sagt Ex-Prym-Chef Engelhardt, „Niemeyer hat uns erstklassig beraten.“

Der Fall Prym steht offenbar für einen Trend: Auch wenn die Globalisierung sowohl des eigenen Geschäfts als auch der Anwaltsbranche immer weiter voranschreitet – geht es für deutsche Unternehmen ums Überleben, greifen sie bevorzugt auf deutsche Kanzleien zurück. Zwar ist es gerade für global agierende Unternehmen heute selbstverständlich, für ihr Brot-und-Butter-Geschäft mit angelsächsisch verwurzelten Kanzleien zusammenzuarbeiten.

Doch anders als bei arbeitsrechtlichen Problemen, Streitigkeiten mit Kunden und Lieferanten oder Fragen zum Gewerbemietrecht legen Unternehmen die Messlatte höher, wenn millionenschwere Kartellstrafen drohen, komplizierte Compliance-Fälle zu lösen sind, schwierige Fusionen anstehen oder feindliche Übernahmeversuche abzuwehren sind. Dann kommen nicht automatisch die größten, bekanntesten und umsatzstärksten Kanzleien zum Zuge.

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