Prokon-Gründer Carsten Rodbertus steht nach eigenen Angaben vor der Privatinsolvenz. Wie die Wirtschaftswoche berichtete, hat sich der langjährige Chef des umstrittenen Windenergieunternehmens vor wenigen Tagen in einer E-Mail an die Prokon-Anleger gewandt: „Zu meiner Privatinsolvenz gibt es voraussichtlich keine Alternative“, schrieb Rodbertus.
Auch zu den Gründen nahm er Stellung: „Immer mehr Anleger werden durch Beratungen der Anlegeranwälte motiviert, mich privat auf Schadenersatz zu verklagen.“ Zugleich betonte Rodbertus, er habe sich nie persönlich bereichert, sondern ebenfalls „alle meine Ersparnisse und meine vollständige Rente bei Prokon in Genussrechten angelegt.“ Ein Grund, „weshalb die Privatinsolvenz noch nicht eingeleitet wurde, ist der Umstand, dass ich meinen Wohnsitz verlegen werde“, so Rodbertus.
Bei Anlegern sollten die Alarmglocken läuten, wenn...
noch nicht bekannt ist, in welche Objekte, etwa Immobilien oder Schiffe, investiert wird (Blind-Pool). Anleger können das Risiko ihres Investments nicht abschätzen.
mehr als acht Prozent pro Jahr verspricht, gleichzeitig aber 30 Prozent der Investitionen für Vertrieb und Verwaltung draufgehen. Die Rechnung geht dann kaum auf.
bereits Fonds aufgelegt hat, deren Anteile am Zweitmarkt für geschlossene Fonds (www.zweitmarkt.de) mit hohen Abschlägen gehandelt werden.
gegen hohe Renditen spricht. Zuletzt litten Reedereien unter sinkenden Frachtraten für ihre Schiffe. Einige Schiffseigner, darunter Beluga Shipping, gingen pleite.
gerade überhitzten und überall beworbenen Markt investiert, zuletzt etwa in Immobilien oder erneuerbare Energien.
Nachschusspflicht des Anlegers vorsieht, falls der Fonds zum Sanierungsfall wird.
einem Liebhaberobjekt mit hohem historischem Wert sprechen. Meist ist dann das Pleiterisiko hoch – wie im Fall des Hotels Heiligendamm.
Prokon hatte bereits im Januar Insolvenz angemeldet. Bei einer Gläubigerversammlung Ende Juli hatte Rodbertus vergeblich versucht, wieder Einfluss auf die weiteren Entwicklungen der Firma zu nehmen. Tausende Anleger konnten über die Zukunft des Unternehmens abstimmen, die Mehrheit der Gläubiger bestätigte den Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin und stimmte seinem vorläufigen Sanierungsplan zu.
„Er hoffe, sich im nächsten halben Jahr „hoffentlich in Ruhe der Sanierungsarbeit zuwenden zu können“, sagte Penzlin damals.
75.000 Anleger bangen um ihr Geld
Die Stimmrechte jener Gläubiger, die sich der „Arbeitsgemeinschaft für eine lebenswerte Zukunft von Prokon“ angeschlossen hatten, waren vom Amtsgericht Itzehoe nicht zur Abstimmung zugelassen worden. Die Arbeitsgemeinschaft wurde von Alfons Sattler angeführt, der wiederum als enger Vertrauter von Rodbertus gilt. Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) und Vertreter von Prokon-Gläubigern, hatte beantragt, Sattler wegen einer offensichtlichen Interessenkollision von der Vertretung von Gläubigern auszuschließen.
Etwa 75.000 Anleger hatten insgesamt 1,4 Milliarden Euro in Prokon-Genussrechte investiert. Am 1. Mai dieses Jahren war das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Prokon Regenerative Energien GmbH eröffnet worden, weil das Unternehmen nach Gerichtsangaben überschuldet und zahlungsunfähig war. Prokon hat mehr als 50 Windparks im Portfolio. Die Firma ist auch an verschiedenen anderen Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien beteiligt. Zwischenzeitlich hatte sie etwa 480 Arbeitnehmer.