Gehebelte Kredite Kampf gegen die Regulierer

In den USA gibt es Proteste gegen eine weitere Regulierung in Folge der Finanzkrise, die im Dezember in Kraft treten soll. Der Markt für die Finanzierung von US-Unternehmen könne austrocken, behaupten die Kritiker.

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In den USA bekämpfen sich Regulierer und Investoren. Quelle: AP

New York Weniger als fünf Monate bleiben, bevor in den USA neue, strenge Regeln für die Manager von so genannten Collateralized Loan Obligations (CLOs) in Kraft treten. Sie kaufen und verbriefen derzeit rund 60 Prozent aller Kredite, mit denen US-Übernahmen mitfinanziert werden.

Die Verkäufe von CLOs sind in diesem Jahr bereits um mehr als die Hälfte auf 32 Milliarden Dollar (19,7 Milliarden Euro) eingebrochen. Dahinter steht zum Teil die Erwartung jener Regeln, die nach der Finanzkrise von 2008 geschrieben wurden und die am 24. Dezember in Kraft treten sollen.

Nach dem Stichtag müssen CLO-Manager wie Carlyle Group und Apollo Global Management einen Anteil von 5 Prozent an jenen Produkten behalten, bei deren Auflegung sie mithelfen. Diese Änderung wird laut Branchenverbänden dazu führen, dass die Finanzierungen für amerikanische Unternehmen austrocknen.

„Ich kenne niemanden, der viel Hoffnung hat, dass die Risiko-Eingrenzungs-Regeln aufgehalten werden“, sagt Mike Terwilliger, ein Vermögensverwalter bei Resource America. Seine Firma investiert in CLOs. „Es ist nur eine Frage des Ausmaßes – wie schlimm wird es sein.“

CLOs werden von Managern wie Carlyle und Apollo geschnürt. Sie kaufen Unternehmenskredite, darunter Buyout-Verbindlichkeiten, von Banken und bündeln sie zu neuen Wertpapieren. Im Jahr 2014 hatten die Verkäufe das Rekordvolumen von 124 Milliarden Dollar erreicht. Im Vergleich zum Vorjahr ist das Niveau derzeit um 54 Prozent gesunken, wie Daten von Bloomberg zeigen.

In einem Kampf um Herzen und Köpfe führt die Branche eine Lobbying-Kampagne, die auf Politiker zielt. Per Twitter berichtet sie von den Vorzügen gehebelter Finanzierungen. Sie fordert Unternehmen auf, in Briefen ihre Unterstützung zum Ausdruck zu bringen. Und sie klagt gegen Aufsichtsbehörden, um die Auswirkungen der neuen Regeln abzuschwächen. Bislang geschieht all das mit wenig Erfolg.


Die Regulierer bleiben hart

Regulierer, die die Risiken für das Finanzsystem minimieren wollen, bleiben hart. Und jeder Tag, der ins Land geht, macht es weniger wahrscheinlich, dass ein Kompromiss vor dem Ende der Frist erreicht wird.

Die Loan Syndications and Trading Association (LSTA), zu deren Mitgliedern die zehn größten CLO-Manager und die Top-Arrangeure Citigroup, Wells Fargo, JP Morgan und Morgan Stanley zählen, führen die Kampagne zur Lockerung der Regeln an. Vertreter der Banken sowie von Apollo und Carlyle wollten auf Nachfrage von Bloomberg keinen Kommentar abgeben.

Die neuen Regeln „fühlen sich eher politisch als notwendig an“, erklärt Ted Gooden, Managing Director bei Berkshire Capital, der CLO-Manager zu Fusionen berät. „Von CLOs gehen keine systemischen Risiken aus.“ Laut LSTA hatten Investoren niemals Geld bei den vorrangigsten CLO-Papieren verloren.

Die LSTA bemüht sich um Unterstützer für ihre Anliegen im US-Senat, wie Elliot Ganz, Leiter der Rechtsabteilung, bei einer Branchenkonferenz im Juni sagte. Seine Organisation hat Klagen gegen die Aufsichtsbehörden Securities and Exchange Commission und Federal Reserve eingereicht. Vertreter beider Regulierer wollten keinen Kommentar abgeben.

„Wir versuchen wirklich sehr, uns zu wehren“, erklärte Ganz bei der Konferenz. „Die Chancen sind extrem niedrig, um ganz ehrlich zu sein. Doch weil die Vorteile so hoch sind, haben wir viel Zeit in den Prozess investiert.“

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