Geldautomaten Rekordtief für Datenklau

Der Datenklau beim Geldabheben, das sogenannte Skimming, verursacht Schäden in Millionen-Höhe. Doch Geldautomaten werden dank neuer Technik der Hersteller immer sicherer. Die Betrugsfälle sind so gering wie nie.

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Geldautomat: Die neuen Sicherheitsvorkehrungen helfen die Häufigkeit von Datenklau zu verhindern. Die Schäden durch „Skimming“ sind auf einem Rekordtief. Quelle: dpa

Frankfurt am Main Bankkunden in Deutschland können aufatmen: Immer seltener spähen Kriminelle an Geldautomaten erfolgreich Kartendaten und Geheimnummer aus. Ganz abschrecken lassen sich Datendiebe allerdings noch nicht. Selten geht Ermittlern im Kampf gegen Datenklau am Bankautomaten ein so großer Fisch ins Netz: In einem spektakulären „Skimming“-Fall verurteilte das Landgericht Dresden Anfang Dezember einen 32-Jährigen zu einer Haft von sechs Jahren und zehn Monaten.

Zusammen mit Komplizen hatte er ausgespähte Kartendaten von Bankkunden in Dresden in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires zu Geld gemacht. Schaden: Knapp 270.000 Euro.Üblicherweise kommen die Strafverfolger an die Hintermänner der kriminellen Banden gar nicht heran, die den Großteil der Beute kassieren. „Die Vorgehensweise der Beteiligten war hierarchisch und arbeitsteilig“, stellte die Staatsanwaltschaft in einem Karlsruher „Skimming“-Prozess Ende November fest.

Greifen Kriminelle in deutschen Bankfilialen Kartendaten und Geheimnummern (PIN) ab, geht es meist schnell. „Die Täter agieren in kleinen Gruppen und halten sich zum Abgriff der Kartendaten meist nur relativ kurze Zeit, in einzelnen Fällen aber auch mehrere Wochen, an unterschiedlichen Orten in Deutschland auf“, analysiert das Bundeskriminalamt (BKA) im „Lagebild Zahlungskartenkriminalität 2013“, dem jüngsten Bericht der Behörde zum Thema „Skimming.“

Die Daten würden in der Regel rasch verwertet, schreibt das BKA: „Nach bisherigen Erfahrungswerten liegen zwischen dem Datenabgriff und dem betrügerischen Einsatz der gefälschten Karten im Ausland meist nur ein oder zwei Tage.“

Immerhin: Die Milliardeninvestitionen von Finanzindustrie und Handel in mehr Sicherheit beim Plastikgeld scheinen sich auszuzahlen. „Die Skimming-Zahlen gehen insgesamt weiter zurück, es ist einfach nicht mehr lukrativ für die Täter“, sagt Margit Schneider von Euro Kartensysteme, einer Einrichtung der deutschen Kreditwirtschaft, die sich um das Sicherheitsmanagement für Zahlungskarten kümmert.

Tatsächlich sind die in Deutschland oder anderen europäischen Ländern geklauten Daten nicht mehr so einfach zu Geld zu machen. Die Täter sind gezwungen, in Länder auszuweichen, die ganz oder überwiegend noch auf die veraltete Technologie von Plastikkarten mit Magnetstreifen setzen. 2014 wurden Umsätze mit gefälschten Karten auf Basis von in Deutschland geklauten Daten vor allem in Indien, Brasilien, Indonesien, Sri Lanka und den USA festgestellt.


Moderne Technik drückt den Datenklau

Hinzu kommt laut Ansicht des BKA: „Die Ausstattung der Geldautomaten mit wirksamen Anti-Skimming-Modulen erschwert den Tätern zunehmend den erfolgreichen Einsatz ihrer Skimming-Technik.“ So wirbt beispielsweise der Automatenhersteller Wincor Nixdorf mit einem System, das mit speziellen Sensoren überwacht, ob am Kartenschlitz des Geldautomaten nachträglich Vorbauten angebracht wurden.

Moderne Technik drückte den Datenklau an deutschen Geldautomaten nach dpa-Informationen 2014 auf ein Rekordtief. In den ersten elf Monaten manipulierten Kriminelle bundesweit 134 Automaten, um Daten von Bankkunden auszuspähen. Der Schaden durch solche „Skimming“-Angriffe summierte sich nach diesen jüngsten verfügbaren Zahlen auf rund 2,6 Millionen Euro – auch dies ein Rekorderdtief.

Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2013 wurden Daten an 341 Geldautomaten ausgespäht, der Schaden belief sich auf 11,3 Millionen Euro. Am häufigsten schlugen Datendiebe in diesem Jahr in Berlin, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hessen zu. Keine „Skimming“-Fälle wurden in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen festgestellt.

Wer Opfer von „Skimming“ geworden ist, muss meist keinen Nachteil fürchten: Werden Kartendaten illegal abgegriffen, ersetzen Banken und Sparkassen in der Regel die daraus resultierenden Schäden für Zahlungen durch die Betrüger. Voraussetzung ist aber, dass Verbraucher sorgfältig mit Bankkarte und PIN umgegangen sind.

Werden Täter nun erfinderisch? Es bleibe abzuwarten, „ob die Täter mit einer Anpassung der Vorgehensweisen an die Sicherheitsmaßnahmen im Bereich des unbaren Zahlungsverkehrs reagieren werden“, schreibt das BKA. Und Eurokarten-Expertin Schneider meint: „Man sollte jetzt eher auf den Weihnachtsmärkten auf seine Geldbörse achten.“

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