Immobiliengruppe S&K S&K-Prozess seht kurz vor dem Ende

Nach den Geständnissen der S&K-Gründer und zwei weiterer Angeklagter sind die Deals mit den Richtern und Staatsanwälten perfekt. Am Mittwoch folgen die Plädoyers. Nur für einen geht der Prozess noch weiter.

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Die Angeklagten Jonas K. (2.v.l.) und Stephan S. (3.v.r.), Firmengründer der Immobilienfirma S&K , werden am 24.09.2015 in den Gerichtssaal des Landgerichts in Frankfurt am Main (Hessen) geführt. Wegen schwerem und bandenmäßigen Betrugs sowie Untreue sind die beiden Firmengründer sowie vier weitere Männer angeklagt. Laut Anklage sollen die Männer mehrere tausend Anleger mit einem verschachtelten Firmen- und Beteiligungssystem um ihr Geld gebracht haben. Den Gesamtschaden beziffern die Ermittler auf mehr als 240 Millionen Euro. Foto: Arne Dedert/dpa (Achtung: Die Angeklagten wurden aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen unkenntlich gemacht) +++(c) dpa - Bildfunk+++ Quelle: dpa

Frankfurt Der Prozess um die Frankfurter Immobiliengruppe S&K wird noch viel schneller ein Ende finden als gedacht – zumindest für vier der zuletzt noch fünf Angeklagten. In der vergangenen Woche hatten die S&K-Gründer Stephan Schäfer und Jonas Köller sowie zwei weitere Angeklagte vor dem Frankfurter Landgericht umfangreiche Geständnisse abgelegt und Fragen beantwortet. Sie bezeichneten sich dabei als „dumm und gierig“, entschuldigten sich bei den Anlegern und beteuerten ihre Reue. Damit haben sie ihren Teil der Deals mit dem Gericht und der Staatsanwaltschaft erfüllt. Im Gegenzug hat die Staatsanwaltschaft die Verfahrenseinstellung beantragt, das Gericht stimmte zu. Auch die Beweisaufnahme gegen die vier Männer ist damit abgeschlossen. Wie Oberstaatsanwalt Noah Krüger dem Handelsblatt bestätigte, will er am Mittwoch die Plädoyers halten.

Lange schien es, als würde aus dem S&K-Verfahren eine unendliche Geschichte. Begonnen hatte das Verfahren im September 2015. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hatte die S&K-Gründer sowie vier Mitarbeiter und Geschäftspartner wegen schweren bandenmäßigen Betrugs und Untreue – beziehungsweise Beihilfe dazu – angeklagt. Mit einem verschachtelten Firmen- und Beteiligungssystem sollen sie etwa 11.000 Anleger um mindestens 240 Millionen Euro gebracht haben. Die Anklage umfasste 3.150 Seiten, von denen mehr als 1.700 in der Verhandlung verlesen werden mussten. Durch zahllose Befangenheits- und Beweisanträge der Verteidiger kam es immer wieder zu Verzögerungen. Zwischenzeitlich erkrankte eine Ergänzungsrichterin und manch einer befürchtete schon, das Verfahren werde scheitern.

Zum Jahreswechsel kam Tempo in die Sache. Mit Blick auf die angesetzten 100 Verhandlungstage änderten die Staatsanwälte im vergangenen Dezember ihre Strategie. Statt alles minutiös ermitteln zu wollen, schlugen sie Verständigungsgespräche mit den Angeklagten vor, die Betrugsvorwürfe ließen sie fallen und konzentrierten sich allein auf den Vorwurf der Untreue im Zusammenhang mit einzelnen Fonds und Immobiliengeschäften. Das sollte das Verfahren beschleunigen – zunächst war von einem möglichen Ende in diesem Sommer die Rede. Jetzt geht es noch schneller. Die Angeklagten werteten die Gesprächsangebote sehr positiv.


Urteile schon kommende Woche?

Auch Daniel F., ehemals Mittelverwendungskontrolleur bei einer mit S&K verbundenen Fondsgesellschaft, hatte ursprünglich einen Deal schließen wollen. Am vergangenen Dienstag zog er eine entsprechende Absichtserklärung aber zurück. Man sei mit dem angebotenen Strafmaß und den als maßgeblich erachteten Straftaten nicht einverstanden, sagte einer seiner Verteidiger gegenüber dem Handelsblatt. Die Verteidigung sei aber weiterhin offen für eine Verständigung, nur das Angebot müsse besser werden. Gegen F. wird das Verfahren nun erst einmal weitergeführt. Bereits am Dienstag wird die Beweisaufnahme fortgesetzt.

Das Verfahren gegen die anderen vier wurde abgetrennt. Am Mittwoch hält die Staatsanwaltschaft ihre Plädoyers. Auch die Verteidiger und die Angeklagten dürfen sich abschließend noch einmal äußern. Sollte dies alles zügig vonstatten gehen, könnte das Gericht nach Ansicht von Oberstaatsanwalt Krüger schon in der kommenden Woche die Urteile verkünden. Für die beiden S&K-Gründer war von den Richtern zuletzt ein Strafmaß zwischen achteinhalb bis neuneinhalb Jahren in Aussicht gestellt worden. Für den S&K Mitarbeiter Marc-Christian S. waren sechs bis sieben Jahre und für den Hamburger Unternehmer Thomas G. vier Jahre und sechs bis neun Monate im Gespräch.

Drei der vier Männer sitzen bereits seit Februar 2013 in Untersuchungshaft. Nur Thomas G. war nach seinem Geständnis im vergangenen Mai aus der Haft entlassen worden. Womöglich werden mit Verkündung der Urteile auch die Haftbefehle gegen die anderen Angeklagten aufgehoben. Die Untersuchungshaft wird auf das Strafmaß angerechnet. Ob eine etwaige Differenz als Freiheitsstrafe oder auf Bewährung verbüßt werden muss, wird nach Inkrafttreten des Urteils eine andere Kammer des Frankfurter Landgerichts entscheiden.

Bereits im vergangenen Dezember war das Urteil gegen den sechsten Angeklagten gefallen: Der Hamburger Unternehmer Hauke B. wurde wegen schwerer Untreue und Anstiftung zur Untreue verurteilt. Wegen Krankheit war das Verfahren gegen ihn abgetrennt worden.

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