Die Krux daran: Einen Teil dieses Geldes reichte GSV Service an ihre Mutter weiter – als Darlehen oder Spende. Diese Beträge will Ringstmeier nun von der GSV zurück.
Besonders peinlich ist dies für GSV-Chef Haarmeyer. Monatelang unternahmen er und seine Mitstreiter nichts, um den Abfluss der Mittel von der Tochter zur Mutter zu stoppen. Ihnen blieb unbemerkt, dass die Mitglieder-Prognosen, wie Haarmeyer heute einräumt, schlicht „Wunschvorstellungen oder Potemkinsche Dörfer“ waren.
Zwar trägt dafür primär Ex-Service-Geschäftsführer Marcus Strotkötte die Verantwortung. Doch hätte nicht auch GSV-Chef Haarmeyer, der einen Beratervertrag mit der Tochtergesellschaft hatte, das Debakel rechtzeitig erkennen und stoppen können? Als vor einem Jahr ein hessischer Insolvenzverwalter selbst pleiteging, geißelte Haarmeyer noch das „völlige Versagen gerichtlicher Aufsicht und das Fehlen einer risikoorientierten Kontrolle“. Dass er sich derlei nun selbst vorwerfen lassen muss, weist Haarmeyer von sich. Er sei im Hauptberuf Hochschullehrer und habe die Tätigkeit der GSV-Service-Tochter nur engagiert begleitet, aber schon aus zeitlichen Gründen „nicht operativ geführt“.
Hauch von Schadenfreude
Dass Haarmeyer mit einer Pleite zu kämpfen hat, sorgt in der Zunft für einen „Hauch von Schadenfreude“, notierte kürzlich das Branchenmagazin „INDat-Report“. Zu oft hat der Hochschulprofessor und frühere Insolvenzrichter lautstark Vergütungsexzesse, Beraterunwesen und Qualitätsmängel in Insolvenzverfahren angeprangert. Nicht, dass Haarmeyer damit unrecht hätte, heißt es dazu in der Branche. Doch eigne sich der Professor mit seinen Gutachter- und Beraterjobs nicht als Ankläger
So ließ sich Haarmeyer die Beratung der inzwischen insolventen GSV-Servicegesellschaft großzügig vergolden. Knapp 130.000 Euro Honorar soll er abgerechnet haben, so Ex-Mitarbeiter, zu Tagessätzen von 1500 Euro.
Seine Beraterleistungen seien weder als qualitativ schlecht noch überbezahlt infrage gestellt worden, wehrt sich Haarmeyer. Ob das stimmt, prüft zurzeit Insolvenzverwalter Ringstmeier.