Ländervergleich Wo die Bankkunden am zufriedensten sind

Seit Ausbruch der Finanzkrise hat das Vertrauen in die Bankenbranche insgesamt stark nachgelassen – es gibt kein Land, in dem mehr als zwei Drittel der Kunden zufrieden sind. Doch mitunter sind die Unterschiede gewaltig.

Weltweit denkt rund die Hälfte aller Privatkunden über einen Wechsel ihrer Bank nach. Das ist das zentrale Ergebnis einer Umfrage der Beratungsfirma Capgemini unter mehr als 18.000 Kunden in 35 Ländern. Zehn Prozent wollen demnach in jedem Fall ihr Institut wechseln, 41 Prozent spielen mit dem Gedanken. Die Branche hat im vergangenen Jahr keine Fortschritte gemacht, Kundenvertrauen zurückgewinnen. Aber trotz der Unzufriedenheit bleiben viele Sparer letztlich bei ihrer Bank, weil sie den bürokratischen Aufwand eines Wechsels scheuen, wie etwa die Änderung der Kontonummer. Aber wo sind die Kunden am zufriedensten? Und wo überhaupt nicht? Quelle: REUTERS
In welchen Ländern die Bankkunden am zufriedensten sindPlatz 10 – SchweizDie Alpenrepublik galt lange Zeit als das Steuerparadies, das Bankgeheimnis schützt die Kunden vor den neugierigen Blicken der Finanzbehörden – für viele Wohlhabende der perfekte Ort, ihr Vermögen sicher zu horten. Mittlerweile ist der Ruf der Schweizer Banken angekratzt, nicht nur im Ausland, auch bei den Einheimischen. Nur 46,5 Prozent gaben an, zufrieden zu sein. Viele dürften noch die Exzesse bei der UBS im Hinterkopf haben: Im vorigen Jahr verzockte ein Händler mit unerlaubten Spekulationen einen Milliardenbetrag, das Institut schrieb hohe Verluste. Die Manager bekamen trotzdem einen nicht unbeträchtlichen Bonus. Quelle: REUTERS
Platz 9 – PortugalAcht Milliarden Euro, so groß ist der Kapitalbedarf bei den portugiesischen Banken, zeigt ein Stresstest der Ratingagentur Moody’s. Wo das Geld herkommen soll, ist fraglich, an den Anleihemärkten ist das Vertrauen nach wie vor gering. Und: Das Land wird bereits von EU und IWF mit einem Hilfspaket von 78 Milliarden Euro gestützt. Dennoch haben die Portugiesen nicht die schlechteste Meinung von ihren Geldinstituten. Im Gegenteil: Die Zufriedenheit ist gestiegen. 46,9 Prozent der Befragten haben kaum etwas zu beanstanden, das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr. Quelle: dpa
Platz 8 – DeutschlandDie Deutschen haben ein spezielles Verhältnis zu Geld. Das Ersparte ist ihnen heilig, deshalb werden Banken und ihre Berater stets kritisch beäugt – und das nicht erst seit der Finanzkrise. Die Einstellung gegenüber den Finanzinstituten ist dennoch vergleichsweise positiv. Knapp die Hälfte (48 Prozent ) verbinden mit ihrer Hausbank – sei es die Deutsche Bank, HVB oder eine der regionalen Sparkassen – positive Erfahrungen. Dies sind sogar fast drei Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Quelle: dpa
Platz 7 – Österreich800 Banken gibt es in Österreich, die drei größten (heimischen) sind: Erste Group, Raiffeisen und Bank Austria. 48,3 Prozent der Befragten sind alles in allem zufrieden. Ob es so viele wären, wenn sie vorher gewusst hätten, dass ihre Einlagen in Gefahr sind? Laut Ratingagentur Standard and Poor's sind die Rücklagen der Institute genau so schwach wie in Irland, Italien oder Frankreich. Eine unmissverständliche Warnung an die Sparer. Quelle: REUTERS
Platz 6 – SüdafrikaGute Noten verteilen die Südafrikaner an ihre Banken. 48,6 Prozent der Befragten sehen das Verhältnis zu ihrer Hausbank positiv. Kein Wunder: Der afrikanische Staat hat eines der gesündesten Bankensysteme weltweit. In einer Rangliste des World Economic Forum, in der die finanzielle Stabilität von 134 Ländern ausgewertet wurde, landet Südafrika auf Platz 17 – und damit noch vor Deutschland und den USA. Quelle: REUTERS
Platz 5 – GroßbritannienIn Canary Wharf, dem Finanzdistrikt von London, sind alle großen Banken des Königreichs vertreten, natürlich auch HSBC und Barclays. Die Aussichten sind zuletzt düsterer geworden: Die Wirtschaft schwächelt und bis zum Ende des Jahres müssen die Institute ihren Kapitalpuffer um 25 Milliarden Pfund aufstocken, das ergab eine Untersuchung der Bank of England. Die Probleme sind zum Teil hausgemacht – und betrafen unmittelbar die Kunden. Wegen Skandalen um Falschberatung müssen sich die Banken auf Entschädigungszahlungen einstellen. Nichtsdestotrotz ist die Mehrheit der Briten (50,1 Prozent ) positiv gegenüber der Finanzbranche eingestellt. Quelle: dpa
Platz 4 – AustralienDie Australier, so sagt man zumindest, nehmen alles locker. Auch in Geldfragen? Jedenfalls ist die Mehrheit weniger skeptisch gegenüber Beratern und der Finanzbranche allgemein als in vielen anderen Ländern der Welt. 51,5 Prozent bezeichnen sich als zufrieden mit ihrer Bank. Quelle: REUTERS
Platz 3 – PhilippinenDass die Philippiner mit ihren Banken mit am zufriedensten sind, hätte man nicht unbedingt gedacht. Aber 56,2 gaben in der Umfrage an, positive Erfahrungen gemacht zu haben. Vielleicht liegt es an der Zurückhaltung der heimischen Institute, die sich kaum im internationalen Spekulationsgeschäft betätigen. Zudem unterliegt der Finanzmarkt seit der Asienkrise strengen gesetzlichen Regularien. Eine Folge daraus: Im Gegensatz zu den USA und Europa sind auf den Philippinen keine Banken pleite gegangen. Quelle: REUTERS
Platz 2 – USABei der Kundenzufrieden liegen die amerikanischen Banken ganz weit vorn. 57,1 Prozent der Befragten zeigt sich positiv. Liegt es an dem guten Service? Oder der einfachen Kreditvergabe? Leicht zu erklären, ist dies nicht. Eigentlich müsste die Mehrheit der Amerikaner inzwischen eine natürliche Skepsis gegen die Branche entwickelt haben. Symptomatisch ist das Vorgehen von JP Morgan: Fast sieben Milliarden Dollar Gewinn machte der Konzern allein im ersten Quartal – dennoch sollen 4.000 Jobs gestrichen werden. Das kann man seltsam finden. Quelle: REUTERS
Platz 1 – Kanada Für die meisten Kunden in Nordamerika gibt es keinen Grund, die Bank zu wechseln. 61,7 Prozent halten einen Wechsel in absehbarer Zeit für unwahrscheinlich. Am zufriedensten sind die Menschen in Kanada, nämlich 60,8 Prozent. Allzu positiv sollte man diese Zahlen allerdings nicht interpretieren. Denn im Umkehrschluss heißt das: Mehr als ein Drittel ist unzufrieden mit seiner Bank. Dies sollte den Instituten zu denken geben. Und in anderen Ländern ist die Meinung noch wesentlich negativer. Quelle: REUTERS
In welchen Ländern die Bankkunden am unzufriedensten sindPlatz 10 - ChinaChinas Bruttoinlandsprodukt wächst zwar nicht mehr mit zweistelligen Raten, aber immer noch deutlich schneller als das anderer großer Wirtschaftsmächte. Schon bald dürfte das Land die USA als größte Volkswirtschaft der Welt ablösen. Einen Wechsel hat bereits stattgefunden: In einer kürzlich veröffentlichten „Forbes“-Liste der mächtigsten Konzerten verdrängte die größte chinesische Bank, die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), den US-Ölkonzern Exxon-Mobil vom ersten Platz. Bewertet wurde anhand einer Reihe von Kennzahlen, darunter Umsatz, Gewinn und Börsenwert. Dabei landete ein weiteres chinesisches Institut auf Platz zwei: die China Construction Bank (CCB). Beide punkten mit enormen Zuwächsen bei Gewinn und Umsatz. Die Kundenzufriedenheit scheint dabei ein wenig auf der Strecke zu bleiben. Nur etwas mehr als ein Drittel (36,3 Prozent ) der Chinesen ist zufrieden mit der Leistung ihrer Banken. Quelle: REUTERS
Platz 9 - FrankreichIn Frankreich sind 36,2 Prozent der Befragten zufrieden mit ihrer Bank – ein Vertrauensbeweis ist das nicht. Ob es tatsächlich am Service liegt? Oder sind es vielmehr die Eskapaden einzelner Institute, die alles überschatten? Jedem dürfte noch die Geschichte von Jérôme Kerviel in Erinnerung geblieben sein, einem Investmentbanker der Société Générale, der mit 50 Milliarden Euro jonglierte und das zweitgrößte Geldhaus des Landes an den Rand des Ruins brachte. So etwas bleibt hängen, und sorgt für Missmut – gegenüber der ganzen Branche, die Präsident François Hollande noch vor wenigen Monaten zum Staatsfeind Nummer eins erklärte. Quelle: AP
Platz 8 - DänemarkFinanzkrise? In Dänemark? Man hört wenig über die Banken des Landes, doch tatsächlich geht es den Instituten dort nicht sonderlich gut. Es fehlen Milliarden, um alte Kredite, die noch vor der Krise aufgenommen wurden, zu decken. Etliche nationale Banken sind in ihrer Existenz bedroht, einige mussten bereits Insolvenz beantragen. Das Vertrauen der Kunden ist offenbar nachhaltig beschädigt, nur 35,9 Prozent der Dänen gibt an, mit ihrer Bank zufrieden zu sein. Quelle: REUTERS
Platz 7 - SpanienSpanien ist das Land in Europa, in dem die Kunden am wenigsten zufrieden sind mit ihren Banken. Nur 34,4 Prozent können der Arbeit der Institute etwas Positives abgewinnen. Das verwundert kaum: Die Branche ist mitverantwortlich für die schwere Krise des Landes. Die EU musste nach Platzen der Immobilienblase mit Milliarden an Hilfsgeldern einspringen, damit die Kreditvergabe nicht weiter ins Stocken gerät und die Wirtschaft vollends abgewürgt wird. Die Arbeitslosigkeit liegt derzeit bei 27 Prozent, bei den unter 25-Jährigen ist sogar mehr als jeder Zweite betroffen. Quelle: AP
Platz 6 - SingapurDer Finanzplatz Singapur boomt. Schätzungen zufolge haben private Investoren inzwischen mehr als 500 Milliarden Dollar in die Fünf-Millionen-Metropole transferiert. Experten glauben, dass der asiatische Staat die Schweiz im kommenden Jahr als wichtigster Vermögensstandort der Welt ablösen wird. Ortsansässige Banken wie die Development Bank of Singapore und die United Overseas Bank zählen laut einer Studie von Bloomberg zu den stabilsten Finanzinstituten der Welt. Beim „Normalbürger“ herrscht überwiegend Skepsis. Nur etwa ein Drittel (34,4 Prozent ) gab an, ein positives Verhältnis zu seiner Bank zu haben. Quelle: dpa
Platz 5 - RusslandFast 50 Prozent aller russischen Einlagen sind bei der Sberbank versammelt. Das mehrheitlich vom Staat gehaltene Institut ist mit 250 Millionen Privatkunden das größte in Osteuropa. Von einem Monopol zu sprechen, wäre zwar übertrieben, dennoch sind die Bank und ihre Filialen, vor allem in Russland, omnipräsent. Über die Kundenzufriedenheit sagt dies allerdings herzlich wenig aus. Insgesamt verbinden die Russen wenig Positives mit ihren Banken, nur 30,Prozent sind wirklich glücklich. Quelle: REUTERS
Platz 4 - VietnamBesonders unzufrieden sind laut Umfrage die Kunden in Asien. In Vietnam äußern sich nur 29,2 Prozent positiv über ihre Bank. Quelle: REUTERS
Platz 3 - TaiwanIn Taiwan sind es 26,5 Prozent, die vollauf zufrieden sind. Quelle: dpa
Platz 2 - JapanIn Japan sind es mit 21,9 Prozent nicht einmal ein Viertel. Quelle: REUTERS
Platz 1 - HongkongAm wenigsten zufrieden sind die Kunden in Hongkong, und das mit Abstand. Bloß 15 Prozent der Befragten würden ihrer Hausbank ein gutes Zeugnis ausstellen. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren: Die Finanzmetropole, eine chinesische Sonderverwaltungszone, gehört neben Malaysia und Singapur zu den großen Offshore-Paradiesen, das Bankgeheimnis gilt auf Jahre, weshalb es immer mehr Superreiche anzieht. Vielleicht ist es das, was die „normalen“ Kunden argwöhnisch macht. Quelle: dpa
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