M&A-Kanzleien Welche Kanzleien bei Übernahmen ihr Geld wert sind

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Deals werden komplizierter

Die daraus entstandene Liste von 55 Anwälten begutachteten wiederum für die Unternehmensseite Sebastian Biedenkopf, Chefjurist bei Bosch, Thomas Götze, Rechtsabteilungsleiter Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht der Deutschen Bahn, und Martin Schlag, Jurist bei Thyssenkrupp.
Für die wissenschaftliche Seite votierten als Juroren Achim Schunder, Leiter Zeitschriften des Verlags C.H.Beck, und Felix Hey, geschäftsführender Gesellschafter des juristischen Fachverlags Dr. Otto Schmidt. Das Ergebnis: 17 Kanzleien gelang mit 29 besonders hervorgehobenen Experten die Aufnahme im M&A-Ranking.

„Seit die Deals immer internationaler werden, werden sie immer komplizierter“, sagt Nikolaos Paschos, M&A-Anwalt bei Linklaters. Kartellbehörden verschiedener Länder reden dann ein gewichtiges Wort mit. Aufwendige Verhandlungen mit Behörden in mehreren Ländern sind Standard. Hinzu kommt, dass unterschiedliche Rechtsordnungen aufeinanderprallen und sich zuweilen widersprechen. Mal sind es verschiedene Fristenvorgaben für Übernahmen: So können in einem Land vier, im anderen Land zwei Wochen vorgeschrieben sein. Mal muss in einen Land die Behördengenehmigung vor dem Kauf vorliegen, im anderen erst danach. „Kann ich die Behörden nicht überzeugen, den Kauf nur nachträglich zu begutachten, muss eventuell die Transaktionsstruktur geändert oder mehr Zeit eingeplant werden“, sagt Seibt.

Die Jury

Besonders kompliziert wird es, wenn es noch gar keine Regeln gibt. „Wir verdienen unser Geld da, wo die Literatur aufhört“, sagt Paschos von Linklaters. Dann gehe es um Erfindungsreichtum, Pragmatismus und die Fähigkeit, über den Tellerrand zu gucken. Dann gebe es kein Richtig und Falsch mehr; Anwälte müssten mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten und Neuland betreten.

Obendrein können noch die Regierung und nationale Interessen ins Spiel kommen. Beim Midea-Kuka-Deal trat die Politik auf den Plan – ein Novum hierzulande, sagt Seibt. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel mischte sich bei der Übernahmeofferte der chinesischen Investoren ein, weil sie außenwirtschaftliche Interessen der Bundesrepublik beeinträchtigen könnte. Inzwischen gab Gabriel aber grünes Licht. „Strenger sind amerikanische und chinesische Regierungen, die öfter mal Deals aus nationalem Interesse verbieten“, sagt Seibt.

Schweigen ist das A und O im M&A-Geschäft. Das Projekt und die Beteiligten bekommen Tarnnamen wie Städte oder Farben. Bei einer großen Fusion hießen Banken Daphne und Chloe. Egal, wie groß die Transaktion ist, alle Beteiligten sind qua Gesetz zur Geheimhaltung verpflichtet.

von Jürgen Salz, Miriam Meckel, Simon Book, Andreas Macho

Tarnnamen und Freizeitlook

Wo man sich trifft, um nicht gesehen zu werden, wird lange überlegt: Bei internationalen Transaktionen verabreden sich Manager oft in den Niederlanden oder der Schweiz. Wenn beide Seiten mit bis zu 25 verschiedenen Beratern aufmarschieren, ist die diskrete Umgebung elementar.

Mussten früher die Anwälte für die Prüfung von Geschäftszahlen des Zielunternehmens noch mit falschem Namen und Freizeitlook in die Firmen kommen, um unerkannt zu bleiben und keine Unruhe zu stiften, so ist dieser Aufwand heute unnötig: Dafür gibt es virtuelle Datenräume. Für die stellt der Verkäufer strenge Regeln mit Zeit- und Personenbegrenzungen auf. Er erlaubt nur eine bestimmte Zahl von Fragen. Käufer könnten so kaum alle kritischen Punkte vorab klären, sagt M&A-Profi Anselm Raddatz von Clifford Chance.

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