M&A-Kanzleien Welche Kanzleien bei Übernahmen ihr Geld wert sind

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Maulkörbe für Vorstände

Vor Abschluss der Transaktionen darf nichts nach außen dringen.
„In der ganzen Zeit haben die Vorstände Maulkörbe, jede Rede ist zehnmal durchgekaut“, sagt Paschos von Linklaters. Ein Vorstandschef hat kaum eine Chance, die Tragweite dessen, was er sagt, zu überschauen. Sickert etwas durch, kann er den Übernahmeplan beerdigen oder muss viel zu früh eine Ad-hoc-Mitteilung herausgeben, die Konkurrenten zu einem Gegenangebot veranlassen oder die Belegschaft in Stellung bringen könnte.

M&A-Deals lohnen für Sozietäten. Für Partner-Stunden kassieren Topkanzleien 400 bis 600 Euro, in Ausnahmefällen 750 Euro. Angestellte Anwälte kosten 280 bis 400 Euro. Manche Unternehmen lehnen Stundensätze ab. „Sie wollen Planungssicherheit, im Budget soll stehen, wie viel die Anwälte kosten“, sagt Seibt. Dann wird ein Deal in einzelne Schritte aufgeteilt, von der Prüfung der Geschäftsdaten zu Beginn (Due Diligence) über den Vertragsentwurf, die Verhandlung, den finalen Vertragsentwurf bis zum Vollzug samt Kartellfreigaben und Behördengenehmigungen. Auch weil die Einkäufer der Unternehmen die Honorare drücken, herrscht hoher Preisdruck. Manche Kanzlei arbeitet zu Dumpingpreisen, allein um ein reputables Mandat zu ergattern.

von Jürgen Salz, Jürgen Berke, Lea Deuber, Susanne Kutter, Tim Rahmann

Das Brot-und-Butter-Geschäft der M&A-Experten sind aber nicht die schlagzeilenträchtigen Megadeals, sondern Unternehmensverkäufe von Mittelständlern – wenn Firmengründer ihr Lebenswerk verkaufen, weil sie keinen Nachfolger in der Familie gefunden haben.

Fachwissen und psychologisches Fingerspitzengefühl

„Das kann sehr emotional werden“, sagt Paschos. Er hat schon erlebt, dass gestandene Unternehmenschefs beim Unterzeichnen der Verträge in Tränen ausbrechen. Oder dass ein Inhaber sein 500-Millionen-Euro-Unternehmen an den Bieter verkauft, der ihm zwar 50 Millionen Euro weniger zahlt, aber sympathischer ist. Viele wollen ihr Unternehmen um jeden Preis in guten Händen wissen, auch weil ihnen die Mitarbeiter am Herzen liegen.

Bei solchen Geschäften brauchen die Anwälte neben ihrem Fachwissen auch viel psychologisches Fingerspitzengefühl.

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